Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
5. Jahrgang.1985
Seite: 95
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dem Aussterben der Zähringer im Jahre 1218 die günstige Konstellation zu nutzen, eine
großangelegte Machtausweitung der Staufer anzustrengen, tangierte die machtpolitischen
Interessen der Basler und Straßburger Bischöfe und einiger anderer weltlicher Herren, wie
die Grafen von Freiburg, Urach und Fürstenberg. Die Geroldsecker und auch die Üsenber-
ger versuchten durch geschickte Parteinahme für eine der beiden Seiten, eigenen Machtzuwachs
zu erlangen. Die Lage spitzte sich in den 40er Jahren des 13. Jahrhunderts zu. Nach
der Absetzung Kaiser Friedrichs II. auf dem Konzil zu Lyon durch Papst Innocenz IV. (17.
Juli 1245) erging an den Bischof Heinrich III. von Straßburg die päpstliche Aufforderung,
die elsässischen und ortenauischen Besitzungen des Staufers anzugreifen und zu besetzen.
Im August des Jahres 1246 begann der Bischof mit der Eroberung der staufischen Besitzungen
, die erfolgreich verlief. Zwei Jahre später befanden sich unter anderem Offenburg,
Gengenbach und der Markt Mahlberg in der Hand der päpstlichen Partei. Graf Konrad
von Freiburg stand in dieser Auseinandersetzung zwar auch auf Seiten des Papstes, geriet
aber durch seine Ansprüche auf die Burgen und Städte Neuenburg, Offenburg und Ortenberg
in einen harten Gegensatz zum Bischof von Straßburg, der auf das Gebiet um Offenburg
auf keinen Fall verzichten wollte. Zwischen dem Straßburger und Freiburger Einflußbereich
lagen die Besitzungen der Geroldsecker und der Üsenberger, die beide zu dieser
Zeit ebenfalls auf Seiten der päpstlichen Partei standen. Die Üsenberger pflegten nach den
Zeugnissen der 1240er Jahre ein enges und gutes Verhältnis zum Straßburger Bischof7.
Auch der Ausbau des Klosters Wonnental zum Hauskloster der Üsenberger scheint in enger
Zusammenarbeit mit dem Bischof von Straßburg erfolgt zu sein. Die unmittelbare Nähe
des Grafen von Freiburg und die Wirren der Zeit könnten vielleicht Rudolf II. von
Üsenberg bewogen haben, unterstützt vom Straßburger Bischof, der einen weiteren militärischen
Stützpunkt zwischen seinem Einflußbereich und dem des Grafen von Freiburg nur
begrüßen konnte, die Stadt Kenzingen als militärische Bastion zu errichten. Dabei war im
13. Jh. die Gründung einer Stadt vorteilhafter als die Errichtung einer Burg, da in einer
Stadt mehr Menschen leben konnten, was deren Verteidigungskraft zugute kam. Außerdem
trug sich eine Stadt finanziell selbst und mußte nicht vom Stadtherr unterhalten werden
.

Auch in der Stadtrechtsurkunde vom 6. Juli 1283 finden sich Anhaltspunkte, die auf eine
militärisch motivierte Gründung schließen lassen. Demzufolge nach beabsichtigte Rudolf
II. von Üsenberg »auf seinem Eigengut Kenzingen eine befestigte Stadt (munitionem) zu
errichten und sie mit starken Mauern und Gräbern zu befestigen«. Sollte sich die These bewahrheiten
, daß die sogenannte »Kleine Elz« von Rudolf IL von Üsenberg künstlich angelegt
wurde8, so wäre dies ein weiterer Beleg für die ursprünglich geplante militärische
Funktion der Stadt.

Aber nicht nur militärische Gesichtspunkte ließen Rudolf II. von Üsenberg die Stadt Kenzingen
erbauen, ebenso spielten besonders wirtschaftliche und finanzielle Motive eine große
Rolle. Ein Blick auf die geographischen Lage Kenzingens zeigt, daß der Ort gut als wirtschaftlicher
Mittelpunkt der nördlichen Üsenberger Besitzungen fungieren konnte. Bei der
Teilung der Herrschaft der Üsenberger zu Ende des 13 Jh. gehörten zur Herrschaft Kenzingen
die folgenden Orte: Herbolzheim, Münchweier, Nordweil, Ober- und Niederhausen,
Bleichheim, Bombach und die Hälfte von Sulzburg9. Die Besitzungen der Üsenberger, die
zur späteren Herrschaft Kürnberg gehörten, gruppierten sich halbkreisförmig um Kenzingen
, das von den lokalen Verhältnissen her einen Markt bildete, der zur Grundlage einer
städtischen Wirtschaft wurde. Geht man zudem davon aus, daß Endingen, der wirtschaftliche
Mittelpunkt der üsenbergischen Besitzungen am Kaiserstuhl, vor der Kenzinger
Stadtgründung als Marktort bestand, erscheint es durchaus sinnvoll, auch für den nördlichen
Teil der Herrschaft einen wirtschaftlichen Mittelpunkt zu schaffen. Wie die üsenbergischen
Aktivitäten um das Kloster Wonnental zeigen10, dachte der Üsenberger vielleicht
sogar an eine Verlegung des Herrschaftsschwerpunktes vom Kaiserstuhl weg in den nördlichen
Breisgau.

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