http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/pforte-1985-5/0062
das Extensivgehölz-Sortiment ländlicher Ortsetterbereiche zu ergänzen, und sie auch für
Schutz- und Heckenpflanzungen in der freien Landschaft zu verwenden.
Folgende zwei Beispiele seien dazu erläutert:
In Hügelheim (jetzt Stadtteil von Müllheim/Baden) gehören der Maulbeeranbau und die
Seidenraupenzucht zur Ortsgeschichte. Der Weingutsbesitzer Johann Jacob Marget (geb.
1803, gest. 1875), der Urgroßvater der jetzigen Inhaber des Marget'sehen Gutes, betrieb im
vorigen Jahrhundert eine ausgedehnte Seidenraupenzucht im Obergeschoß seines Kelterhauses
. Zahlreiche Weiße Maulbeeren waren dafür angepflanzt worden. Sobald die Gehölze
drei bis vier Jahre alt waren, begann das Abblatten man entfernte zugleich die Früchte
und beließ nur an den Zweigspitzen jeweils mindestens zwei Blätter. Im Folgejahr wurde
der Baum geschont, damit er sich erholen konnte. Das Abblatten setzte im Jahr darauf
wieder ein (7).
In der Familie Marget ist überliefert, daß mit Maulbeerblättern vollgeladene Erntewagen
damals in den Hof einfuhren, und die Freßgeräusche der unzähligen Seidenraupen sollen
sich wie ein kräftiger Hagelschauer angehört haben. Als die Raupen von einer nicht bekämpfbaren
Seuche befallen wurden, stellte Urgroßvater Marget diesen Betriebszweig ein.
Erhalten blieben jedoch auf Gemarkung Hügelheim über ein Jahrhundert die Maulbeerbäume
. Bis zur Flurbereinigung 1966 waren es noch etwa zwanzig. Gegenwärtig stehen im
Hügelheimer Gewann »Winkelmatten« (westlich der B 3) auf einem 30 Ar großen Grundstück
des Weingutes Marget noch sieben mächtige Weiße Maulbeer-Hochstämme. Sie sind
mindestens 120 Jahre alt. Ab 1968 hat ein Jagdpächter diese Parzelle zu einer »Feldholzinsel
« entwickelt. Sie wurde dicht mit verschiedenen einheimischen Bäumen und Sträuchern
bepflanzt, unter Belassung der großkronigen Maulbeeren. Seit 1980 gehen von der Ortschaftsverwaltung
Hügelheim besondere Initiativen zur Schaffung von Heckenstreifen und
Bild 4:
Am Rande der Hügelheimer Maulbeer-Feldholzinsel steht dieses Einzelexemplar
einer mindestens 120-jährigen Weißen Maulbeere. Stamm und
Krone sind schliefwüchsig, knorrig. Junge Maulbeerbäume - als Ersatz für
die jetzt überalterten - sind im Zuge weiterer Pflanzungen von Heckenstreifen
und Feldholzinseln auf Gemarkung Hügelheim vorgesehen.
60
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/pforte-1985-5/0062