Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
4. Jahrgang.1984
Seite: 70
(PDF, 33 MB)
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Mit der ansteigenden Bevölkerung, dem wachsenden Konsum wurden durch die häuslichen
, gewerblichen und industriellen Abwässer und Abfallprodukte viele Gewässer verschmutzt
, mit Schadstoffen belastet, ortsweise sogar vergiftet, so daß Fische und Wasservögel
starben. Die modernen Kläranlagen, die von den Gemeinden und Abwasserzweck -
verbänden im letzten Jahrzehnt gebaut wurden und der Wegfall der lokalen Mülldeponieren
, haben die Schmutzfrachten verringert, die Sauerstoffgehalte im Wasser wieder erhöht
, so daß vielerorts wieder ein artenreicher Fischbestand registriert wird.
Für die Verbesserung der Gewässerverhältnisse und für ihre Reinhaltung werden in Baden-
Württemberg an jedem Werktag eine Million Mark ausgegeben. Die Wassergüte in Seen
und Flüssen wird in der Gewässergütekarte dokumentiert.

Wasser als Naturelement und Naturgewalt bestimmte schon die Standorte frühester Siedlungen
. Die Wasserkraft wurde vielseitig genutzt. Wasserräder gehören zu den ältesten
technischen Errungenschaften der Menschheit. An der Elz, der Bleiche, dem Kirnbach gab
es viele Mühlen zur Bearbeitung von Getreide und Ölfrüchten, Sägemühlen, Plauelmüh-
len, Hammerschmieden. Jeder Ort hatte seine Hanfrötze: Kenzingen im Gewann Stangenmatten
beim Nonnenhölzle, Hecklingen im Gewann Kreit, von der Kreitelz eingespeist,
Bombach an der Kenzinger Gemarkungsgrenze und Nord weil im unteren Brunnental. Die
Pochen brauchten Wasser zum Erz verstampfen, die Bierbrauer gutes Wasser für ihren
Gerstensaft, Papiermühlen für die Papierherstellung.

Der Landesherr profitierte vom Wasser; er nahm sich das Recht der Wassernutzung. Meist
legte er seine Steuer auf die Benutzung des Baches als Räderzins, Wasserfallzins, Molzerabgabe
und durch die Fischwasserverpachtung. Zum Beispiel mußte nach alten Akten
»wer zu Tutschfelden oder Wagenstadt in die Bleich Hanf einlegen oder rötzen will, dem
Inhaber der Herrschaft Kirnberg und Kenzingen des Jahres eine Henne oder entsprechendes
Geld entrichten.«

Schließlich waren Flüsse schon zur Römerzeit Verkehrslinien und uralte Handelspfade. So
war Kenzingen ein kleiner Elzhafen mit Anlände. Der Transport schwerer Güter erfolgte
auf der Wasserstraße. Bekannt als einträgliches Geschäft für die Landesherren war der
Holzhandel nach Holland auf dem Wasserweg, der erst mit dem Bau der Eisenbahn endete
. Die gefällten Bäume wurden zunächst einzeln dürft Trift in den Bächen und Nebenflüssen
des Rheines gebracht, dann zu größeren Flößen zusammengefunden und schließlich bei
der Einmündung in den Rhein zu Riesenflößen vereinigt. Als schwimmende Inseln mit
über 300 Meter Länge, mit aufgebauten Hütten, Vieh und Stall und mit einer starken Besatzung
wurden sie den teilweise tückischen Rhein abwärts gesteuert. Um 1780 wollte man
auch den Bleichbach wieder flößbar machen.

Bis Mitte des letzten Jahrhunderts bestand die Kenzinger Wasserleitung aus Holz, aus den
sogenannten Deichein von ausgehöhlten Forlenstämmen. Der Kenzinger Walddistrikt
»Forlenwald« mußte dieses Forlenholz für den Ausbau und die Unterhaltung der Wasserleitung
liefern und forstlich dementsprechend kultiviert werden.

Daß Wasser eine Naturgewalt ist und als »höhere gewald« Schäden und Katastrophen anrichten
kann, haben wir im vergangenen Jahr erlebt. Auch aus früheren Zeit gibt es Berichte
wie folgenden: »Der Wolkenbruch am 28. Juli 1750 verursachte ein solches Anwachsen
des Aubaches, daß das Wasser in den Tabernakel des Hochaltars der Kirnhaider Kirche
lief, der Bachbrunnen, die Sakristei samt Bruderhäuschen hinweggerissen wurden, das
Wasser der Bleich in Bleichheim in 7 Häusern zum Fenster hineinlief, Schweine und Geißen
ertranken.«

Als erste größere Hochwasserschutzmaßnahme wurde vor ca. 150 Jahren die Korrektur der
Elz durchgeführt (1837-1846). Die Begründung der damaligen Baumaßnahme besagt:

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