Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
6. Jahrgang.1986
Seite: 28
(PDF, 21 MB)
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Das Herzstück des Druckwerks ist der große, roh behauene Preßbaum, welcher von der
»Hinterdogge« gestützt und geleitet wird. Die Hinterdogge oder Zangen umfassen den
Torkelbaum jedoch so, daß er sich leicht über dem Biet auf- und abbewegen kann. Nicht
umsonst hieß es einmal vom Torkelbaum, er sei »in der Zang« und von einem Betrunkenen
, der nicht mehr gerade des Weges kam, sagte man »der braucht ein paar Zangen«. Mit
einer Länge von 7,30 m und einer durchschnittlichen Stärke von 56 x 55 cm beherrscht der
vierkantige Baum das ganze Preßwerk. Deswegen heißt diese Hebelpresse Baumtorkel zum
Unterschied zur Spindeltrotte.

Der rückwärtige Teil des Baumes hat beiderseits ausgesparte, erhöhte Backen, welche verhindern
, daß sich der Baum beim Auf- und Abwärtsbewegen nach rückwärts verschiebt.
Wir wissen, daß sich für den Hauptteil der Torkel wegen seiner Schwere und Haltbarkeit
Eichenholz besonders bewährt hat. Aber auch gut gewachsenenes Holz aus Lärchen- und
Nußbaumstämmen wurde zu Torkelholz verarbeitet.

Während die Zangen am Baumkopf ein Verschieben des schweren Torkelbaumes verhindern
, läuft eine starke Holzschraube frei durch den Schlitz des Torkelbaumes (Abb. 4) und
läßt sich an der aufgesetzten Sattelmutter auf- und niederschrauben. Diese »Spindel«, die
über 40 Gewindegänge aufweist und mit dem Gegengewindeteil - Mutterstück - als Schraube
wirksam wird, zählt mit zum handwerklich schwierigsten, ja kunstvollsten
Hauptteil.Fürwahr, die Torkelbauer waren große Meister und Könner, und in verschiedenen
Schriften liest man sogar von Torkelbauzünften. Denken wir auch einmal zurück, ehe
ein vollendetes Werk eines Torkelbaumes in Funktion trat. Allein die Auswahl der Torkelbäume
bedurfte fachlicher Entscheidung, die am Standort ihres Wuchses getroffen werden
mußte. Besonders zu beachten war z.B. der Gesundheitszustand des Stammes, Gerad-
wüchsigkeit, trocken gewachsen, d.h. eng gewachsene Jahresringe, die Länge und nicht zuletzt
der Umfang. Verbunden und verankert ist die Spindel mit dem in der »Schragengru-
be« quer verzapften »Schrägen«, der ebenso als eine Schraube wirksam wird (Abb. 3). Der
mit zwei tonnenschweren »Spindelsteinen« belastete Schrägen wirkt als Halt und Gewicht
für den beim Pressen entstehenden Gegenzug. Spindel und Stein sind also miteinander verbunden
, daß die Spindel sich frei bewegen kann, ohne daß der Stein die Drehungen derselben
mitmachen muß. An dem Preßbiet ist der Mostablauf.

Das Torkeln

heißt das Abpressen des Mostes aus der Traubenmaische mit Hilfe der Torkel. Torkeln ist
eine mühevolle Arbeit. Bevor das Preßgut auf das »Biet« getragen wird, muß der Torkelbaum
angehoben werden. Mit Hilfe der Deichsel drehen Torkelknechte die Spindel, die ein
Normalgewinde hat, das von rechts nach links läuft. Zwei Männer umfassen die Deichsel
und gehen mit ihr rechts im Kreise herum. Das Torkelgestühl ächzt und knarrt, und langsam
hebt sich das Vorderteil des mächtigen Preßbaumes, währenddessen der Torkelstein in
seiner Lage bleibt. Jetzt wird das Preßgut »aufgetragen«. In älterer Zeit wurden die Weintrauben
zunächst mit bloßen Füßen ausgetreten bzw. mit Mosterkolben zerstoßen und kamen
dann auf die Kelter. Sobald der »Tresterstock« genügend hoch ist, wird seine Oberfläche
geebnet und die Hölzer aufgelegt. Diese Hölzer bestehen aus einer Anzahl Bretter sowie
Bohlen und Balken, die sich auf dem Stock einen guten Halt geben. Zum Schluß werden
die Torkelklötze bis knapp unter den Torkelbaum geschichtet, um den Druck desselben
gleichmäßig auf das Preßgut zu übertragen.

Jetzt beginnt das Torkeln. Zwei Männer begeben sich nun wiederum an die Deichsel, um
die Spindel jetzt in entgegengesetzter Richtung zu drehen, wodurch der Torkelbaum mit
seinem Eigengewicht auf die Traubenmaische herabdrückt. Aber erst die mit der Spindel
gekoppelten Torkel-»Steine« vermögen den Druck des Preßbaumes auf den Tresterstock

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