Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
6. Jahrgang.1986
Seite: 96
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Buchbesprechungen

Walter Jens

Nachdenken über Heimat

Rede, gehalten am 27. Mai 1984 vor dem Schwäbischen Heimatbund in Stuttgart.

Veröffentlicht in dem Band »Kanzel und Katheder« von W. Jens, verlegt bei Kindler, München 1984,

191 S.Ln. DM 24,-

Dem Professor für Allgemeine Rhetorik an der Universität Tübingen geht es um den vieldeutigen und
vielstrapazierten Begriff »Heimat«. In seinen Ausführungen hat er wenig mit Idylle, Sonntäglichkeit
und Romantik im Sinn. Stattdessen ist die Rede von Elend und Ausbeutung, Armut und Enge - aber
auch Geborgenheit und Verweisungskraft über die Grenzen hinaus. Viel ist während der letzten Jahre
über das Substantiv »Heimat« geschrieben worden. Schon Schopenhauer sagte, daß uns erst der Verlust
eines vermeintlichen Besitzes deren Wert erkennen läßt.

Das Nachdenken von Jens verweist auf literarische Zeugnisse, nicht auf die sogenannte Heimatliteratur
, sondern auf Literatur, die, was Heimat eigentlich bedeutet, auf den Begriff bringt: »Nur die Poesie
der Ausfahrer, Exilierten und Vertriebenen kann adäquat beschreiben, was Heimat ist - nicht
Dichtung der Nesthocker, die ihr heimeliges Glück im Winkel besingen, Provinzialität für Bodenständigkeit
halten und dabei noch glauben, ihrem Land treu gebliebenen Sänger der Heimat, von Hebel
bis Fontane, für sich reklamieren zu können«.

Fontane hat es erfahren: »Die Fremde... lehrt uns nicht bloß sehen, sie lehrt uns auch richtig sehen.
Sie gibt uns... das Maß für die Dinge«. Heimatverpflichtung und Weltbürgertum schließen einander
nicht aus. Matthias Claudius kennt nicht nur das Heimweh, sondern auch das Hinausweh. Dies kann
zur Aneignung neuer Heimaten führen.

»Wieviel Heimat braucht der Mensch?« (Jean Amery). Zur Refexion und Beantwortung dieser Frage
möchte uns Jens mit seinen Ausführungen inspirieren. Unsere Gedankenanstrengung wäre dem Inhalt
angemessen. Auch die andern, in diesem Buch gesammelten Reden, lenken unseren Blick auf die
Heilsbedürftigkeit der Welt und setzen Hoffnungszeichen. Eine Lektüre, die unsern geistigen Standort
herausfordert und unser Denken anregt, besonders im Bereich der Zeitgeschichte.

Helmut Reiner

Gerd Biegel

Erlebte Geschichte, Streifzüge durch die Ur- und Frühgeschichte um Ober- und Hochrhein
Rombach Verlag, Freiburg 1985, 144 S.zahlr.farb.Abb.gb. DM 39,80

Schon der Titel verrät, um was es geht: um die Geschichte von uns selbst, um die Anfänge, angesetzt
etwa 10 000 Jahre v. Chr. in der Altsteinzeit. Der Raum um Ober- und Hochrhein gehörte während
der Eiszeit zur eisfreien Zone in Mitteleuropa. Zu den wenigen aussagefähigen Funde jener Zeit gehören
die Werkzeuge, der Faustkeil, Schaber, Kratzer und Geschoßspitzen. Ein ältester Fundplatz in
unserer Region ist Achenheim/Elsaß. In den dortigen Lößschichten ließ sich die Entwicklung über
mehrere hunderttausend Jahre verfolgen. Aufenthaltsplätze erster Siedler werden auch durch Funde
in Bad Säckingen, Murg, Oeflingen und Grunholz belegt. Gedacht ist auch an die Freilandstation altsteinzeitlicher
Jäger und Sammler auf dem Kapellenberg bei Munzingen. Die »Venus vom Petersfels«
(Engen) ist ein Beispiel künstlerischer Fertigkeit der Eiszeitjäger. All diese Funde deuten auf einen
denkenden Menschen. Über die frühesten Ausgrabungen und Sachzeugnisse, bis zu einem Alter von
2,5 Millionen Jahren, informiert der Autor mit interessanten und allgemeinverständlichen Beiträgen.

Beim Übergang von der Altsteinzeit zur Jungsteinzeit ereignete sich etwas, das die Lebensweise und
Wirtschaftsform der bisherigen Jägerkultur völlig veränderte. Mit der Entdeckung der Vorratshaltung
war die Möglichkeit zur Seßhaftwerdung verbunden; die bäuerliche Wirtschaftsweise begann.
Damit verknüpften sich neue Kulturleistungen. In den entstehenden Siedlungen begann man Keramik
herzustellen, zu spinnen und zu weben. Es war dies in der Mitte des 5. Jhs. v. Chr. In unserer Region
spricht man von dei Kultur der Bandkeramiker. Die fruchtbaren Lößgebiete im Oberrheintal boten

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