Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
4. Jahrgang.1984
Seite: 5
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kenbrüchen oder anhaltendem Dauerregen zu reißenden Flüssen anschwellen und häufig auch an der
unteren Elz zu Überschwemmungskatastrophen, Uferzerstörungen und Schlamm-Muren auf Wiesen
und Feldern führen. Im Jahr 1840, als der Leopoldskanal weitgehend fertiggestellt war, wurde bei
Riegel am Beginn der unteren Elz eine viertorige Einlaßschleuse (Bild 6 im Beitrag »Der Bau des Leopoldskanals
«) und im Leopoldskanal ein Streichwehr (dieses später mit automatisch wirkenden Stauklappen
versehen) errichtet. (In diesen Jahren wurden übrigens auf der Grundlage des 1. Badischen
Eisenbahngesetzes vom 29.3.1838 auch die ersten badischen Staatsbahnstrecken errichtet und dem
Betrieb übergeben: Mannheim - Heidelberg am 12.9.1840, Mannheim - Karlsruhe 1843, Karlsruhe -
Offenburg 1844, Offenburg - Freiburg 1845). Für das stattliche Bauwerk der Einlaßschleuse bei Riegel
wurde roter Sandstein aus einem Steinbruch bei dem elsässischen Oberehnheim (Obernay) am Fuß
des Odilienbergs und hydraulischer Kalk aus Bodersweier bei Kehl verwendet. Schwierig gestalteten
sich die Schachtarbeiten, alles mußte damals noch von Hand verrichtet werden. Die Akten der
»Großh. Cultur-Inspection Freiburg berichten unter dem 28.8.1843 von Schwierigkeiten beim Öffnen
und Schließen der fertiggestellten Einlaßschleuse durch den Aufseher Fehr und fahren fort: »Nach
Vollendung des gesamten Bauwesens ist ein Schleusenmeister mit fachgemäßer Instruction aufzustellen
, worin als Hauptnorm festzusetzen seyn wird, daß alles nützliche Wasser in das alte Elzbett einzulassen
ist, dagegen das schädliche Wasser durch den Leopoldskanal zu fließen hat«. Schon damals
wurde in der Staatsverwaltung gespart. Die Mittel für die Anfertigung und Aufstellung der Winde
zum Betätigen der Eihlaßschleuse fehlten und mußten aus dem Elz- und Dreisam-Rectifications-Etat
bereitgestellt werden. 1855-72 fallen wiederholt größere Reparaturen der Einlaßschleuse an. Unter
dem 30.3.1872 ist den Akten der Stadt Kenzingen der Bericht des Zimmermeisters Sebastian Kaufmann
zu entnehmen, wonach die Schleusentore faul und schlecht seien, das eine sei durchgebrochen.
War es ungeeignetes Holz oder die Wirkung des Wassers? Das schadhafte Wehr wurde ausgewechselt
, von den vier Öffnungen der Einlaßschleuse wurden die beiden äußersten zugemauert
(12.8.1872).

IV. Reinigung und Instandhaltung der Alten Elz

Anlandungen an verschiedenen Stellen, insbesondere hinter der Einlaßschleuse, schmälern heute wie
damals die Einlaufwassermengen merklich und müssen deshalb von Zeit zu Zeit beseitigt werden. Mit
Schreiben vom 20.4.1873 wird dem Gemeinderat der Stadt Kenzingen von der Großherzogl. Wasser-
und Straßenbau-Inspection Emmendingen mitgeteilt, die Stadt möge für die Beseitigung der Anlandungen
bei verschiedenen privaten Grundstücken sorgen, »wenn anders nicht ein Schlamm- und
Sumpfloch werden und die dortige Gegend durch Erhöhung der Alten Elz nicht unnötig versumpfen
soll«. Und unter dem 31.5.1873: »Mit Rücksicht auf die viel Schlamm und Geschiebemassen führenden
mehr oder weniger starken Seitenflüsse der Alten Elz wird eine Regulierung derselben von Riegel
bis zu ihrer Ausmündung in den Rhein auf die Dauer nicht zu umgehen sein, wenn nicht im Laufe der
Jahre durch Versumpfung derselben der Gegend bedeutende Nachteile zugehen sollen«. Schon Tulla
hatte an eine Regulierung der Elz, sicherlich auch gerade der unteren Elz gedacht, wenn er schrieb:
»Das schöne Elzwiesenland kann solange nicht kultiviert werden, solange die Elz nicht rektifiziert
ist«. Die Kanalisierung der Elz zwischen Gutach und Riegel wurde verwirklicht, ab Riegel der Leopoldskanal
errichtet. Bei der Alten Elz beschränkte man sich jedoch auf eine Begradigung zwischen
dem heutigen Seehof östlich Oberhausen und der Gemeinde Rust. Zum Glück blieben die anderen
Abschnitte der Alten Elz von der Rektifikation verschont, obwohl es einige Anläufe zu Durchstichen
größerer Elzschleifen nordwestlich Kenzingen gab. Wie reizvoll sind doch diese Partien, im Gegensatz
zum gestreckten, eintönigen Flußverlauf zwischen dem Seehof und Rust!

Noch viele Jahrzehnte nach Inberiebnahme des Leopoldskanals waren Reinigung und Instandhaltung
des Betts und der Ufer der Alten Elz Sache der Großh. Badischen Cultur-Inspection Freiburg d.h. des
Großherzogtums Baden. Dem genannten Amt oblag u.a., Zeitpunkt und -dauer des Bachabschlags
festzusetzen, eine nicht einfache Aufgabe, wie auch die heute dafür zuständigen Gremien immer wieder
feststellen müssen. Aus der Sicht der Wiesenbesitzer sollte die sommerliche Bewässerung möglichst
bald nach der Heuernte - in der Regel ist diese zwischen dem 15. und 24. Juni - stattfinden. Die
Werksbesitzer wünschen, daß der Bachabschlag möglichst in die Zeit ihrer Betriebsferien fällt. Des
öfteren, so z.B. am 2.6.1889, führten die Wiesenbesitzer über die Werksbesitzer Klage, diese würden
ihre Schleusen (Schützen) zu früh nach Öffnen der Einlaßschleuse bei Riegel - am Ende eines Bachabschlags
- schließen, um das Wasser zu »spannen«, anstatt sie 24 Stunden lang offen zu lassen, »damit
der Schlamm in den Rhein geschwemmt wird«. Unter dem 23.6.1889 mußte die Mühle in Kenzingen
gerügt werden, sie habe bei Beginn des Bachabschlages ihre Schleuse zu spät gezogen (geöffnet), um
noch die ganze Nacht hindurch ihr Werk laufen zu lassen; sie wurde hierfür »in Strafe genommen«.

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