http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/pforte-1986-6/0061
Jeder vierte Kenzinger ein Flüchtling, Vertriebener,
Umsiedler oder Aussiedler
Allgemeines über die Vertreibung
Wer ist eigentlich Kenzinger? Die Nachkommen der Leute von Canzo zogen langsam ab
1249 von Altenkenzingen in die Stadt der Üsenberger. Um 1300 hatte Kenzingen bereits
1000-2000 Einwohner. 1369 wurde Kenzingen österreichisch. Nach dem Dreißigjährigen
Krieg blieben von den 2000 Kenzingern noch etwa 300 Seelen übrig. Die Matrikel der St.
Laurentius Pfarrkirche von Kenzingen reichen bis 1679 zurück. Sie führen nicht immer die
gleichen Familiennamen auf. In jedem Jahrzehnt verschwinden einige und es kommen immer
wieder neue hinzu, die allermeistens neuen Familiennamen erscheinen nach 1950. Es
sind die Namen die einst in Schlesien und Ostpreußen, oder in Pommern und Siebenbürgen
beheimatet waren, Namen die den Sudetendeutschen oder den Donauschwaben kenn-
zeichen.
Die Probleme sind nicht unbekannt. Die Erlebnisgeneration weilt noch unter uns. Aber eine
Schau über den geschichtlichen Vorgang kann vielleicht zum besseren Verständnis beitragen
.
Für mehr als 12 Millionen Deutsche begann mit dem 8. Mai 1945, dem Tag der »Befreiung
«, wie er auch gelegentlich genannt wird, das große Martyrium der Verschleppung zur
Zwangsarbeit in die Sowjetunion, die Vertreibung aus der Heimat ihrer Vorfahren, die bestialische
Ermordung wehrloser Angehöriger deutscher Volksgruppen — besonders in der
Tschechoslowakei und in Jugoslavien — die Plünderung, die völlige Enteignung, die Mißhandlung
und Demütigung. Die Geschichtsschreiber stellen fest, daß die Vertreibung ein
Nachkriegsverbrechen war.
Wieviele Deutsche vom Sudetenland bis
ans Schwarze Meer nach Kriegsende ihr
Leben lassen mußten, wird nicht mehr
genau festgestellt werden können. Laut
Statistischem Bundeamt waren es mehr
als 2'/4 Millionen Deutscher. Die skizzenhafte
Darstellung zeigt die Herkunft
und die Verteilung des Vertriebenen-
stromes bis 1950.
Flucht und Vertreibung1944-1950
Flüchtlinge und Vertriebene insgesamt 12,3 Millionen
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Ostpommern
Polen
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Schlesien
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