Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
7. und 8. Jahrgang.1987/1988
Seite: 124
(PDF, 52 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/pforte-1988-7-8/0126
Gänzlich unklar bleibt die Funktion der Zwischenmauer C5 aus der letzten Bauzeit der
Burg (Abb. 26). Unten, über der alten Mauer ca. 80 cm stark, mit zwei Rücksprüngen im
Osten jeweils in Stockwerkshöhe und damit in Übereinstimmung mit der Stockwerkseinteilung
des Südteils des Ostgebäudes, ist sie am oberen Abschluß keine 50 cm mehr dick.
Ohne jede Verbindung zur Südmauer lehnt sie mit einer Baufuge an dieser und teilt mit
ihr die große Breschenöffnung bei C9. Trotz dieser statischen Schwäche steht sie noch ca.
10 m aufrecht. Ihr Mauerwerk zeigt neben hammerrechten Kalksteinen vor allem Backsteine
unterschiedlicher Größen und zahlreiche Sandsteineinsprengsel, womit sie sich von anderen
Mauern unterscheidet. Auf der Westseite finden sich im 3. Obergeschoß zwei waagerechte
Einlassungen für Latten im Abstand von einem Meter. An diesen Latten hätte man
Wandbehänge befestigen können (Abb. 26). Die Mauer kann als Bestätigung dienen, daß
auch nach einem Neuaufbau die Dreistöckigkeit der Randbebauung aufrecht erhalten
blieb und daß die Stockwerksgliederung im Ostbau ebenfalls beibehalten wurde. Eine Datierung
ins 16. Jahrhundert ist gut vorstellbar.

So hat sich unsere Burg als ein im Inneren wie im Äußeren recht symmetrisch angelegter
Bau gezeigt. Bei allen Fragen, die die vielfachen Änderungen im Mauerwerk für die Forschung
noch offen halten, lassen sich doch relativ konkrete Vorstellungen von der Innenbebauung
gewinnen, die symmetrisch angelegte Randbauten um einen Hof versammelte.

Im Südwesten dieses Hofes bei D3 sind Wasserrinnen aus Sandstein freigelegt worden, die
Oberflächenwasser nach Westen hin abfallend wohl in eine Zisterne innerhalb der noch unbekannten
Westbebauung leiteten. So stellt sich abschließend auch noch die Frage nach
einem «Brunnen« in der Innenburg. Sie sollte künftig unbedingt beantwortet werden.

Mutmaßungen zum Außenbereich

War nun die Lichteneck festungsartig ausgebaut und wären demnach Merians »Vorwerke«
so zu verstehen? Wäre es deshalb erklärbar, warum 1675 so viele Belagerer gegen so wenige
Verteidiger so lange bis zur Eroberung der Anlage brauchten?

Eine insgesamt nicht fehlerfreie Landkarte des nördlichen Breisgaus und der südlichen Or-
tenau von Beaurain, gestochen um 1780, verwendet für die Lichteneck das Festungssymbol
und zeigt eine reichliche Bebauung auf der Anhöhe östlich der Burg, wo beim Pflügen
noch heute bei den Flurnamen Burgfeldhalden und Kirchberg Ziegelreste gefunden werden
. Dieser die Burg überhöhende abgeplattete Hügel ist an seinem Fuß auf der Zeichnung
des Anonymus im Zusammenhang mit der äußeren Zwingermauer ummauert. Aus dem
östlichen Halsgraben führen heute noch Gewölbe in ihn hinein. Eine Luftbildaufnahme
des Landesdenkmalamtes (LDA) von 1984 (Inv. Nr. L 7912/21-1) zeigt die Lichteneck in
Spornlage und die Abplattung als Rebenfeld (Abb. 27). Eine weitere Luftaufnahme (Nr.
1955) läßt erkennen, daß der durch Waldstreifen erkennbare alte Burgweg vom alten Heerweg
im Südwesten aus in weitem runden Bogen nach Norden die Burghöhe gewinnt, umkehrt
und ca. 400 m nördlich der Burg die Form einer Fünfeckbastion annimmt, um dann
einen alten Torzugang zu erreichen. An dieser Stelle finden sich am Ende der Höhenstufe
vor der Burg im Norden Mauerreste, die eine spitzwinklige Ecke ausbilden und kurtinenar-
tig mit dreieckig-spitzwinkligen Ausbuchtungen nach Westen auf die Burg (heute Grillplatz
) zulaufen. In diesem Eckbereich gibt es ebenfalls in den «Berg« führende Gewölbespuren
. H. Maurer erwähnt dort 1877 noch «Reste von Neben-Gebäuden« (S. 8). Östlich
des Burgweges, am heute bewaldeten terrassiert abfallenden Absturz, finden sich bastions-
förmige Erderhebungen, die Terrassierung selbst zeigt zweimal stumpfwinklige Eckausbildungen
gegen die Schlucht. Geht man im Westen auf die Kernburg zu, stoßen dort neu
angelegte Weinbergterrassen, vor allem beim großen Holzkreuz im Westen stumpfwinklig
und sich flankierend aufeinander. Im Osten, etwa auf der Höhe der Hecklinger Kirche,
trennt eine deutliche Geländestufe den weiteren Bereich um die Burg vom Umland ab.
Überragt und beherrscht wird dieses Gebiet im Osten von der oben erwähnten abgeplatteten
Geländeformation; sie deckt zugleich die Kernburg bollwerkartig von Osten her.

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