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FUNK-KOLLEG GESCHICHTE. Hg.v. Werner Conze, Karl-Georg Faber und August Nitschke.
Frankfurt/M., Fischer Taschenbuch Verlag 1981
Badn 1: Fischer Taschenbuch 6858, 310 S., 13,80 UM
Band 2: Fischer Taschenbuch 6859, 445 S., 16,80 1)M
Das Funk-Kolleg, das mehrere Rundfunkanstalten seit Jahren senden, ist eine sehr erfolgreiche und
beliebte Einrichtung der Erwachsenenbildung und der Lehrerfortbildung. Um dem in der 2. Hälfte
der 70er Jahre wiedererwachten Interesse der Öffentlichkeit am Fach Geschichte entgegenzukommen
und auch wohl um eine Brücke zwischen der sich zum Teil in Fachjargon und Spezialistentum abkapselnden
Wissenschaft und dem sich in der Lektüre von historischen Bestseller-Biographien und »Tatsachenberichten
« der Illustrierten zeigenden Wissensdurst des Laien-Publikums zu schlagen, versuchte
man, in 30 einstündigen Hörbildern (Winter 1979/80 und Sommer 1980) die Geschichtswissenschaft
vorzustellen. Diese Sendungen liegen jetzt in leicht überarbeiteter Form als Vorträge im Taschenbuch
vor. Dem Hörerkreis entsprechend setzen die Autoren, zum Teil wirklich bedeutende Fachleute, keine
Vorkenntnisse voraus und bemühen sich um Allgemeinverständlichkeit und vor allem um Anschaulichkeit
. Die größte Schwierigkeit, die Auswahl der Einzelthemen, wurde so gelöst, daß dem Leser
zumindest drei Probleme deutlich werden:
1) Inwiefern prägt auch die vergangenste Geschichte unser Leben in den 80er Jahren des 20. Jahrhunderts
?
2) Welche wichtigen Veränderungen haben sich ergeben?
3) Warum ist ein abschließendes Urteil über die Geschichte insgesamt und über einzelne Prozesse unmöglich
?
Unter diesen Aspekten werden zunächst wesentliche sozialgeschichtliche Themen (u.a. Mann u. Frau,
Geburt u. Tod, Stadt u. Land, Natur u. Technik) im ersten Band, dann wichtige Epochen und Wendepunkte
(Antike, Reformation, Französische Revolution 1789, Sowjetische Revolution 1917, Weltpolitik
seit 1917, die Deutsche Frage) und schließlich Geschichtstheorie (u.a. Marxismus, Geschichtswissenschaft
heute) im zweiten Band behandelt.
So informativ und lesenswert wenigstens die Mehrzahl der Ausführungen zum zweiten Themenbereich
gelungen ist, so fragwürdig ist doch die Gesamtkonzeption, die Vielfalt der Themen. Die ganze
Geschichte in zwei Taschenbüchern? Vieles kann nicht gründlich dargestellt werden, und wenn ein
solcher Sachkenner und Mensch wie der kürzlich verstorbene Freiburger Historiker Straßburger über
das antike Griechenland nur 15 Seiten schreiben darf, so ist der Verlust ungeheuer. Methode und Problematik
der Geschichtswissenschaft hätten sich auch an einem Detailthema aufzeigen lassen, wie es
Paul Kluke mit dem ersten Funk-Kolleg Geschichte (Kluke, Neuere Geschichte, Frkft/M. 1969, Fischer
Taschenbuch 979, nicht mehr lieferbar) gelungen ist. Damals erhielt der Leser eine wirklich
gründliche Einführung in die deutsche Außenpolitik von Bismarck bis Hitler.
Will man allerdings nicht so genau Bescheid wissen, sondern sich nur wundern, wo und wie Geschichte
überall wirksam war, bleibt die Lektüre des neueren Funk-Kollegs sicher anregend. Der Rezensent
würde sich allerdings keinen, oder höchstens den zweiten Band kaufen.
... . Rudolf Lutzenberger
Jose! r. Gohn
Breisgauer Kriegslagebuch 1939-46
Verlag Geiger, Horb a. N. 1984, 339 S. zahlr. Abbn., DM 34,60
Dem um die Regionalhistorie sich mühenden Ortsvorsteher von Bleichheim, Josef F. Göhri, ist mit
der Herausgabe dieses Kriegstagebuchs eine landschaftsbezogene Geschichtsdarstellung besonderer
Art gelungen. Berichte des beteiligten französischen Panzeroffiziers Leutnant Colonel Hittinger, des
Schweizer Militärhistorikers Major Hans von Dach und ehemaliger deutscher Soldaten vermitteln einen
höchst lebendigen Eindruck vom Kriegsgeschehen in unserer Heimat.
Vorwort, Rahmentexte und verschiedene Beiträge schrieb der Herausgeber. Der Übersichtlichkeit wegen
sind in einem Register die im Text erwähnten Orte angegeben, sowie die militärischen Abkürzungen
und andere Ausdrücke erläutert.
Von den Städten Freiburg, Emmendingen, Kenzingen und Herbolzheim - als Hauptschauplätze -
strahlen die Ereignisse weit hinaus ins Land. Die Erinnerungsberichte von den Kriegsauswirkungen in
unserer Stadt, von Dr. Franz Marquardt und Rudolf Stadelbacher aufgezeichnet, sind mit bisher unveröffentlichten
Bilddokumenten belegt. Die Fotos hat Göhri aus französischen, englischen, amerikanischen
Archiven und aus Privatarchiven zusammengetragen.
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