Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
4. Jahrgang.1984
Seite: 103
(PDF, 33 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/pforte-1984-4/0105
Deutlich lassen sich die Spuren des politischen Zusammenbruchs im Oberrheingebiet beobachten. Gerade
die Mächtigsten dieses Raumes nützen das Urteil gegen Friedrich II. zum eigenen Vorteil weidlich
aus. Vergebens hatten sie sich in den vergangenen Jahrzehnten gegen den herrschaftlichen Zugriff
des Staufers gewehrt. Denn dieser hatte nach dem Tode des letzten Zähringers, Bertholds V.,
(1218) einen großen Teil aus dessen Herrschaft für sich und das Reich in Anspruch genommen. Widerstand
kam dabei nicht nur von den Grafen von Freiburg als nächsten zähringischen Erben. Auch
andere wollten an der Erbmasse des mächtigsten Geschlechtes am Oberrhein partizipieren. Etwa die
Markgrafen von Baden, die sich bezeichnenderweise genau in dieser Zeit (1239) erstmals nach der
Burg Hachberg benannten; oder die Bischöfe von Basel und Straßburg; oder die Herren von Geroldseck
und - die Herren von Osenberg. Erst 1245 bot sich ihnen eine unerwartet große Chance.

Der Straßburger Bischof Heinrich von Stahleck zog gleich nach seiner Einsetzung 1245 nach Franken,
um an der Wahl des Gegenkönigs teilzunehmen. Er stand diesem auch noch in der Schlacht gegen den
Staufer Konrad IV. bei, zog aber dann selbst gegen kaiserliche Stützpunkte am Oberrhein. Rasch eroberte
er Ortenberg, den Sitz der Reichslandvogtei Ortenau, und besetzte Gengenbach und Hausach
im Kinzigtal. In der Rheinebene ging Mahlberg dem Reiche verloren. Ein wichtiges Ziel des Straßburger
Bischofs war es, seinem Bistum die Nimburger Erbschaft zurückzugewinnen. Im Jahre 1200 hatte
nämlich der Graf von Nimburg seinen gesamten Besitz an den Bischof von Straßburg verkauft, weil
er mit seinem Sohne nach Palästina auswandern wollte. Burg und Dorf Nimburg, Herbolzheim und
Weisweil, eine Reihe von Gutshöfen in dieser Gegend und anderes mehr wechselten so den Besitzer, -
aber nur auf dem Papier. Denn es gab immer noch einen Mächtigeren, der Anspruch darauf erhob;
zuerst der Zähringer, dann der Kaiser. Der Bannfluch von 1245 bot deshalb dem Straßburger die Gelegenheit
, gegen Friedrich vorzugehen, um die Nimburger Erbschaft wiederzugewinnen.
Er fand für seine Aktion bereitwillige Helfer, unter ihnen die Herren von Geroldseck, die auf diese
Weise Mahlberg in ihren Besitz brachten, und die Herren von Osenberg. In einem Brief an den Papst
vom Ende der vierziger Jahre lobt sich Rudolf von Osenberg selbst als unerschrockenen Verteidiger
der Kirche. Ihm sei dadurch schwerer Schaden entstanden. Als härtesten Schlag nennt er die Zerstörung
seiner väterlichen Burg. Sie lag auf einer Rheininsel unterhalb Breisachs. Der Einsatz des Üsen-
bergers gegen die staufische Partei war zwar verlustreich, aber hatte sich zuletzt auch für ihn ausbezahlt
. Er verlegte nämlich seinen Herrschaftssitz von der Südwestecke des Kaiserstuhls in den Kenzin-
ger Raum, wo er ebenfalls beträchtlichen Eigenbesitz und umfangreiche Lehen des elsässischen Klosters
Andlau hatte. Seit dieser Zeit erscheint er auch als Leheninhaber der Straßburger Kirche in Herbolzheim
, Weisweil und Riegel. Die Interessen von Bischof und Üsenberger waren in diesem Räume
offensichtlich identisch.

Nach meiner Einschätzung ist die Gründung des Zisterzienserinnenklosters Wonnental die erste
Frucht dieser Zusammenarbeit. Schon einige Jahre bestand hier eine religiöse Frauengemeinschaft,
bis sie 1245 mit etwa 15 weiteren Klöstern im süddeutschen Raum unter die Leitung des Dominikanerordens
gestellt wurde. Im April 1248 aber machte Rudolf von Osenberg dem »Zisterzienserinnenkloster
Wonnental bei dem Dorfe Kenzingen« eine Schenkung. Sie sollte aber nur gelten solange der
Konvent an diesem Ort lebte; ein Standortwechsel durfte höchstens innerhalb des üsenbergischen
Herrschaftsgebietes möglich sein. Die Schenkungsurkunde ist in Straßburg ausgestellt, in Anwesenheit
des Bischofs und führender Persönlichkeiten des Domkapitels und des Dominikanerordens. Dem
Straßburger Bischof ist es wohl auch zuzuschreiben, daß die Nonnen dem Zisterzienserorden unterstellt
wurden. Dafür spricht allein schon seine Mitwirkung in dieser kirchlichen Angelegenheit. Denn
Wonnental lag überhaupt nicht in seiner Diözese, sondern gehörte zum Bistum Konstanz. Persönlich
war er dem älteren Orden durch eine Klosterstiftung seines Vaters verbunden. Darin hatte seine
Schwester Aufnahme gefunden. 1248 war er noch einmal in Sachen eines Zisterzienserinnenklosters
tätig; er weihte die Klosterkirche Lichtenthai bei Baden-Baden, wiederum außerhalb seiner Diözese.
Die Markgrafen von Baden planten diese Neugründung als Grablege ihres Geschlechtes. Hier sollten
alle Mitglieder ihrer Familie bestattet werden, hier sollte sich Familienbewußtsein verdichten und im
ständigen Totengedächtnis der Nonnen gegenwärtig sein.

Ich glaube, Lichtenthai diente dem Üsenberger als großes Vorbild für sein Kloster Wonnenthal. Der
Tod des Bruders im Frühjahr 1248 gab Rudolf vom Osenberg einen unmittelbaren Anlaß. Noch im
gleichen Jahr stiftete er dem Kloster ein Eigengut zu dessen Seelenheil. Es ist also möglich, daß dieser
hier begraben wurde. In den folgenden Jahren überschüttete Rudolf das Kloster förmlich mit Gaben.
Er schenkte mehrere Güter, eine Mühle und viel Wald; Abgaben, die ihm die Kenzinger zu zahlen hatten
, ließ er direkt an das Kloster zahlen. 1254 übertrug ihm der Papst dessen Schutz. Eine ganze Reihe
päpstlicher Schutzprivilegien folgte. Seine Nachkommen feierten ihn 1286 als »Gründer des
Klosters«, in dem er auch 1258 bestattet wurde.

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