Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
7. und 8. Jahrgang.1987/1988
Seite: 101
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Hochburg solle entsetzt werden. Ein Exzerpt dieses Briefs zitiert diese Stelle fast wörtlich,
nennt die Hochburg dann später »schloß«.

Am 22. April schreibt der Herzog von Bournonville aus Ravensburg, daß »Vaubrun mit
4000 Mann« ... »das hauß Liechtenekh drey oder vier tag lang beschossen, und vill Volk,
wie der Generalwachtmeister Schütz berichtet, da/ vor verlohren, biß endlich die gut 50.
Man starck darin gewesene guarnison sich alß Gefangener ergeben; ob nun der fründt
(»Feind«) das Schlosß ruinirt oder aber besezt habe, ist Mir noch nit (bekannt).« In der
Nähe liegende Lüneburgische Truppen hätten Lichteneck trotz Aufforderung nicht entsetzt
, weil sie anders lautende Befehle gehabt hätten. Das Exzerpt dieses Schreibens Bour-
nonvilles («Bornevill«) zitiert das Wiedergegebene ebenfalls fast wörtlich und nennt
»Liechtenegg« »Schloß«. Am 8. Mai wurde dieses Exzerpt Montecuccoli übermittelt.
Wenn sich Lichteneck mit ca. 50 Verteidigern mindestens zwei Tage gegen 4 - 5000 Mann
Streiftruppen, die mit leichten Geschützen ausgestattet waren, gehalten hat, so kann es
sich bei diesem Kampf nicht um die mittelalterliche Burg allein gehandelt haben. Eine solche
Burg hätte man mit Geschützstellungen am Rand des Burgbereichs derart effektiv im
Kern beschießen können, daß sie sich kaum ein paar Stunden hätte halten können. Bei
Lichteneck müssen aber so weit gegen den Feind hinaus Befestigungswerke vor die eigentliche
Kernburg geschoben gewesen sein, daß Artilleriebeschuß aus kleineren Stücken sehr
wenig Wirkung auf den Kernbereich zeigte, sondern die Geschosse allenfalls im äußeren
Festungsbereich relativ unschädlich wirkten. Die Anlage, so geht aus den Berichten über
ihren Untergang hervor, muß also wie eine Festung ausgebaut gewesen sein. Einen zusätzlichen
Hinweis auf die Art des Ausbaus, wohl überwiegend durch Erdwerke mit wenig eingelegten
Hohlbauten (wie etwa Gewölbe unter Erdaufschüttungen), geben die bei Merian
zum 30jährigen Krieg erwähnten »Vorwercke« die man damals noch relativ schnell einnehmen
konnte. Dabei sind im äußeren Burgbereich im Nordwesten heute noch nicht erforschte
Gewölbebauten im Gelände sichtbar. Die Einnahme der Vorwerke gelang offenbar den
Franzosen nicht mehr auf Anhieb. Zwischen 1648 und 1675 muß baulich also wenigstens
insoweit etwas geschehen sein, als diese Festungswerke verteidigungsfähiger geworden waren
. Aber wo verliefen sie? Das heutige Gelände weist in einigen Formen auf mögliche bastionsartige
Festungslinien hin, aber das alles muß noch genauer untersucht werden.
Weitere Anhaltspunkte für diese Auffassung ergeben sich, wenn wir bedenken, daß Lichteneck
in strategischem Zusammenhang mit der Festung Hochburg genannt wird und daß
Schütz offenbar daran gedacht hat, die umkämpfte Position durch Entsatztruppen retten
zu lassen. Für eine schwächlich-mittelalterliche Anlage hätte man an eine solche Lösung
nicht gedacht. Nebenbei: Auch die Kastelburg war bereits im 30jährigen Krieg mit teilweise
noch erkennbaren Bastionen im Außenbereich «nachgerüstet« worden, und nach der Einnahme
Freiburgs 1677 soll sich noch ein kaiserliches Detachement in diesen Werken festgesetzt
und gegen die Franzosen verteidigt haben.

Ein die gesamte Lage im Breisgau in düsteren Farben schilderndes Schreiben an den Kaiser
vom 25. April 1675, also 10 Tage nach dem mehrfach belegten Beginn der Beschießung
Lichtenecks, erwähnt schließlich, daß nach dem Bericht des »Veitmarschalls Duc de Bournonville
« der Feind die beiden »häußer Liechtenekh und Hochberg« genommen habe, was
für die Hochburg so nicht stimmt, sich aber danach wieder nach Breisach zurückgezogen
habe. Am besten informiert wieder Conrad Burger, für uns der einzige greifbare Augenzeuge
des Geschehens, der zwar im Detail geringfügig abweicht, dessen Ausführungen durch
die Briefe der Militärs jedoch im ganzen bestätigt werden - der betreffende Abschnitt sei
daher hier ungekürzt wiedergegeben (die Korrektur »Vauban« in »Vaubrun« durch den
Verf. wird durch Burger selbst bestätigt, wenn er vom Tod »Vaubans« 1675 schreibt - Vauban
starb am 30. März 1707):

»Den 15. April ist der Französische General Vaubrun mit ungfer 6000 man, und etlichen
kleinen Stucken gen Kentzingen kommen, Morgens früe unversehens, und ist für Liechten-
eck gezogen. Hats um 8 Uhr Vormittag angefangen zu beschießen und gewehrt bis den anderen
Tag in der Nacht. Hat v/7 Tausent Schüß darein gethan, dieweilen aber die dareingele-

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