Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
6. Jahrgang.1986
Seite: 10
(PDF, 21 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/pforte-1986-6/0012
Die aufgeführten Daten zeigen, daß der gesamte Holzeinschlag für die Errichtung beider
Dachabschnitte im Winterhalbjahr 1732/33 erfolgte. Auffällig ist, daß dabei allem Anschein
nach nur Tannenhölzer verwendet wurden, die z.T. ein sehr hohes Alter erreicht
hatten.

Da bis auf eine Ausnahme (bei Probe D3 war die Waldkante vermehlt) alle Fälldaten den
gemeinsamen Einschlag bestätigten, stellt sich nun die Frage nach dem Zeitpunkt der Verbauung
. Auch in diesem Fall ergeben die vom Zimmermann eingeschlagenen Abbundzei-
chen einen wichtigen Hinweis.

Wie allgemein bekannt, setzt unmittelbar nach der Fällung des Baumes die Trocknung ein.
Das Holz schwindet und es treten in verstärktem Maße Trockenrisse auf. Bei eingehender
Auswertung der Abbundzeichen kann allgemein festgestellt werden, daß die Bauhölzer
noch vor dem Auftreten der Trockenrisse gezeichnet wurden. Nicht selten wurden die Zeichen
durch die einsetzende Trocknung so zerrissen, daß sie kaum noch lesbar sind, bzw.
daß sie durch das Schwinden ober- und unterhalb des Risses verzogen sind. Diese Beobachtungen
, wie sie in der Regel auf alle Holzbauten zutreffen, konnten auch an den Dachstühlen
in Kenzingen gemacht werden. Sie bestätigen, daß auch hier das Bauholz, entgegen der
weitverbreiteten Annahme, daß das Holz früher gelagert wurde, saftfrisch verarbeitet wurde
. Danach ist die Aufrichtung der Dachwerke spätestens im Verlauf des Jahres 1733 anzusetzen
.

Nach der Auswertung der Eichenproben im Turmunterbau (Fällungen Winter 1292/93)
kann der Baubeginn des Nordturmes um das Jahr 1292 angesetzt werden.

Schluß

Die Ermittlung von Fälldaten historischer Bauhölzer mit Hilfe der Jahrringanalyse (Den-
drochronologie) ist eine der sichersten Datierungsmethoden. In Verbindung mit gefüge-
kundlichen Untersuchungen sind dadurch absolute Baualtersbestimmungen an nahezu allen
Bauwerken möglich, ohne die historische Sustanz zu zerstören.

Für die Stadtpfarrkirche in Kenzingen konnten so in kürzester Zeit baugeschichtliche Aussagen
gewonnen werden, die über Jahrhunderte hinweg mehr oder weniger im Dunkeln lagen
.

Nach den vorliegenden Ergebnissen stammt der älteste Bauteil des Nordturmes aus den
Jahren um 1292. Mehr als vierhundert Jahre später erfolgte im Jahre 1733 die barocke
Umformung des Dachwerkes.

Mit den dargelegten Ausführungen und Ergebnissen ist die Baugeschichte der Kirche keineswegs
erschöpfend aufgezeigt. Es handelt sich hier lediglich um einzelne Untersuchungsabschnitte
des Gesamtbaukörpers. Eine Vielzahl von Bauhölzern und eingemauerten Gerüsthölzern
könnten in nächster Z. kunft noch weitere Baudaten über den Kenzinger Kirchenbau
liefern.

Welche exakten Ergebnisse dabei zu erwarten sind, braucht an dieser Stelle wohl nicht
mehr erläutert werden. Die Geschichtsdaten der Kenzinger Kirche sind in den verbauten
Bäumen noch heute gespeichert und solange die historische Substanz erhalten bleibt auch
abrufbar.

Burghard Lohrum

10


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/pforte-1986-6/0012