Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
7. und 8. Jahrgang.1987/1988
Seite: 68
(PDF, 52 MB)
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ner solchen Burg aufgrund der militärisch-politischen Situation möglich gewesen sein
könnte; man könnte z.B. von der Anlage einer Gegenburg auf eine bereits bestehende
schließen.

An dieser Stelle müssen wir einen Ausflug in die Geschichte der Zähringer Herzöge unternehmen
, zu Herzog Bertold IV. (1152-1186). Seit dem Auftreten der Hohenstaufen als
Herzöge von Schwaben und später Deutsche Kaiser am Oberrhein lag das Zähringer Herrschaftsgebiet
zwischen den schwäbischen und elsässischen Besitzungen der Staufer und
verhinderte eine Landbrücke zwischen diesen, wie sie für einen ungehinderten Verkehr
unabdingbar war. Entsprechend ist der Gegensatz Zähringer-Staufer seit dem 12. Jahrhundert
das Grundmotiv zähringischer Geschichte. Die Staufer kämpften um diese Landbrücke
, die Zähringer mußten sie aus eigenem Interesse zu verhindern suchen.
Mitte 12. Jahrhundert sah sich Herzog Bertold IV. in einer fast verzweifelten Situation:
Durch einen üblen diplomatischen Trick hatte Friedrich I. Barbarossa 1158 die Herrschaft
Badenweiler an sich gebracht. Sie lag rechtsrheinisch mitten im Zähringergebiet und ihre
Besetzung durch Gegner gefährdete das gesamte zähringische System. Badenweiler war
Heiratsgut von Bertolds Schwester dementia gewesen, die der Herzog, wohl um sich gegen
die Staufer zu stärken, mit dem Weifen Heinrich dem Löwen verheiratet hatte. Diesem
hatte Barbarossa Gebiete im Harz zum Tausch gegen Badenweiler angeboten, worauf
Heinrich gerne einging. Zudem hatte er sich, ebenfalls auf Betreiben des Kaisers, 1162
auch noch von dementia wegen zu naher Verwandtschaft scheiden lassen. Diesem gefahrdrohenden
Einbruch in sein Gebiet suchte der Zähringerherzog fieberhaft u.a. durch
die Gründung von Neuenburg am Rhein gegenzusteuern - die Stadt sollte als Festung Badenweiler
isolieren.

In einem in der Forschung so bezeichneten «Hochverratsbrief« bot Bertold IV. sogar dem
französischen König seine Dienste gegen das Reich an, dessen Fürst er ja war. Der Kaiser
handele »aus Haß gegen unser Geschlecht« (»ob nostri generis odium«) gegen ihn. Das
zeigt die Verbitterung, die damals Bertolds Handeln gegen Friedrich Barbarossa bestimmte
, und der Versuch, an möglichst vielen Stellen Befestigungen zum Schutz vor diesem zu
errichten, erscheint plausibel.

Etwa zur gleichen Zeit zeichnete sich auch ab, daß die Nimburger Grafen deutlich zu den
Staufern tendierten (der letzte, Bertold, begleitete später sogar Barbarossa auf dem 3.
Kreuzzug und hatte von ihm die Fahne der ersten deutschen Heerschar erhalten, was des
Staufers Wertschätzung zeigt). 1169 überfiel Graf Bertold sogar das Kloster Schuttern,
das unter zähringischer Obervogtei stand, verwüstete die Güter und drohte das Kloster
niederzubrennen. Zur gleichen Zeit wiederum war Werner von Roggenbach, Ministeriale
des Herzogs von Zähringen, Vogt in dem seit 952 dem Kloster Einsiedeln gehörenden
Fronhof Riegel. Wohl gegen den Willen des Klosters, aber auf Veranlassung des Herzogs,
baute er dort zwischen 1152 und 1178 entweder eine Burg Riegel aus oder überhaupt erst
eine wirkliche Burg Riegel: Am 4. März 1179 wurde in einer Versammlung auf der Burg
die eingetretene Situation vom Kloster anerkannt. Herzog Bertold erreichte damit, daß
die Befestigung in Riegel, die er selbst - (dux) »ipse« steht im Text - mit Gebäuden nicht
ganz legal ausgebaut hatte (»occupaverat«), dem Werner nicht als (erbliches) Mannlehen,
sondern als Zinslehen (»pactiali iure«) eingeräumt wurde. So blieb auch Bertolds Verfügungsgewalt
erhalten.

Im Gebiet Riegel aber gab es auch zahlreichen nimburgischen und üsenbergischen Besitz;
die neue Burg mußte also auch als Spitze gegenüber den Grafen aufgefaßt werden. Falls
nun diese Anlage nicht nur zur Verstärkung der Oberrheinfront gegen die Staufer errichtet
worden war, könnte man annehmen, daß vielleicht eine Burganlage im Bereich der
Lichteneck in den Händen der feindlich gesonnenen Verwandten zusätzliche Veranlassung
gab, Riegel als «Gegenburg« zu bauen - schließlich bewachte Riegel durch eine
Brücke die gleiche Straße wie die Lichteneck. Dies wäre vielleicht ein indirekter Hinweis
auf die Existenz einer Nimburger Befestigung Lichteneck um diese Zeit der Badenweiler-
Affäre, um 1160 - 1170 also.

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