Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
4. Jahrgang.1984
Seite: 119
(PDF, 33 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/pforte-1984-4/0121
350 cm über dem Boden, zeigten sich nach Entfernung des Putzes links und rechts des Westportals
Teile einer profilierten gotischen Fensterbank mit Ansätzen von Streben. Es waren die Reste der ursprünglichen
Westfenster der Seitenschiffe. Das große Fensterwerk der Westfassade dürfte das
Abendlicht in ungewohnt reichem Maße in die weite Halle der Kirche eingelassen und eine feierliche
Stimmung bewirkt haben, die den Besucher nach der Tagesarbeit und Mühe nur den Seufzer »Feierabend
« und ein Dankgebet seiner Brust entlocke konnte. Ich weiß, nicht allen - aber die Ausnahmen
besuchen in der Regel ihre eigene herrliche, erbarmende und stärkende Kirche nicht.

Zu den gotischen Türmen: Sicher ist, daß die erste Kirche (die der Stadt vor 1300 als Notkirche diente)
nur einen kurzen Stumpf besessen hat, vielleicht bis zur Höhe des ersten Wasserschlaggesimses, mit
einem überdachten Balkengeschoß versehen, in dem ein erster Glockenstuhl installiert war. Erst im
Zusammenhang mit dem Chorbau nach 1300 wurde beide Türme über den heutigen Dachfirst hinaus
hochgemauert, wahrscheinlich bis zur Höhe des Maßwerkes der spät-gotischen Schallfenster, wo die
Sandsteinquadern friesähnlich vom Eckverband waagrecht über die Turmseitenflächen gezogen sind,
so daß man vermuten darf, sie könnten das Kranzgesims, den Abschluß der gotischen Türme gebildet
haben. Darüber kann man sich für diese Zeit nur einen massiven, etwa turmobergeschoßhohen Spitzhelm
aus Stein (wie beim Breisacher Südturm), eine vier- oder achtseitige Pyramide vorstellen. Die
zweitürmige Anlage der Kenzinger Stadtkirche, wie sie wirklich meist nur bei Bischofskirchen üblich
war, spricht aber nicht allein vom Selbstbewußtsein der damaligen Kenzinger Bürger« wie Dekan Dr.
Marquart liebenswürdig sagt, sondern vom Vermögen und Baugestaltungswillen des Kirchherrn, der
diesem hohen Chor den nötigen Flankenschutz, eine statische Stabilität verleihen mußte, damit er -
selbst wie ein Fels Petri - die Stürme der Jahrhunderte schadlos überstehen konnte.

Abb. 9: Ansicht Südseite der gotischen Stadtkirche um 1330

Es war sicher beabsichtigt, die unteren Fenster des Kirchenschiffes mit farbigem Glas zu schließen.
Ich glaube nicht, daß dies geschehen ist, die Glasmaler waren an vielen bedeutenden Kirchen beschäftigt
und mußten oft abgezogen werden. Die Größe der unteren Fensteröffnungen war wohl geeignet,
Bilderfolgen oder Zunftscheiben aufzunehmen, doch die Mittel fehlten. Um das Tageslicht so tief wie
möglich einfallen zu lassen, wurden die Gläser beinahe farblos getönt. Für die obere Fensterreihe ist
ein sehr helles Graugrün gewählt worden, wie aus aufgefundenen - rautisch beschnittenen - Glasscherben
, hervorgeht, welche auf dem Gesims des erhaltenen Fensters über der Hürnheim-Kapelle gefun-

119


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/pforte-1984-4/0121