Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
7. und 8. Jahrgang.1987/1988
Seite: 86
(PDF, 52 MB)
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sollten, mußte zwangsläufig Probleme schaffen: Konflikte waren so vorprogrammiert, zumal
die Tübingen-Lichtenecker wie ihre neuen Herren sich der »Lutherey« annahmen und
evangelisch wurden.

Die Katastrophe im Schmalkaldischen Krieg

Die vertragliche Anbindung an Württemberg hatte schon wenige Jahre später schwerwiegende
Folgen. Auf Ersuchen Herzog Ulrichs von Württemberg stellte Graf Konrad 1546
zum sogenannten Schmalkaldischen Krieg zwischen den lutherischen Fürsten und dem
katholischen Kaiser ein Truppenkontingent von acht - statt sechs - gerüsteten Reitern, obwohl
ihn die österreichische Regierung ausdrücklich gewarnt hatte. Nach seinem Sieg verhängte
der Kaiser dann auch »geharnischte« Strafen. Zwar wurde Herzog Ulrich nach seinem
Kniefall an Weihnachten 1546 in Heilbronn zugesichert, daß seine Dienstleute »Verzeihung
« erhalten sollten, doch erstreckte sich diese Vereinbarung - wie sich bald zeigen
sollte - nicht auf Graf Konrad wegen seiner »besonderen Stellung zu dem Hause Österreich
«.

Anfang September 1547 besetzte die vorderösterreichische Regierung das gräfliche Territorium
, »in Sonderheit Lichteneck«, worin »husfrow und Kinder«, beschlagnahmte alle Güter
und fertigte eine Gesamtinventur. Konrad mußte fliehen und fand »Underschlauf und
Unterhaltung« am württembergischen Hof. Im März 1548 wurde er von dem kaiserlichen
Gericht in Augsburg als Sühneleistung zur Zahlung von 20.000 Gulden und zum ersatzlosen
Verzicht auf die ihm verpfändete Herrschaft Burkheim verurteilt. Nun versuchte Konrad
, die Vollstreckung des Urteils, die für ihn den Ruin bedeutet hätte, zu verhindern und
eine Revision auf dem Gnadenwege zu erlangen. Es sei ihm alles »treulich laid« und er bitte
flehentlich, ihm »aus khuniglicher hochberiempter gütigkait und österreichischer miltig-
keit aller gnedigst zu verzeihen«.

Tatsächlich gelang es ihm nach vielen Bemühungen im Dezember 1548, die Herabsetzung
der Strafsumme auf 5.000 Gulden zu erreichen, doch die Herrschaft Burkheim fiel nach
Österreich zurück. Immerhin war er aus dem Schaden so klug geworden, daß er nun eine
Entbindung von seiner Beistandspflicht gegenüber Österreich anstrebte und diese auch unter
Ulrichs Nachfolger Herzog Christoph 1551, unter der Bedingung erreichte, daß er sich
auch von Österreich gegen Württemberg »nicht brauchen lasse«.

Doch ersetzen ließen sich die Verluste nicht mehr. Der Schmalkaldische Krieg, die Treue
zu Württemberg (und zur lutherischen Reformation), hatten Konrad ein Drittel bis zur
Hälfte seiner Herrschaft und somit seiner jährlichen Einkünfte gekostet.

Die fünf »Grävlein« von Tübingen zu Lichteneck

Als 1570 Graf Georg von Tübingen, Herr zu Lichteneck, bei einem Unglücksfall ums Leben
kam, hinterließ er vier unmündige Söhne und eine schwangere Frau, die bei der Geburt
ihres fünften Kindes starb. Die Vormundschaft übernahmen die Großmutter väterlicherseits
, eine geborene Truchsessin von Waldburg, und der Bruder der Mutter, Graf Georg
von Erbach. Beide bemühten sich um eine gute Erziehung und um die Sicherung des standesgemäßen
Lebens für die fünf Waisen, was nicht ganz einfach war, erwiesen sich doch
die Einkünfte seit dem schmalkaldischen Abenteuer als weit geringer als zuvor und konnten
- da sie meist auf Naturalabgaben aufbauten - sehr schwanken. Selbst auf die Zolleinnahmen
bei Limburg war kein Verlaß.

So berichtete der Lichtenecker Burgvogt auf der Limburg 1572 über die Einkünfte der von
ihm verwalteten Herrschaft: »Die Hohe und Niedrige Obrigkeit ist kein Nutz, sondern

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