Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
7. und 8. Jahrgang.1987/1988
Seite: 94
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/pforte-1988-7-8/0096
Salmenwirtshaus vorüber gehn wolt, stuendt der Margententer gegenüber under der
Hausthür (es war des Burgenmeisters Yselins Haus und des Margententer Quatier), und
winkt mir. Ich gieng hinüber; er nimmt mich hinder die Stiegen, wo auch sein Frau stuendt,
ihre Händt ob dem Kopf zusamen schlug und bitterlich weinte. Der Margetenter sagt still
zu mir (dan er dorft nit laut reden, dieweilen 5 oder 6 Officier im Gaden Kämmerlin saßen
und truncken), o Herr! geht nit zum Obersten, dan er hatt euch zu Gast geladen, damit
ihr nit daheimb seyen; dan zwischen ölfe und zwölfe werden die Officierer all euer Vihe
hinweg nemmen; sie sitzen schon heut von morgen an da drinnen, und haben schon über
die 9 R. auff Eüer Vihe hin versoffen. Sein Frau sagte auch, o Herr! wie dauren ihr und
eure Klosterfrauen mich, luegt doch, daß ihrs erretten.

Ich lief auf solches eylendt zum Fischer Martin, bat ihn, er soll gschwind mit dem Schiff
zum Thennenbachischen Weyerlin fahren, er müest mir etwas über die Elz füehren, welches
Er auch gethan. Und ich lief eins Lauffens unserer Matten zu, wo das Vihe weydete,
und triebs die Matten hinaus zu dem Thennenbachischen Weyerlin hinder die Hecken; und
da das Schiff ankam, gab ich dem Fischer die Kalbenen angebunden an einem Strick am
Hals, stieß es in die Elz und darauf alle andere Stuck; allein die zwen Mastochsen kondten
wir nit ins Wasser bringen (die Elz war damalen ganz ebenländig). Der Fischer fuhr mit
der Kalbenen fort hinüber, und alles was im Wasser war, folgte ihm nach. Da sie drüben
waren, mueste er mit der Kalbenen wider herüber fahren; da stießen wir den einen Mastochsen
mit allen unseren Krefften (dan ein Knecht und Magdt war bey mir), daß er ins
Wasser rutschte und den anderen gleich hernach; da schwamen sie auch der Kalbenen
nach, und kamen auch inüber. Nach solchem holte er mich, den Knecht, und die Magt
auch, und ich ließ das Vihe hinauf auf das Schloß füehren, bat den Commandanten (welcher
von Breysach her dependierte und diser Völcker nichts annamb), daß ers under sein
Schutz und Schirm nam, welches er auch getreülich gethan, wiewolen er nit unserer Religion
war. Daraufließ ich mich wider hinüber füehren, und aß erst zu Mittag. Kaum fieng
ich an, sihe, da kamen etliche Officierer mit 6 Musquetieren ernstlich den Hof herauf getreuen
und gleich der Matte zu; da sie aber nichts an Vihe fanden, waren sie mechtig entrüstet
, ließen die Musquetierer hinder den Closter Mauren warten, dan sie meinten, wir het-
ten das Vihe in Stall getriben, und werdens etwan umb ein oder 2 Uhren wider auff die
Weyd treiben. Die Officierer giengen wieder mit der langen Nasen durch den Hof hinab,
und hatten ein groß Gefecht mit den Henden und Armen mit einander. Ohne Zweifel haben
sie ernstlich mit einander von der Sach geredt, ob sie nit etwan verrathen seyen worden
. Die Musquetierer saßen bis umb 6 Uhr Abents hinter den Mauren, und giengen auch
mit leerer Verrichtung heimb. Der Knecht und die Magt muesten umb den Berg herumb
grasen (und das wehrte 14 Tag lang) und mueste das Vihe droben im oberen Stall stehen
bleiben, und ihnen das Trinkwasser hinaufgetragen werden. Under dessen hatten die Raubvögel
den Argwon, dises Vihe möchte etwan under die Viehherdt der Hecklinger gestellt
worden sein, darumb kamen bisweilen etliche Soldaten aus der Statt under die Viheherdt
(die allzeit nit weiter von dem Berg auf den Matten weydeten, als daß man mit der Doppelhacken
reichen kondte) und fragten, wem das Vihe alles zugehöre? Wan sie sagten dem
Schloß und dem Dorff, sagten sie darauf, gelt, und ein gueter Theil dem Nonnenkloster?
Sie aber die Hirten wüsten nichts von diser Sach. Da solches der Commandant vermerckt,
schickt er zum Obersten in die Statt, ihme anzuzeigen, wan er mehr Soldaten von den Seinigen
unter der Viheherdt erdappen werd, wöll er sie erschießen. Er hat kein Gewalt über
das, was seinem Schutz undergeben sey.

Also muesten wir uns gedulden, und hatten Gott unendlichen Dank zu sagen, daß er uns
so wunderbarlich, gnädig und barmherzig, aus und von diesem Feindt errettet, und das
Unserige erhalten hatt.«

Das Ende der schwedischen Macht im Breisgau nach der Eroberung Freiburgs durch Mercy
und die Bayerische »Armada« am 29. Juli 1644 hätte beinah auch zum Ende Conrad Burgers
geführt. Hören wir ihn selbst aus seinen Lebenserinnerungen:

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