Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
7. und 8. Jahrgang.1987/1988
Seite: 90
(PDF, 52 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/pforte-1988-7-8/0092
Sie wurde nun die alleinige Erbin der Herrschaft Lichteneck - einer Herrschaft, deren wirtschaftliche
Lage sich in den letzten Jahrzehnten immer mehr verschlechtert hatte. Forderungen
des Hauptmanns Georg von Tübingen, des illegitimen Sohnes von Graf Konrad,
Einbußen beim Dienst- und Lehengeld, das Württemberg während der Unmündigkeit der
Grafen nur zögernd und teilweise bezahlte, schließlich, nach dem Erlöschen des Hauses
im Mannesstamm, überhaupt nicht mehr anerkannte, führten zur Schuldenaufnahme und
zur Veräußerung von Besitz. Im Jahr 1637 verkaufte die Mutter Elisabeths das Schloß und
das Dorf Umkirch.

Die Ereignisse des 30jährigen Krieges verschlimmerten die Situation beträchtlich: Plünderungen
, Zerstörungen, Kontributionen waren an der Tagesordnung. 1632 erstürmten die
Schweden die Burg Lichteneck und erschlugen die dorthin geflüchteten Bauern, 1633 eroberten
kaiserliche Truppen die Burg zurück, doch noch im selben Jahr kamen die Schweden
wieder. »Es sind die Vorwerk«, so schreibt der schwedische Oberst nach Hause, »von
den unsrigen bereits genommen. Verhoffe, daß selbiges Haus, wiewohl es an sich selbst fest
und an einem Fels gelegen, ehest wird recuperiert werden«. Als Nachschrift fügte er an,
die kaiserliche Garnison habe sich mit Gnad und Ungnad ergeben. 1634 wurde man wieder
kaiserlich, 1638 schwedisch. Bis 1644 lag auf Burg Lichteneck eine schwedisch-
weimarische Besatzung von 16 Musketieren und einem Leutnant. Die Gräfin von Tübingen
war mit ihrer Tochter nach Straßburg geflohen.

Das Ende des Krieges 1648 erlebte eine ausgesogene, stark dezimierte Bevölkerung. In Riegel
war die Zahl der Einwohner von etwa 800 auf 100 zurückgegangen. Die Umgebung der
Burg Lichteneck lag verödet, die meisten Häuser der dazugehörigen Dörfer waren zerstört.

Als Elisabeth Bernhardina, inzwischen mit einem Grafen von Salm-Neuburg verheiratet,
1660 ihren ganzen Besitz verkaufte, standen dem Erlös von 75.000 Gulden Schulden in Höhe
von rund 50.000 Gulden gegenüber. »Sic transibit totagloria mundi« (so wird alle Herrlichkeit
der Welt vergehen), kommentierte der Chronist von Wonnental den Verkauf. Damit
endete ein dreihundert Jahre währendes, von den Tübinger Grafen geschriebenes Kapitel
in der Geschichte der Herrschaft Lichteneck.

Wilfried Setzier

Abb. 14: Gemarkungsgrenzstein Hecklin-
gen/Kenzingen mit dem Wappen der Pfalzgrafen
von Tübingen, Herren zu Lichteneck.

90


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/pforte-1988-7-8/0092