Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
7. und 8. Jahrgang.1987/1988
Seite: 122
(PDF, 52 MB)
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Das Aufmaß des Fensters, weniger das Verhältnis von Höhe zu Breite, sondern die Rund-
bogigkeit, erinnern an Rundbogenfenster im Palas der Kastelburg über Waldkirch (um
1250/1260), nur ist das Fenster etwas schlanker. Sollten wir hier also einen Rest der «gotischen
« Anlage des 13. Jahrhunderts vor uns haben? Das linke Sandsteingewände jedenfalls
liegt nicht bündig mit der Innenseite der Außenmauer Cl, sondern deutlich eingetieft;
man könnte annehmen, daß das Wiederherrichten dieser Mauer für einen neuen Verputz
über die Fensterkante hinaus nach innen führte. Träfe dies zu, ergäbe sich möglicherweise
daraus ein Hinweis auf Reparaturen nach 1433 und nicht im 17./18. Jahrhundert. Denn
mit der Errichtung der Mauer C5, die aus ganz schlechtem Mauerwerk besteht und lediglich
maximal 0,8 m breit auf der 2,20 m dicken alten Mauer C7/B4 aufsitzt, muß die Fensteröffnung
C9-Ost ja aufgegeben worden sein.

Das erhaltene Sandstein-Gewände (Abb. 24) ist allerdings im Gegensatz zu Waldkirch
(oder den Gewänden auf Landeck) nicht innen scharfkantig, sondern etwa 40° abgefast.
Das könnte ein Hinweis auf eine eher gotische als spätromanische Auffassung sein - wir
würden damit schon in die letzten Jahrzehnte des 13. Jahrhunderts gelangen.
Die Fensterlaibung ist seitlich mit schwacher Mörtelauflage und mit viel Ziegelbrocken geglättet
, das Gewölbe mit stärkerem Mörtel und Ziegeleinschuß verputzt. Äußere Gewände,
die recht dünn gewesen sein dürften, sind verschwunden, möglicherweise herausgebrochen
. Der Hinweis sei gestattet, daß nordöstlich des Fensters im Graben ein Fragment gotischen
Gewändes gefunden wurde. Der Mörtelputz ist an den Seiten und vor allem oben
rußgeschwärzt, die Steine scheinen teilweise durch Feuerhitze versintert. Dieses Erscheinungsbild
hat das Fenster gemeinsam mit C9-West, einer erheblich kleineren Öffnung mit
dem Aufmaß von ca. 2.20 m x 0,80 m. Im Gegensatz zum Fenster mit Sandsteingewände
ist dieses mit 16, zum Teil doppelt in starkes Mörtelbett gesetzten, schräggestellten Ziegeln
rundbogig geschlossen. Davor ist aber das Negativ für ein verlorengegangenes Gewände.
Beide Öffnungen sind Zeugen einer parallel zu Cl/Dl laufenden, ursprünglichen Bebauung
; das gleiche gilt für den Mauerzahn C4, der als Mittelwand zwischen zwei Öffnungen,
ein Stockwerk darüber, anzusprechen ist. Die Laibungen wurden hier, anders als bei den
älteren Öffnungen, durch Ziegelmauervorlagen realisiert und verputzt, im 2. wie im 3.
Obergeschoß.

Seine geringe Breite von maximal 2,25 m verweist ebenfalls auf den Palas der Kastelburg,
wo die Abstände noch kleiner werden konnten und die Fenster später aus Gründen der Statik
zugemauert werden mußten. Auch hier wird gotische Bauauffassung greifbar. In einer
Höhe von ca. 10,50 m über Hofniveau ist also der Mauerrest Nachweis einer dreistöckigen
Massivbebauung. Wo hat sie aufgehört; vielleicht ging sie über in den «Giebel«-Bau des
Anonymus?

Welche Grundfläche hatten nun diese Bauten? Die kürzlich freigelegte alte Mauer C7/B4,
die nördlich in den neu gefundenen Treppenturm übergeht, zeigt, daß der Ostrand der
Burg ein dreistöckiges massives Gebäude von etwa 26 x 7 m Grundfläche an der Ostmauer
beherbergte, von dem knapp die Hälfte unterkellert war.

Die Mauerreste C8/D8 weisen am Südrand einen massiven Bau von ca. 15 x 7 m Grundfläche
aus, ebenfalls dreistöckig und nach Süden reich durchfenstert. Entsprechend den Mauerresten
D2 zog sich von diesem Bau in Richtung Norden auf dem Westrand, ganz im Westen
nur bis zum «Loch« A2 vorstellbar, ein Gebäude von ebenfalls (bei D3) 7 m Breite.
Über die Südwestecke beider Bauten können wir bis heute eben so wenig eine Vorstellung
gewinnen wie über deren Stockwerkzahl. Auffällig ist allerdings die regelmäßige Breite von
7 m auf allen drei Seiten. Das spricht zumindest dafür, daß die Anlage nach einem Plan
und möglicherweise in einem zusammenhängenden Zeitraum errichtet worden ist.
Über den Südbau wissen wir seit Juli 1989 mehr, seit unter der Leitung von Rolf Brinkmann
ein Bodenbelag aus Sandstein fast auf dem heutigen Hofniveau angeschnitten wurde
, der zu einem großen Teil noch erhalten, ansonsten aber in Spuren nachweisbar ist. Die
Sondierung wies ihn im direkten Anschluß an die Südmauer zwischen C2 und C6 mit einer
Flächenausdehnung von 2,40 m (Nord-Süd) x 4,40 m (West-Ost) nach. Der Benutzungsho-

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