Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
6. Jahrgang.1986
Seite: 78
(PDF, 21 MB)
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  (z. B.: IV, 145, xii)



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Wörtern, die nicht nur in unsere Ortschaften, sondern in 50.000 Schulorte des deutschen
Reichsgebietes (von 1937) verschickt worden war. Zentrale Bearbeitungsstelle dieses von
W. Mitzka in Angriff genommenen Projektes »Deutscher Wortatlas« (DWA) ist das Forschungsinstitut
für deutsche Sprache, 'Deutscher Sprachatlas' in Marburg/Lahn. Zwischen
1951 und 1972 sind 20 Bände dieses Wortatlasses mit ca. 200 Einzelwortkarten erschienen
. Diese .Karten sind für eine großräumige Einbettung von Wortgrenzen sehr hilfreich
. Die im Rahmen dieses Projekts entstandenen kleinräumigeren Untersuchungen, wie
etwa die Arbeit von Hänel, sind dagegen schon von geringerem Wert. Dies liegt ganz einfach
daran, daß für solche Arbeiten der Umfang des Fragebuches nicht ausreichend ist.
Zahlreiche wichtige Unterschiede im Wortschatz zwischen einzelnen Gebieten mußten damit
Hänel zwangsläufig entgehen. Unstimmigkeiten ergaben sich aber auch aus der Abfragetechnik
. Bei einer schriftlich abgefragten Wortliste können wir nämlich die Angaben unseres
Gewährsmannes nie überprüfen, wir können nur hoffen, daß dieser Gewährsmann
tatsächlich ein Ortsansässiger ist und es sich nicht um einen hinzugereisten Lehrer
handelt, der in korrigierender Weise die Antworten erstellt und damit entstellt. Ein weiterer
Mangel der indirekten Fragemethoden ist schließlich das Fehlen des Gesprächs über die
erfragten Sachen oder Sachverhalte. Deutlich zeigt sich dies in Hänels Arbeit bei der Behandlung
der »Grasschwade«. Hänel spricht von einem zerrissenen Gebiet und einem Zurückweichen
der Bezeichnung 'Schwank' gegenüber 'Schore'.5 Um diese - wie es schien -
recht unklaren Wortverhältnisse zu untersuchen, habe ich die Frage nach der Benennung
der »Grasschwade« in mein Fragebuch aufgenommen. Die direkte Methode, also das direkt
am jeweilige Ort, meist mit zwei oder drei verschiedenen Gewährsleuten durchgeführte
Gespräch, führte nun zu folgendem Ergebnis: Auf der ganzen Westseite des Kaiserstuhls
und in der gesamten Rheinebene nördlich Riegel - Malterdingen (einschließlich) bezeichnet
man diejenige Grasmenge, die man mit einem Sensenhieb umlegt, mit 'Schwank'
(mhd. swanc = »schwingende Bewegung«; Lexer II, 1334f.), eine Reihe abgemähten Grases
dagegen mit 'Schore'. Im übrigen Breisgau ist das Wort 'Schwank' nicht bekannt. Dort
fallen beide Bedeutungen in 'Schore' (zu mhd. Schern = »schneiden, scheren«; Lexer II,
709f.) zusammen (vgl. Kt. 4).

Wenn, wie gesehen, an Hänels Arbeit einiges zu bemängeln ist, so ist sie dennoch den zuvor
erschienenen Wortsammlungen, was Wissenschaftlichkeit und Materialumfang anbelangt
, weit überlegen. Hänel ist aber auch der erste, der sich mit der Frage der Ortenau-
Breisgau-Grenze befaßt hat. Und in dieser Hinsicht muß man ihm zustimmen, wenn er
schreibt: »Der Breisgau läßt sich nicht scharf herausgliedern, es gibt kein Wort, das nur gerade
hier gilt und sonst nirgends auf der Karte (.....). Das sich ergebende Bild erstaunt keinesfalls
, denn gerade die Ebene im Breisgau steht dem Verkehr völlig offen und ist nicht
dazu angetan, diesem irgend ein Hindernis in den Weg zu stellen.«6

Dialektunterschiede beziehen sich, wie jeder weiß, nicht nur auf den Wortschatz, sondern
auch auf die sogenannte Lautlehre, also auf die Aussprache. Die erste ausführliche Untersuchung
im Breisgau ist diesbezüglich für die westlichen Kaiserstuhlgemeinde Sasbach angefertigt
worden. Sie stammt bereits aus dem Jahre 1901, und die Ergebnisse, die ihr Verfasser
, J. Dierberger, darin darlegt, stimmen mit meinen Beobachtungen genau überein.
Etwas ungewohnt ist allerdings die Anordnung der Arbeit, da der Verfasser nicht von mittelhochdeutschen
, sondern von mundartkundlichen Lautungen ausgeht. Diese werden
dann den einzelnen mittelhochdeutschen Lauten zugeordnet. Die umgekehrte und heute
traditionelle Einstellung der Laute zeigt hingegen die Dissertation von K. Ehret über die
Mundart seiner Heimatgemeinde St. Georgen aus dem Jahre 1911. Auch diese Arbeit
zeichnet sich durch eine große Zuverlässigkeit aus. Alle wichtigen Lautentwicklungen sind
sowohl für den Vokalismus als auch für den Konsonantismus erwähnt. Daß die Mundart
des heutigen Freiburger Stadtteils in den letzten Jahren (noch) sehr stabil war, zeigt sich
daran, daß zwischen Ehrets Arbeit und meiner Untersuchung ebenfalls keine nennenswer-

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