Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
7. und 8. Jahrgang.1987/1988
Seite: 187
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Abb. 9: Gräfin Maria von Hennin.

Besitz gekommen war. Dieses Verhalten
stand in krassem Gegensatz zu dem Beispiel,
das ihre Mutter, Gräfin Maria Theresia gegeben
hatte, die sich sehr für die Kirche einsetzte
und diese u.a. durch selbstgefertigte Handarbeiten
unterstützte.

Offensichtlich erschöpfte sich die Vitalität
ihrer lebensfrohen Tochter Maria aber nicht
in der Spielleidenschaft, denn sie brachte es
auf die für ihre Zeit ungewöhnliche und recht
stattliche Anzahl von immerhin drei Ehemännern
. Ihr erster Auserwählter war ein Richard
Loricke aus Berlin, der nach der Trennung
von Maria verstarb. Ihm folgte später
als Ehemann Michael Kropp aus Goldscheuer
bei Kehl. Kropp bepflanzte die westlichen
Äcker des Oberen Schlosses wieder mit Obstbäumen
und hielt außer einer Kuh auch ein
Rößlein für die Kutsche. Auch er verschied
nach schwerer Krankheit. Ehemann Nummer
drei, ein gewisser Eduard Lengwenings
und von Beruf Hühnerzüchter, brachte der
geplagten Gräfin Maria auch nicht das lang
ersehnte große Glück.

Sie blieb - wie auch ihre beiden Geschwister kinderlos - mit gebrochenem Herzen und noch
größeren Schulden zurück. Aus ihrer drückendsten Not befreite sie sich dadurch, daß sie
- sehr zum Leidwesen ihres Bruders Ludwig - immer mehr gräfliche Prachtstücke an Grund
und Boden verkaufte7. Sie lebte gute zwanzig Jahre auf dem Oberen Schloß, von 1930 bis
1953, führte dann noch eine Zeitlang ein Gasthaus, den »Schwan« im Kreis Neuenburg,
ehe sie in die Klinik Zwiefalten bei Ulm eingeliefert wurde, in der sie auch verstarb.

Graf Ludwig bemühte sich, ganz im Gegensatz zu seiner findigen Schwester, auf sehr bürgerliche
Weise die Wechselfälle des Lebens zu meistern. Er nahm Wohnung zuerst in Zell
am Harmersbach, von wo aus er eine erste Restaurierung der Burg Lichteneck, sowie den
Zutritt zur Burgruine durch Erlaubnisformular regelte. Seine letzten Lebensjahre verbrachte
der Graf an der Seite seiner letzten Lebensgefährtin, Frau Marga Beltz in Gengenbach
, wo er auch 1980 verstarb.

Zur Gräflich Hennin'schen Grundherrschaft, insgesamt 36 ha, gehörten außer dem Oberen
Schloß und zahlreichen Grundstücken auf Hecklinger Gemarkung auch das Untere
Schloß sowie die Burg Lichteneck. Letztere befand sich zur Hälfte im Besitz der Gräfin
Maria und zu je einem Viertel des Camillo Graf von Hennin aus der Rudolf'schen Linie
und der Elsa von Schönebeck, einer geborenen Gräfin von Hennin. Und obwohl August
von Hennin und seine Ehefrau Maria Theresia wenig von ihrem einzigen Sohn hielten und
es nicht wünschten, daß der Besitz der Burg Lichteneck an ihn fiele, wurden ihm doch im
Jahre 1957 sämtliche Eigentümeranteile per Schenkungsvertrag übergeben8. Nach seinem
Tode sollte die Burg im Hennin'schen Besitz bleiben. Deshalb wurde sie der ältesten Tochter
des Barons von Landenberg im Untermünstertal9, einem Neffen von Graf Ludwig,
vererbt. Doch ihr Vater lehnte das Erbe als weitblickender Jurist glatt ab. Dieser Besitz war
ihm zu heikel, die damit übertragene Verantwortung, vor allem die Verkehrssicherungspflicht
zu groß.

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