Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
6. Jahrgang.1986
Seite: 97
(PDF, 21 MB)
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geeignete Voraussetzungen zur Ansiedlung, z.B. der Kaiserstuhl. Über Kult und Religion dieser Menschen
sind wir noch auf Spekulationen angewiesen. Eines steht fest: schon damals kann man von Kultureinflüssen
aus allen Himmelsrichtungen sprechen. 1973 wurde in Jechtingen das größte mitteleuropäische
Gräberfeld der Rössner-Kultur entdeckt. 3 000 v. Chr. tritt die Michelsberger Kultur in Erscheinung
. Höhensiedlungen fand man im Elsaß, auf dem Schönberg bei Ebringen, Burgberg bei
Burkheim, bei Ihringen und im Markgräflerland. Eng mit dieser Kultur ist der Abbau von Feuerstein
und Japsis verbunden (Isteiner Klotz). Träger neu auftretender Kultur sind die Schnurkeramiker und
Glockenbecherleute; mit ihnen kam die Kenntnis und Fähigkeit ins Land, Metall zu bearbeiten.

Nicht die Einzelfunde machen den Wert archeologischen Forschens aus, sondern eine entscheidende
Rolle für den Nachweis urgeschichtlicher Kulturen spielen die Art der Bestattung als auch die den Toten
mitgegebenen Beigaben. Sie erst ermöglichen Aussagen über die Sitten und Gebräuche, über Jenseitsvorstellungen
, Lebensformen, Wirtschaftsweise und anderes mehr. Aus der Frühbronzezeit (16.
Jh. v. Chr.) sind uns auch Siedlungsplätze vom Kaiserstuhl bekannt (Ihringen, Oberbergen, Wyhl).
Vom Balkan und aus Italien gelangte die Leichenverbrennung und Urnenbestattung in unsern Raum.
Jetzt ändert sich allmählich das Sozialgefüge der Gesellschaft. Spezialisierung und arbeitsteilige Gesellschaft
sind die Resultate. Die Verwendung von Eisen bestimmt die Hallstattkultur, die Ära der
Kelten. Auch auf dem Breisacher Münsterberg befand sich ein adliger Herrensitz. Mit dieser feudalistischen
Staatsform kam es zu einer ersten Hochkultur am Oberrhein. Ihr hochentwickeltes Kunsthandwerk
fand in den aufsehenerregenden Keltenausstellungen der 70er Jahre allgemeine Bewunderung
.

Die große Auseinandersetzung zwischen der römischen und der keltischen Welt bestimmte das folgende
Jahrhundert. Was sich dann ereignete, gehört schon mehr zum Allgemeingut des historisch interessierten
Gegenwartsmenschen. Deshalb wollen wir die beiden Schlußkapitel »Die Römer am Rhein«
und »Die Alamannen« der Entdeckerfreude des Lesers überlassen, denn, zu entdecken gibt es noch
allerhand. Eine umfassende Darstellung aller Aspekte der Ur- und Frühgeschichte am Ober- und
Hochrhein kann und will dieses Buch nicht sein. Vielmehr möchte der überaus rührige Museumsmann
Gerd Biegel, den Leser zu eigenen Erkundungen anregen und ihn auch ermuntern.

Zum Abschluß noch ein Lob für die Gestaltung dieser einmalig schönen Publikation. Hervorzuheben
sind die vorzüglichen Fotoarbeiten von Michaela Knapp-Proschaska und er großzügig angelegte Umbruch
, der die Lektüre dieses Kunstbandes zu einem ästhetischen Lesevergnügen macht.

Helmut Reiner

Helmut Bender

Badisches, ein landesgeschichtliches Mosaik
Waldkircher Verlag 1983, 210 S. 18 Abb. gb. DM 28,--

Geschichtsdarstellungen dieser Art erfreuen sich allgemeiner Beliebtheit. In ihrer lockeren und unterhaltsamen
Form erinnern sie an Oswald Spenglers Empfehlung: »Über Geschichte soll man dichten«.
Vornehmlich sind es Beiträge zur Landesgeschichte, Politik und Kultur. Besonderes Interesse wendet
sich dem letzten Jahrhundert zu. In dieser Begrenzung wollte der Verfasser einen kulturhistorischen
Eindruck vermitteln, den er das Badische nennt. Lebensgeschichten und Episoden öffnen Einblicke in
die Welt unserer Eltern, Großeltern und Urgroßeltern. Der Unvollständigkeit jedes subjektiven Blickwinkels
in die Vergangenheit bewußt, entschädigt uns diese Darstellung durch den literarisch-künstlerischen
Aspekt.

Die Wirksamkeit der Texte beruhen auf einer sorgfältigen Aufarbeitung und Kommentierung der
zeitgenössischen Quellen, die das Gefühl trockener Wissensvermittlung nicht aufkommen läßt, sondern
dem Zeitgeist und seiner Aktualität Resonanz verschafft.

Einmal ist es das Atmosphärische, das uns das Leben im jungen Großherzogtum erschließt, aber auch
konkrete Dinge, wie die Sorge eines Heinrich Hansjakob um die »Wahrheitsfindung der gelehrten
Leute«, wenn er z.B. als Inschrift für das neue Freiburger Universitätsgebäude vorschlägt, »Die Wissenschaft
bläht auf«. Weniger berühren uns die lyrischen Offenbahrungen biederen Geschmacks in

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