Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
4. Jahrgang.1984
Seite: 93
(PDF, 33 MB)
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heren Grundwasserstände ehemals bessere Lebensbedingungen als die Elzwiesen boten, die
Anzahl der brütenden Vögel stark zurückgegangen. Anfangs konnten die Wiesenverluste
noch ausgeglichen werden, da die Vögel auswichen oder auf engerem Raum brüteten, so
daß sich an der Gesamtpaarzahl wenig änderte. In den Jahren seit 1977 ist der Bestand aber
von ca. 150 Paaren am Südlichen Oberrhein (von 200 in Baden-Württemberg) auf etwa 110
Paare zurückgegangen. Das hört sich zwar schlimm genug an, erscheint aber im Vergleich
zum fast völligen Aussterben anderer Arten noch nicht so dramatisch. Dabei wird die Tatsache
verschleiert, daß Brachvögel ein sehr hohes Alter (über 30 Jahre) erreichen können
und sehr standorttreu sind. Die Vögel kehren dann im Frühjahr in ihre angestammten Reviere
zurück, selbst wenn diese zerstört sind, pflanzen sich dann aber nicht mehr fort, was
auf die Dauer zu einem Zusammenbruch der Population führt.

Im Gegensatz zu fast allen anderen Brutgebieten hat nun der Große Brachvogel in der Elzniederung
nicht ab-, sondern sogar leicht zugenommen, nachdem zwischenzeitlich eine
rückläufige Entwicklung zu beobachten war.

Tabelle 2: Zwar wurde auch hier, besonders östlich

Entwicklung des Brutbestands des Großen Brach- der Autobahn der Lebensraum des Brachvogels
m der, Elzw,esen (a) und am Südlichen ^ sehr starR verkldnert aber dies wur.

Oberrnein (b) . . , . . .

de durch die Erhaltung der nach heutigen

Jahr 1977 78 79 80 81 82 83 Maßstäben großen zusammenhängenden

Paare a 10 9 8 8 14 14 14 Wiesenflächen im Bereich der Wiesenwäs-

Paareb 150 110 serungsgenossenschaften »Pfadacker-

Rüttele« und »Untere Elz« kompensiert.
Neben dem weitgehenden Schutz vor Umbruch (der dennoch entgegen der Satzung da und
dort geduldet wurde) hat die Wiesenbewässerung für den Brachvogel einen weiteren sehr
positiven Aspekt, denn ohne diese wären die Elzwiesen fast zu trocken. Aus vielerlei Gründen
zieht der Brachvogel, der Bodenbrüter und Nestflüchter ist, feuchte bis nasse Wiesen
vor. In erster Linie hängt dies mit der Erreichbarkeit der Nahrung für die Jungvögel zusammen
, die in einem feuchten Boden leichter nach ihrer (rein tierischen) Nahrung stochern
können. Wasserwiesen werden auch oft später als andere gemäht, so daß die Jungvögel
vor dem ersten Schnitt ausschlüpfen, und das Gelege nicht Gefahr läuft, ausgemäht
zu werden. Der Bruterfolg der Brachvögel, die in der Regel vier Eier legen, ist dann am
größten, wenn beim vorgesehenen Mähtermin schlechtes Wetter herrscht, und der Beginn
der Mahd dadurch verzögert wird.

Die überragende Bedeutung der Elzwiesen für den Großen Brachvogel weist, aber vor allem
in die Zukunft, denn kein Gebiet bietet so günstige Voraussetzungen zum Überleben
dieser Art, wenn nach Durchführung des geplanten Flurbereinigungsverfahrens die Kernzone
weiter als Grünland genutzt wird. Voraussetzung ist, daß die ausgewiesene Grünlandfläche
nicht zu klein wird, daß weitere Störungen zur Brutzeit ausgeschlossen bleiben (z.B.
Modellflugbetrieb) und daß möglichst die Wiesenbewässerung erhalten bleibt.
Wie in anderen Gegenden auch, hängt also das Schicksal des Großen Brachvogels weitgehend
von der Landwirtschaft ab.

Der Deutsche Bund für Vogelschutz sucht deshalb die Zusammenarbeit mit den Landwirten
. Diese kann z.B. darin bestehen, daß wir die Gelege der Brachvögel (für andere unauffällig
) markieren, worauf dann der Landwirt beim Walzen der Wiesen oder, wenn der erste
Schnitt vor dem Schlüpftermin liegt, beim Mähen Rücksicht nimmt, wobei Entschädigungen
möglich sind. Denkbar ist auch, daß Landwirte Wiesen, die von uns gekauft (woran
wir immer interessiert sind) oder gepachtet werden, weiter bewirtschaften, wobei natürlich
gewisse Einschränkungen hingenommen werden müßten. Bei beiderseitigem gutem Willen
lassen sich sicher Möglichkeiten zum Schutz dieser für unsere Wiesen so typischen Vogelart
finden.

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