Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
6. Jahrgang.1986
Seite: 71
(PDF, 21 MB)
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Die Beschenkten

Im Jahre 1945 waren die Vertriebenen »Figuren in Stalins Spiel«. Sein Ziel war mit Hilfe
der Entwurzelten, mittellosen und entrechteten Vertriebenen in Westdeutschland eine revolutionäre
Lage zu erzeugen. Die Vertriebenen ließen sich aber nicht als nützliche Idioten
mißbrauchen, sondern schufen das »Vertriebenenwunder« einer geordneten Integration.
Was zunächst als kaum tragbare Last erschien, erwies sich als Bereicherung und Stärkung.
Was erhielten die Deutschen aus dem Osten in Kenzingen? Solidarität mit ihrem Schicksal
und keine Isolation, Ehrfurcht vor den Leiden unschuldiger Deutscher, die nur wegen ihrer
Nationalität geschändet wurden, Wohnraum und Arbeit, obgleich beides schon für die
Einheimischen bei weitem nicht reichte.

Was brachten die Vertriebenen nach Kenzingen? Die Zahl der Bewohner des Städtchens
hat sich durch sie vergrößert, was wiederum eine wesentliche Ausdehnung und Verschönerung
der Wohnflächen und eine Stärkung der wirtschaftlichen Kraft zur Folge hatte. Der
schon lange begonnene Strukturwandel der Bevölkerung hat sich beschleunigt, aus einem
Bauern- und Beamtenstädtchen wurde eine Stadt, in der die meisten Einwohner als Angestellte
ihr Brot verdienen. In einem vorwiegend katholischem Ort wurde durch den Zuzug
vieler Lutheraner die evangelische Kirchengemeinde wesentlich vergrößert und aktiviert.
Durch ihr Schicksal haben die Vertriebenen den Einheimischen den Wert der Heimat und
der Freiheit vergegenwärtigt, bewußt gemacht. Heimat ohne Freiheit wird zur Fremde. Die
Vertriebenen sind aus ihrem Erleben heraus Verfechter des freiheitlich-sozialen Rechtsstaates
, der Menschenrechte und härteste Gegner des Totalitärsystems. Sie sind es gewesen
, die schon 1950 in der Charta der Heimatvertriebenen Krieg und Gewalt als Mittel der
Politik ablehnten und sich unter Verzicht auf Rache und Vergeltung zum Recht auf Heimat
bekannt haben. Die Deutschen aus dem Osten brachten aber auch Arbeitskraft, Fleiß
und Ausbildung mit.

Meta »Machen« Schleusner Handgesticktes Monogramm auf der Aussteu-

Muttis Mutter Meta Dannenfeldt geb. Schleu- er (7. Tischtuch) der M(eta) S(chleusener). Sie-

sener, geb. 27.10.1869, gestorben 1949 in Mel- he nebenstehendes Foto. Im Besitz ihrer Enke-

le, Pommern. lin Gisela Berg.

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