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dungsschlacht zwischen den zwei Herrschern stattfand. Schwierigkeiten hatte Herzog Albrecht nur
vor Freiburg und Kenzingen, wo die Stadttore verschlossen blieben. Kenzingen wurde Tage später
von den Uesenbergern an dessen Gegner König Adolf von Nassau verkauft, damit dieser sein Heer geschützt
über die Elz setzen konnte. Aber der Habsburger war noch besser beraten, er war auf der
rechten Seite der Elz vor die Stadt gezogen und schlug sein Feldlager bei den Anhöhen von Altenken-
zingen auf. Während 14 Tagen, vom 23. April bis zum 6. Mai 1298 blieb Albrecht und beobachtete
die Stadt und das Heer König Adolfs von Nassau auf der anderen Seite der Elz. Der Kriegsrat handelte
klug, indem er zur Gelassenheit, aber auch zur Wachsamkeit riet. Alle Bewegungen in der Stadt
wurden von den Höhen aus scharf beobachtet. Der Habsburger Löwe war im Lauern wie im Sprung
gleich gefährlich. So entging es ihm nicht, daß plötzlich - und was zu erwarten war - nassauische
Truppenteile über die Elzbrücke in die Stadt eingelassen wurden. Die Uesenberger hatten ihre Stadt
an den König verkaufen müssen! Auf diesen Moment waren die Habsburger trefflich vorbereitet.
Hier fand die Entscheidung statt, wer von beiden der geschicktere Feldherr, sowohl strategisch wie
taktisch, war. Für eine Schlacht hatte Herzog Albrecht die bessere Bergstellung und keinen Flußlauf
im Rücken. Er hatte die besseren Beobachtungsstellungen. Er hatte von Norden her die Stadt Kenzingen
ganz umfaßt, mit seinen Erfahrungen in der Einnahme von Städten hätte er sie auch früher schon
nehmen können - das Zurückhalten ist ihm sicher schwergefallen - aber er hätte damit nur den Gegner
in die Stadt gerufen, ein unübersichtlicher Häuserkampf hätte einen ungewissen Ausgang gehabt und
die aufgestellte Falle würde vorzeitig zugeschnappt sein. Der Habsburger konnte zudem warten, weil
er die offene Rheinebene hinter sich wußte, woher ihm auch noch Verstärkung aus der Stadt Straßburg
zugesichert war, Adolf eilte es diesem den Weg vor einer Vereinigung mit Straßburg abzuschneiden
, deshalb brauchte er die Brücke über die Elz und die Stadt Kenzingen und kaufte sie von den zögernden
Uesenbergn, die in seinem Lager waren. Die in die Stadt einrückende Streitmacht Adolfs
konnten nun nicht gleich durch das nördliche Stadttor den Angriff unternehmen. Sie werden sich gefreut
haben, im Schutz der Mauern sicher zu sein und sich ausreichend verproviantieren zu können.
Zumindest eine Nacht wollten sie Ruhe haben. Sie sollten sie haben! Sie waren zwar in eine offene
Falle gegangen, aber doch eben in eine Falle. Denn in dieser Nacht bemächtigten sich die Habsburger
der Fischerboote und Kähne, welche die Kenzinger versteckt unter den Bäumen am Elzgraben vertäut
hatten und fuhren den Fluß hinab zum Rhein. In den Fischerorten bis dorthin verfuhren sie in derselben
Weise. Das Groß der Habsburgerischen Reiterei, der auch.ein ungarisches Kontingent angehörte,
ritt ungestört nach Rheinau und ist bereits am 7. Mai in Straßburg. Die Straßburger unter dem Befehl
ihres Bischofs Konrad III von Lichtenberg waren ihnen bis kurz vor Kenzingen entgegengezogen, hatten
die Brücken über die verzweigten Arme des Rheins offengehalten und nach dem Durchzug geschlossen
, was an günstiger Stelle durch Abbruch und verstärkte Bewachung geschehen sein mag.
Der Kauf der Stadt Kenzingen war zwecklos geworden. König Adolf wird sich die Augen gerieben haben
, als er am nächsten Morgen seinen geschätzten Feind nicht mehr vorfand, er war nun gezwungen,
sein Reiterheer im Trab nach Breisach zurückzuführen, wo allein ihm noch ein Rheinübergang offen
stand. Von den oberelsässischen Reichsstätten erhielt er zwar noch Zuzug, aber der Widerstand in
Niederelsaß war bereits gut organisiert und zunehmend, auf Umwegen erreichte er die Pfalz. Aber zu
spät, er war inzwischen von den Kurfürsten abgesetzt worden. In Göllheim konnte ihm der neue König
Albrecht von Habsburg, der sein Ziel mit Geschick und kraftvoller Entschlossenheit erreicht hatte
, mit aller Macht herausfordern, denn dieser hatte nun auch das Recht auf seine Seite gebracht, einem
König entgegenzutreten, was ihm - hätte er dies vorher getan - als Rebellion ausgelegt worden
wäre. Dies war also der Hauptgrund, weshalb Albrecht die günstige Gelegenheit vor Kenzingen seinen
Erzfeind zu besiegen, nicht wahrgenommen hat, aber ihm seine Überlegenheit als Feldherr und kluger
, maßhaltender Politiker deutlich fühlen ließ. Albrecht hatte unzweifelhaft die besseren Ratgeber
um sich und nutzte seine Vorteile sofort. Unter den Ratgebern war der Hofmeister Herzog Albrechts,
Jakob von Frauenfeld und der Bischof von Konstanz Heinrich, beide kannten die Lage um Kenzingen
teils persönlich, teils durch ihre breisgauischen Adeligen genauer als der Nassauer, der sich nur auf
seine Uesenberger Vasallen verlassen konnte, welche natürlicherweise ihre Festung Kenzingen ungern
aus der Hand gaben und zum Zankapfel werden ließen. Sie gaben erst spät nach, als ihnen keine andere
Wahl mehr blieb, entweder ihre feste Stadt an Adolf zu verkaufen oder bei ihrem König in Ungnade
zu fallen und damit alles - unter diesen Umständen wahrscheinlich auch ihr Leben - zu verlieren
. Sie befanden sich gleichsam wie zwischen zwei Mühlsteinen, die nur deshalb nicht in Bewegung
und aneinander geraten konnten, weil die Stadt einzig auf Befehl ihrer Herren, der Uesenberger Gebrüder
, den Riegel zu öffnen bereit war. Die Stadtgründung an der Elz hatte damit ihre vortreffliche
strategische Lage unter Beweis gestellt. Die Uesenberger haben zudem hier bewiesen, daß sie diese Lage
bewußt gewollt hatten und in dieser großen Gefahr voll auszunutzen verstanden. Man kann ihnen
keinen Vorwurf machen - sie haben ihre Stadt geliebt! Die Stadt war nach dem Willen ihrer Erbauer
wirklich eine Festung, wobei die Elz immer eine Front fließend abdeckte.
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