Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
6. Jahrgang.1986
Seite: 74
(PDF, 21 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/pforte-1986-6/0076
»Zeitschrift für hochdeutsche Mundarten« ab dem Jahre 1900 immer wieder kurze Mundarttexte
aus verschiedenen Gemeinden zwischen Weisweil, Bahlingen und Kenzingen, wobei
sein Hauptinteresse der zuletzt genannten Gemeinde galt. Wie ist die Qualität dieser
Texte zu bewerten?

Vergleichen wir beispielsweise Heiligs 327 Wörter umfassende Wortliste »Zum Wortschatz
der Kenzinger Mundart« aus dem Jahre 1902 mit einer von mir im Jahre 1982 durchgeführten
Erhebung, so können wir feststellen, daß sich der Wortschatz der Grundmundart
kaum verändert hat. Um diese Aussage zu belegen, möchte ich einige wenige Beispiele aus
den beiden Arbeiten herausgreifen.4

Heilig schreibt, daß die »Futterrübe« in Kenzingen 'Dürlips' genannt wird - dies ist auch
heute noch so. Aber nicht nur in Kenzingen gilt dieses von engl, turnip (bzw. von dessen
Plural) abstammende Wort (vgl. Kt. 1). Auch am Kaiserstuhl und am Rhein wird die Futterrübe
so bezeichnet. Zwischen Achkarren und Niederrimsingen heißt sie allerdings
'Dornipe', was dem englischen Grundwort noch näher steht. Nicht durchgesetzt hat sich
dagegen das englische Wort in den anderen Breisgauer Gemeinden, wo 'Dickrübe', 'Runkelrübe
' oder einfaches 'Rübe' die gängigen Ausdrücke sind. Mit den Bezeichnungen der
»Futterrübe« hat sich im übrigen auch schon Friedrich Maurer in seiner für die alemannische
Dialektforschung grundlegenden Arbeit »Oberrheiner, Schwaben, Südalemannen«
aus dem Jahre 1942 beschäftigt. Seiner Karte 67 können wir entnehmen, daß unsere Bezeichnungen
'Dürlips', 'Durlips' (in Sasbach) und 'Dornipe' unter elsässischem Einfluß
entstanden sein müssen, da sie auf der linksrheinischen Seite für das gesamte Oberelsaß belegt
sind.

Die Nummer 186 trägt in Heiligs Wortliste das Wort 'Kumpf. Damit wird im gesamten
Breisgau, in der Ortenau, im mittleren Schwarzwald und im Schwäbischen der »Wetzsteinbehälter
« bezeichnet. Zugrunde liegt das mittelhochdeutsche Wort kumpf (Gefäß). Nicht
weit von Kenzingen, im Freiamt, heißt unser Gegenstand dann 'Steinfutter'. Das für diese
Bezeichnung geltende Gebiet reicht östlich bis nach Schönwald, Urach, Eisenbach und
Saig. In der Rheinebene wird das 'Kumpf'-Gebiet dagegen südlich des Tunibergs von einem
Gebiet mit der Bezeichnung 'Futterfaß' abgelöst.

Keine Abweichungen zwischen Heiligs Angaben und meiner genau 80 Jahre später durchgeführten
Untersuchung bestehen ferner für Bezeichnungen wie 'Küter' (Täuberich),
'Kummig' (Pferdegeschirr; das Wort ist zusammen mit dem Gegenstand aus dem Polnischen
in die deutsche Sprache gelangt) oder 'Deiseme' (Sauerteig). Interessant ist hierbei,
daß es im Breisgau, ja manchmal sogar bereits in den Nachbargemeinden von Kenzingen,
dem Untersuchungsort Heiligs, auch andere Bezeichnungen für die entsprechende Sache
gibt, daß aber der Wortschatz der Mundart von Kenzingen hierbei im Laufe dieses Jahrhunderts
stabil geblieben ist. So wird etwa in und südlich Bahlingen der »Täuberich« mit
'Kuter' bezeichnet, das »Pferdegeschirr« heißt südlich Hecklingen-Riegel 'Kummet', und
der »Sauerteig« wird in Bombach, Malterdingen und südlich davon 'Hebi', in Endingen
'Nachteig' genannt (vgl. Kt. 2).

Als standhaft gegenüber einem elsässisch-ortenauischen Einfluß hat sich in den letzten
Jahrzehnten auch die Bezeichnung 'Quecke' gegenüber 'Zwecke'/'Zweckgras' erwiesen
(vgl. Kt. 3). Andererseits können wir Heiligs Angaben entnehmen, daß die aus der Ortenau
stammende Bezeichnung 'Raum' für die »Fettschicht auf der ungekochten Milch« schon
um die Jahrhundertwende in unserem Gebiet gegolten hat. Dieses Wort ist heute weiterhin
im Vormarsch und verdrängt immer mehr seine Konkurrenten 'Rum' und 'Millere'. Die
Bezeichnung 'Millere', die ich zwischen Niederhausen und Oberbergen heute noch ab und
zu hören konnte, ist vermutlich eine Verschleifung der Wortzusammensetzung 'Milch-

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