Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
4. Jahrgang.1984
Seite: 4
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Die andere an dieser Stelle zu nennende Veränderung an der Alten Elz bezieht sich auf die Bewässerungsanlagen
(Schleusen, Gräben und Wehre), die notwendig wurden, nachdem dank des Leopoldskanals
die früheren verheerenden Überschwemmungen der Wiesen und Felder nicht mehr auftraten,
was zwar die früheren enormen Unwetterschäden verhinderte, die Erträgnisse der Wiesen und Felder
aber doch spürbar schmälerte. Auch über die Wiesenwässerung an der Elz, ihre Organisation in verschiedenen
Wiesenwässerungsgenossenschaften und ihre Bedeutung für die Landeskultur berichtet
ein gesonderter Beitrag in diesem Heft.

II. Nutzbarmachung der Elz im unteren Breisgau für gewerbliche Zwecke

Unabhängig von all diesen Veränderungen war es wohl seit den Anfängen der Urbarmachung und
Kultivierung unserer Raumschaft bedeutsam und erstrebenswert, die sich ständig erneuernde Kraft
des fließenden Wassers für Antriebszwecke nutzbar zu machen. Muskelkraft der Haustiere und der
Menschen selbst waren in unserem Raum, wenn man nicht an einem Bach oder Fluß gelegen war, die
einzige Antriebsquelle für das Mahlen des Getreides und der Ölfrüchte, das Sägen des Holzes, das
Brechen des Hanfs usw. bis zur Erfindung (James Watt 1763) und Einführung der Dampfmaschine,
mit der das industrielle Zeitalter begann, in Deutschland bis etwa in die Mitte des 19. Jahrhunderts.
Allerdings: Nur mit der Wasserkraft unserer Flüsse und, wo vorhanden, mit der Kraft des Windes
könnten wir heute - bei der gegenüber damals enorm gestiegenen Bevölkerungszahl unseres Landes -
nicht überleben!

Auch die Wasserkraftberechtigten an der Alten Elz waren von jeher bestrebt, die ihnen zugängliche
und verbriefte Wasserkraft möglichst optimal auszunutzen. War das Wasserkraftangebot infolge des
geringen Höhenunterschiedes zwischen Riegel und Kappel von nur rd. 22 m und bei einer durchschnittlichen
Wassermenge von ca. 10 cbm/sec bei den in Kauf zu nehmenden Strömungsverlusten
des Flusses und den früheren unvollkommenen Wasserkraftmaschinen - es waren meistens Wasserräder
- mit insgesamt maximal ca. 1000 kW absolut recht hoch, so ist dies gemessen am heutigen Gesamtleistungsbedarf
unserer Raumschaft größenordnungsmäßig nur 1 °7o. In früheren Zeiten bedeutete
die unerschöpfliche Wasserkraft der Elz dem einzelnen Triebwerksbesitzer eine Quelle des relativen
Wohlstandes, um dessen ungeschmälerte Erhaltung er sich - unter Beachtung des Wasserrechts
(siehe Beitrag über das Mühlenrecht vom 4. Juni 1256 an anderer Stelle dieses Heftes) und unter Einhaltung
der Wasserordnung (über die Wasserordnung im Breisgau vom 27. September 1547 soll in einem
späteren Heft berichtet werden) - bis zum äußersten einsetzte. Dies geht aus zahlreichen Mitteilungen
und Dokumenten verschiedener Zeiten hervor wie z.B. aus Beschwerden über Schäden an den
Ufern infolge zu hoher Wasseraufstauung, aus Schriftwechsel zwischen zwei hintereinander liegenden
Triebwerken wegen übermäßigen »Spannens« des Wassers durch das eine der beiden, aus Forderungen
nach Setzen von Eichpfählen, Eichmarken und - zur Sicherung der Eichmarken - »Rückmarken«
zur leichteren Kontrolle der tatsächlichen Wasserstauung, aus Absprachen zwischen parallel gelegenen
Triebwerken über die gerechte Verteilung der Wasserkraft oder, seit Aufnahme der planmäßigen
Wiesenbewässerung in der Mitte des 19. Jahrhunderts, aus Einsprüchen von Werksbesitzern gegen zu
starke Wässerung bzw. deren Zeitpunkt und -dauer. Die Wiesenbesitzer waren - und sind es heute
noch - von einer ausreichenden Bewässerung ihrer Wiesen abhängig und auch die Fischereiberechtigten
an der unteren Elz forderten von den Werksbesitzern schon immer Rücksichtnahme auf den
Fischbestand, etwa wenn auch bei »Bachabschlag«, d.h. wenn das Bachbett für die Reinigungs- und
Instandhaltungsarbeiten leergelaufen sein muß, »für die Fische noch etwas Wasser fließen muß« (Akte
der Großh. Cultur-Inspection Freiburg vom 13.6.1888).

III. Der Bau der Einlaßschleuse in die Alte Elz bei Riegel

Das Wasser ist eine Elementargewalt. Dies bekommen vor allem die Anlieger an Bächen und Flüssen
immer wieder zu spüren, auch heute noch. In früheren Zeiten war dies nicht anders, gerade auch an
der unteren Elz. Elz, Dreisam und Glotter mit ihren ausgedehnten Einzugsgebieten mit hohen und
stark veränderlichen Niederschlägen (Frühjahrsschmelzwasser, Wolkenbrüche, Dauerregen) ließen
oft die untere Elz mit ihrem ab Riegel geringen Gefälle aus ihrem gewundenen, mäanderförmigen
Flußbett austreten und das Land und die Siedlungen unter Wasser setzen.

Alle Orte und Fluren in der Nähe der unteren Elz waren immer gefährdet, am stärksten aber und sehr
oft schwer geschädigt waren die Stadt Kenzingen, die Fluren östlich Oberhausen und die Orte Kappel
und ganz besonders Rust. Die beim »Mühlehof« östlich Oberhausen in die Elz mündende Bleiche, in

geringerem Umfang das aus dem Bombacher Tal kommende Dorfbächle und der aus dem langen, tief
eingeschnittenen Münstertal kommende Ettenbach konnten - und können auch heute noch - bei Wol-

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