Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
6. Jahrgang.1986
Seite: 70
(PDF, 21 MB)
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  (z. B.: IV, 145, xii)



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O.T.: Wir waren Bauern gewesen und suchten eine Gegend, wo Feld und Wiese waren.
Wir wollten immer ins Grüne und mieteten in Kenzingen das letzte Haus am Stadtrand.
Seit 33 Jahren leben wir hier glücklich. Die Kenzinger sprechen stolz ihren Dialekt. Wir
sind aber nicht weniger stolz auf unsere Mundart. (Behauptet wird dies hochdeutsch.)
C.K.: Ich stehe für Ostpreußen gerade. Mein Dialekt ist wie ein Schwärm, der mir aus dem
Munde fließt. Ich bin stolz plattdeutsch sprechen zu können. Sie können als Vertriebener
machen, was sie wollen, sie sind und bleiben doch ein Außenseiter.
H.J.: Seitdem ich ein eigenes Haus habe, denke ich nicht mehr an die alte Heimat.
A.L.: Die Kenzinger haben uns nicht fühlen lassen, daß wir Umsiedler sind. Einige Flüchtlinge
sprechen schon den Kenzinger Dialekt, besonders jene, deren Kinder hiesige geheiratet
haben.

A.B.: Mein Mann wurde in Westpreußen auf dem Hof vor mir erschossen, weil er schwarze
Hosen und Stiefeln anhatte. Das kann ich nicht vergessen.
A.D.: Weit war der Weg aus der Slowakei, über Pommern bis Kenzingen.
H.H.: Es war schwer, bis es die Kenzinger merkten, daß wir was leisteten und nicht schmarotzen
wollten. Das Weintrinken mußte man sich dann aufgrund der Freundschaft mit ihnen
angewöhnen.

E.H.: In der Veröffentlichung »Mein Leben in Deutschland ein weihnachtliches Jubilieren
«: In der Mietswohnung beglückte uns alles, selbst das Wallholz. Eine alte Frau hat ihren
Haushalt aufgelöst und die Möbel uns überlassen. Es klingelt. An der Wohnungstür
steht eine Frau mit einem Kind auf dem Arm: »Ich bin auch Lehrer. Es weihnachtet. Es ist
die Zeit der Herbergsuche. Sie fühlen sich wohl noch fremd im Ort. Wir laden Sie zu uns
ein.« Nach Wochen sind wir Gäste einer anderen jungen Familie: »Herr Hämmerle, sagen
Sie uns bitte, warum haben Sie uns zu sich gebeten?« »Ach, wir dachten, daß Sie so allein
sind und ....« Und andere Kenzinger laden uns auch ein.

Und aus dem Artikel »Das Lied der Deutschen« vom selben Verfasser: Wie meine Landsleute
, die sich in Großstädte niederließen, mit diesen »garstigen Bildern« (welche die Medien
austrahlten) fertig wurden, weiß ich nicht. Mich hat das Schicksal in das Landstädtchen
Kenzingen verschlagen. Hier fand ich das Deutschland meiner Vorstellungen voll bestätigt
. Da wohnen Männer und Frauen, die so denken wie wir, Jugendliche, die aus der
Tradition leben und an ihrer Zukunft schaffen. Wenn ich in Freiburg die Universität besichtige
, da komme ich vom Staunen nicht heraus, wie sich die Studentenschaft nach mehr
Wissen bemüht. Gestört hat mich anfangs die Extravaganz. Ich verurteilte einen Jungen,
der mir mit Bart und Mädchenzöpfen entgegen kam. Der Zufall brachte uns aber am Wochenende
bei einem freiwilligen Arbeitseinsatz zusammen. Da eröffnete er mir seine Seele,
und ich konnte mich mit seinen Auffassungen indentifizieren. Für ihn galt wie für mich
»Deutschland über alles«.

Noch heute erreichen folgende Zeitungen und Zeitschriften Kenzinger Vertriebene: Nord-
bömischer Heimatbrief »Frei da Hejmt«, Heimatblatt für die Kreise Strehlen, Ohlau,
BdV-Nachrichten - Mitteilungsblatt des Bundes der Vertriebenen, Die Fackel - Mitteilungsblatt
des Verbandes der Kriegs- und Wehrdienstopfer, Der Donauschwabe - Bundesorgan
der Heimatvertriebenen aus Jugoslawien, Rumänien und Ungarn, Banater Post -
Mitteilungsblatt der Landsmannschaft der Banater Schwaben aus Rumänien in Deutschland
e.V., Unsere Post - Die Heimatzeitung der Deutschen aus Ungarn, Globus - die Zeitschrift
des Vereins für des Deutschen im Ausland, Deutscher Ostdienst, Das Donautal Magazin
- Unabhängige illustrierte Zeitschrift für die Donauschwaben, Siebenbürger Sachsen
und Deutschen aus den anderen Ostsiedlungsgebieten, der Sathmarer Heimatbrief wird sogar
in Kenzingen redigiert und von hier in die ganze Welt verschickt.

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