Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
7. und 8. Jahrgang.1987/1988
Seite: 71
(PDF, 52 MB)
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ten. Dies war nötig, um sich gegen Macht und Ansprüche der französischen Könige zu
sichern, deren Streben auch damals auf Lothringen und Elsaß ging. Gegen sie suchte der
Herzog weithin, bis nach Bayern, Unterstützung im Reich. Als Verbündeter und Verwandter
der Herzöge, auch als Verwalter lothringischer Interessen, hätte der Graf vielerlei
Expansionsmöglichkeiten gehabt. So war denn ein Bündnisvertrag das Hauptziel von Bischof
und Herzog, und Lichteneck in diesem diplomatischen Spiel nur ein Mosaikstein,
der allerdings Hoffnungen erwecken mochte.

Am 22. März 1290 sicherte der Herzog von Lothringen bei Moyenmoutier zu, daß seine
Tochter eine ausreichende Mitgift erhalten werde, falls die Ehe mit Konrad Zustandekommen
und daß sie nach seinem Tod im Erbrecht sukzedieren sollte (Reg.Bi.Str. 2269). Der
Graf von Freiburg und sein Bruder Heinrich sollten dem Herzog in seiner Fehde gegen
den Bischof von Metz beistehen, auch »gegen jedermann diesseits der Vogesen in ganz
Lothringen bis zur Grafschaft Luxemburg«. Dazu sollte Egino - im Oktober 1289 noch
Gefangener des Herzogs - auf alle Ansprüche aus dieser Gefangenschaft verzichten (Reg.
Bi. Str. 2269). Am 4. April 1290 verbündete sich der Herzog mit Egino in St. Die. Eben-
dort beurkundete Bischof Konrad am 5. April die Übergabe Lichtenecks (»Liethenekke«)
an Eginos Sohn Konrad (Reg. Bi. Str. 2272, FUB, Hefele II, Nr. 89), der Herzog ist Zeuge
. Am gleichen Tage bezeugte der Bischof, Graf Egino, sein Schwager, habe seinen Sohn
für volljährig erklärt und ihm seine Burg Lichteneck mit 80 Mark Einkünften aus anliegenden
Ländereien sowie 120 Mark jährlichen Einkünften in Freiburg zu erblichem Eigentum
übertragen (FUB, Hefele II, Nr. 89).

Entsprechend verschrieb Konrad die erhaltene Burg Lichteneck mit ihren Einkünften als
Mitgift an Katharina von Lothringen (FUB, Hefele II, 87, Reg. Bi. Str. Nr. 2275, Bischof
Konrad als Siegler). Zur Feier der Vermählung schließlich richtete der Bischof in Straßburg
noch eine große Feier aus (Reg. Bi. Str. 2281).

Der Freiburger Graf als Ehemann der erbfolgeberechtigten Herzogstochter hätte also
Landgewinne bis nach Luxemburg hinein erwarten können, Landstriche übrigens, in denen
die Markgrafen von Baden rund 200 Jahre später zu bedeutender Machterweiterung
gekommen sind. Egino scheint dies verstanden zu haben - daher auch die so rasch durchgeführte
Großjährigkeitserklärung.

Doch Konrad, der 1315 seinen Vater in der Burg Freiburg gefangensetzte, da dieser sich
in zahlreichen unsinnigen Fehden u.a. gegen seine eigene Stadt völlig verausgabt hatte,
hat die damals sich eröffnenden Möglichkeiten nicht ausnutzen können - die Gefangennahme
, mit der er sich auch die Herrschaft verschaffte, wirft ein bezeichnendes Licht auf
seine Fähigkeiten ...

Für uns indessen ist es aufschlußreich zu wissen, daß unsere Burg Lichteneck in jener Zeit
auch einmal gewissermaßen Zeuge der höheren Reichspolitik war und uns dies auch noch
heute vor Augen führt. Immerhin hat sie im deutsch-französischen Ringen um die Rheingrenze
einmal einen Part übernommen - nur hat dies bisher noch niemand unter diesem
Aspekt betrachtet!

Vermutungen zur tatsächlichen Erbauung der Burg Lichteneck

Wenn Lichteneck von Egino zur Heiratsausstattung bestimmt worden war, so konnte es
sich kaum um eine neuerbaute, aber angesichts des hohen Ranges der Herzogstochter
auch kaum um eine überalterte, nutzlos gewordene Anlage gehandelt haben. Wir sollten
also die Frage nach der Erbauung neu stellen, müssen dabei aber wieder Vermutungen
Raum geben.

Wenn 1265 die Erbschaftsfragen auch in Hecklingen endgültig geregelt waren, könnte die
Erbauung in die darauf folgende Zeit fallen. Setzt man den Bau einer durchschnittlichen
Burg mit 4 bis 10 Jahren Bauzeit an, so könnte die Burg um 1270 fertig gewesen sein. Gibt
es nun äußere Anlässe oder Konstellationen, die diese Annahme unterstützen könnten?

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