Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
6. Jahrgang.1986
Seite: 26
(PDF, 21 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/pforte-1986-6/0028
Die Bezeichnung »Torkel« stammt von dem lateinischen torquere - »drehen«, torculum
-»Drehpresse«, torcula - »Kelter«, und ist heute nur noch in Süddeutschland, Tirol und in
der Schweiz lebendig. Aus der Geschichte ist uns bekannt, daß längst vor der Zeitrechnung
im altgriechischen Reich umfangreiche Weinbaugebiete existierten, und die Griechen auch
die Erfinder bzw. Konstrukteure der Baumkelter waren. Die verbesserten römischen Torkeln
(erstmals um 24 v. Chr. erwähnt) sind also auf griechische Vorbilder zurückzuführen.
Erst zu Beginn der Kaiserzeit kamen die erheblich wirksameren, mittels Schrauben bewegten
Baumkeltern in Gebrauch. Aufgrund ihrer vorzüglichen Wirkungsweise, ihrem gleichmäßigen
und nachhaltigen Druck ist sie in den römischen Kolonien, in Gallien und am
Rhein über die römische Herrschaft hinaus bis in die Gegenwart erhalten geblieben. Baumkeltern
mit fest im Boden stehenden Spindeln kamen spätestens im frühen Mittelalter auf
und waren im 12. Jahrhundert schon sehr bekannt. Sie wurden erst mit Beginn der Renaissancezeit
mehr und mehr von den Spindelkeltern mit zentraler Spindel und senkrechtem
Druck auf das Lesegut verdrängt. Aus der griechischen Hebelpresse oder römischen »Torkel
« - Baumkelter - entwickelte sich so die Spindelkelter oder »Trotte«. Erwähnenswert ist
der Standort der wohl ältesten Torkel im deutschen Weinbaugebiet, die in der württembergischen
Weinbaugemeinde Kleinaspach steht. Dort ist im Torkelbaum die Jahreszahl 1522
eingehauen, und die gesamte Anlage befindet sich in gutem
und gepflegtem Zustand. Ich erinnere mich noch an
unseren Heimatkundelehrer, als er uns diesen gewaltigen
, urtümlichen und einst ächzenden Baumriesen erläuterte
. Er war dazu bestimmt, die eingebrachten Trauben
und die beim Abzug des Weines zurückgebliebenen Tre-
ster auszupressen d.h., sie so lange zu bedrücken und zu
peinigen, bis ihr letzter Safttropfen aus dem Preßtrog
rann.

Keiner von uns wußte aber so recht, wie das eigentlich
funktionierte; wir standen da wie ein »Ochs vor dem
Berg«.

Das in den Preßbalken einhauene Erstellungsjahr der
hier zu behandelnden Torkel zeigt das Jahr 1788 (Abb.
L2).

Aufgliederung und Arbeitsweise

Der Aufbau oder das Gerüst der Torkel heißt Torkelstuhl, im Sinne von Gestell wie z.B.
Dach-, Glocken-oder Webstuhl. Der Torkelstuhl gliedert sich in das Torkelbett - ein Traubenaufnahmebehälter
-, und in die eigentliche Preßvorrichtung, dem Druckwerk.

Die einzelnen Bestandteile sind:

Das »Biet«, das ist das Trottbett, ein Holztrog von 198 cm zu 145 cm Flächenmaß. Für die
Aufnahme des Preßgutes wird das Biet durch einen Preßkasten erhöht. Derselbe besteht
aus vier 25 cm breiten Brettern. Somit kann das Biet ca. 0,7 m3 Trauben fassen. Unmittelbar
hinter dem großen Trottbett befindet sich die Vorrichtung zum Pressen der Ölfrüchte.
Dieser Behälter mißt 38 cm x 42 cm x 22 cm. Beide Holztröge ruhen auf verzapften Längsund
Querhölzern. Auf diesen Unterbau des Biet ist rückwärts (und in der Regel auch vorne
) ein Säulenpaar aufgebaut, die »Hinterdogge« (bzw. »Vorderdogge«). Die Hinterdogge
(Rückseite und Abb. 3) gibt dem Preßbaum eine Führung, wobei die »Zangen« und die
»Querhölzer« für den Zusammenhalt verantwortlich sind.

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