Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
5. Jahrgang.1985
Seite: 72
(PDF, 23 MB)
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bei im Paradies vom »Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen« die Rede ist. Dies bedeutet
nichts anderes als eine Warnung, ein Verbot Jahwes, »die Früchte« dieser anderen
Religionen zu »genießen«, d.h. von Jahwe abzufallen. Vielmehr gilt: »Gesegnet der Mann,
dessen Hoffnung der Herr ist; er ist wie ein Baum, der am Wasser gepflanzt ist und am
Bach seine Wurzeln ausstreckt« (Jer. 17,7 0- Ist der Paradiesbaum in biblischer Sicht noch
ein Negativsymbol, so wird der Baum im Kreuz Jesu zum Baum des Lebens schlechthin,
der Adams Sünde am Baum zum Siege verwandelt. Vom Baume des Paradieses kam der
Tod, vom Baum des Kreuzes kommt das Leben (nach Paulus). Im Symbol des Baumes haben
die Völker erahnt, was in Jesus sichtbar wurde: die Versöhnung des Alls mit Gott
durch den Lebensbaum, das Kreuz.

Jesus selbst vergleicht sich mit dem Baum in der berühmten Weinstockrede: »Ich bin der
Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und in wem ich bleibe, der bringt reiche
Frucht; denn getrennt von mir könnt ihr nichts tun« (aus: Joh. 15,1 -10). Bilder, die für
sich sprechen, die keiner Auslegung bedürfen.

In dieser zweiten Dimension, der Dimension des Glaubens, gebrauchen Gott, die Propheten
und Jesus auch den Baum, um mit diesem Symbol Wirklichkeiten anzusprechen und
aufleuchten zu lassen, die dem Auge des Leibes verborgen sind, dem Auge des Herzens
und des Glaubens aber sichtbar werden. »Nichts Irdisches ist ewig, aber alles Irdische kann
Sinnbild des Ewigen werden« (Gertrud von Le Fort). So wird auch der Baum zu einem
Fenster, das uns hineinblicken läßt ins Ewige.

Lange nicht alles habe ich über den Baum geschrieben; man kann gar nicht alles schreiben;
das Meiste muß man selbst entdecken und erfahren: das Atmen der Blätter, der unendliche
Verkehr mit Erde und Luft, die Vielfalt der Formen, den Schutz und die Ruhe. Nicht ist
hier gesagt über den Reichtum und die Schönheit des Waldes. Ich wollte Sie eher neugierig
machen auf die Predigt des Baumes. Sie dauert lange, aber sie ist (an-)aufregend und erbauend
. Schauen und hören Sie und sie werden mit Günter Eich sagen: »Wer möchte leben
ohne den Trost der Bäume?«

Peter Kuner

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