Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
7. und 8. Jahrgang.1987/1988
Seite: 75
(PDF, 52 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/pforte-1988-7-8/0077
teneck an seine Tochter Klara, die um 1340 den Pfalzgrafen Götz von Tübingen geehelicht
hatte: »Dieselbig Fraw Clara/die was so ein kuen/dapfer weib/das sie die von Freyburg
zu einer regierenden Frawen annamen« (Sattler (1698/1979), S. 31).
Mit ihr war nach Katharina und Anna eine dritte herausragende Frau Besitzerin der Lichteneck
- und diese Eigenheit sollte auch unter den Tübingern später erneut vorkommen,
als die couragierte Verena, Pfalzgräfin von Tübingen, Besitzerin der Burg wurde und
nicht nur mehr Gefolgsleute als notwendig für eine Fehde der Habsburger ausrüstete, sondern
daheim auch selbst zur Waffe griff. Klaras Herrschaftsantritt in Freiburg war nun
gar nicht im Sinne ihres Onkels, der ihr dann auch aufgrund guter Beziehungen zu Kaiser
Karl IV. und infolge diplomatischer Fehler Klaras die Herrschaft aberkennen ließ, ja sogar
erreichte, daß Klara zur Exekution des Beschlusses der Reichsacht verfiel - also gewissermaßen
vogelfrei erklärt wurde: »... do fuhr Graff Ego der vierdt... von der Frawen
Signowgeboren/streng dem Römischen Keyser nach/unnderlangt unndempfing von ihm
zu lehen die gericht/zoll/unnd alle andere Herlickeyten zu Freyburg/ und vermeint eyn
manlehen (Erbfolge also nur männlich) zu sein/das doch nicht was/ sundern eigen was
nach inhalt der lehenbrieff/unnd darzu eyn Freyherren Stadt nach allen Freyheiten Her-
tzog Berchtolden von Zeringen des Stifters/...«, drückt Sattler, nicht ganz mit den komplizierten
Rechtsverhältnissen der Zeit um 1356 vertraut, den Unmut der Freiburger über
die Wegnahme ihrer geschätzten Herrin aus (wobei für uns sein Zähringerbewußtsein sehr
interessant ist).

Am 17. Januar 1358 also wurde Klara in die Reichsacht erklärt, und am 9. Juni 1358 trat
sie Stadt und Herrschaft in Form eines Verkaufes um 3820 Mark Silbers an Egino II. von
Freiburg ab (Schreiber, FUB, S. 466 ff., Nr. CCXLIII). »Mit 450Mark Silbers des Kaufschillings
wurde sie auf die Burg Lichteneck nebst Zubehör angewiesen, welche sie solange
in Besitz und Genuß haben sollte, bis dieselben um die genannte Summe gelöst würden«
(Futterer (1936)). Kaiser Karl IV. bestätigte diesen Rechtsvorgang am 11. April 1359.
Egino hatte allerdings nie genug Geld, um diese Schuld einzulösen. Als er vielmehr im
Kampf gegen Freiburg alle Mittel erschöpft hatte und die Stadt schließlich aus seiner Herrschaft
entlassen mußte, nachdem diese ihm Badenweiler gekauft hatte, verzichtete Egino
am 8. April 1368 auf alle Ansprüche an Burg und Herrschaft Lichteneck und gab sie Klara
für 50 Jahre und eine dann ggf. fällige Rückkaufsumme von 370 Mark Silbers zum Pfand.
So hatte Klara zuletzt doch über ihren Onkel gesiegt, nur die Pfandsumme war deutlich
kleiner als vorher geworden, ein Umstand, der aber nicht unbedingt auf einen schlechten
Zustand der Burg schließen lassen muß. Vielleicht lag diese Wertminderung auch darin
begründet, daß Klara am 23. Juni 1358 die Burg mit den Freiburgern verbündet erklärt
hatte, eine Handlungsweise, die wiederum als Indiz für die damalige Politik der Stadt gegenüber
Adel und Burgen gelten kann. Dabei band die Stadt die Burgen entweder in ein
Bündnissystem ein - so auch Keppenbach 1350 - oder sie zerstörte sie wie Falkenstein im
Höllental oder Keppenbach 1396. Aus dem Bündnisbrief sollen folgende charakteristischen
Zitate erwähnt werden: Danach schwor Klara »ein gelerten eide zuo den heiligen
mit ufgehabter hant und mit gelerten worten, sich mit Lichtenegke der vesti und allem
dem, so dar zuo gehöret (den Freiburgern verbündet und die Burg ihnen offen), das wir
und unser amptlüte und burghüter su und die iren dar uf und dar ab, in und us sollen lassen
, undsü enthalten (aufnehmen), ane unsern kosten, mit lützel oder mit v/V, wenne, wie,
weles (welches) weges, und wi dicke (oft) si wellent undforderent... alle die wile dieselbe
vesti von uns nüt erlöset (wieder eingelöst) ist« (Schreiber, FUB I, S. 476).
Klara hatte also gleich nach der Egino-Affäre bei Freiburg Schutz gesucht.

Bis hierher haben wir gesehen, wie sich im Spiegel der Burggeschichte ein gutes Stück Sozialgeschichte
des Mittelalters nachvollziehen läßt, die über den engeren Raum hinaus
exemplarisch ist. Von besonderer landeskundlicher Bedeutung sollte sich aber - eine Entwicklung
, die sich seit 1368 endgültig vollzog - der Übergang Lichtenecks an die Grafen
von Tübingen erweisen. Karl-Bernhard Knappe

Quellenangabe folgt nach dem Beitrag »Das Ende der Burg Lichteneck«

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