Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
7. und 8. Jahrgang.1987/1988
Seite: 207
(PDF, 52 MB)
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Eigentümlicherweise hat Frau Kreutz nach ihrem Umzug nach Freiburg ihre fotografische
Betätigung weitgehend eingestellt. Aber in der »Hecklinger Zeit« von 1927-1957 hat sie
ein reiches, vielfältiges, fotografisches Werk geschaffen (von dem nur einige Beispiele in
diesem Rahmen veröffentlicht werden können). Ihm sollen nun einige Betrachtungen
gelten.

Den Fixpunkt, um den die Motive der Bilder von Frau Kreutz in ihrer überwiegenden
Mehrzahl kreisen, bildet natürlicherweise, da sie keine kommerzielle Fotografin war, die
eigene Familie, deren Erlebniswelt und Unternehmungen, wie dies auch heute noch bei
den meisten privaten Fotografen der Fall ist. Da nun aber die Familie Kreutz das Dorfleben
in vielfältiger Weise prägte und stark darin verwoben war - ihr Ehemann Stefan
Kreutz war nicht nur Hauptlehrer an der Hecklinger Volksschule, sondern auch Leiter des
Kirchenchores und des Gesangvereines, Frau Kreutz selbst war Vorsitzende des Frauen-
und Krankenvereins - ergab es sich, daß die Familiengeschichte Kreutz eben oft ein Stück
Dorfgeschichte darstellte, daß Dorfgeschichte und Familiengeschichte oft nicht zu trennen
waren. Unternahm zum Beispiel der Kirchenchor einen Ausflug, so war dies ebenso
ein Dorfereignis wie auch ein Familienereignis. Oder besuchte der jeweiligen Rekrutenjahrgang
nach der Musterung den ehemaligen Lehrer, so war das auch ein Ereignis in der
Familie Kreutz und wurde als solches festgehalten; gleichzeitig spiegelt sich in diesem Bild
ein Stück dörfliches Leben (siehe Abb. 2).

Die Bilder zeigen
natürlich nur einen
Ausschnitt des
Dorflebens zur damaligen
Zeit, und
zwar in mehrfacher
Hinsicht:
Einerseits wird
nur der Teil in Bildern
überliefert,
an dem die Familie
Kreutz unmittelbar
teilhatte und
davon auch nur
das, was davon als
»fotografierwürdig
« galt, was für
wert erachtet wurde
, festgehalten zu

Abb. 2: Rekrutenjahrgang zu Besuch beim Lehrer werden. Diese selektiven
Filter sind

beim Betrachten der Fotografien von Frau Kreutz immer mitzubedenken, um keinen unzutreffenden
Eindruck vom damaligen Dorfleben zu erhalten. Fotografien müssen demnach
, um richtig verstanden und für Erkenntnisse über das damalige Dorfleben genutzt
zu werden, immer interpretiert werden.

Als nicht fotografierwürdig galt, zumal in einer Zeit, als die Fotografie noch recht teuer
war, die Normalität des täglichen Lebens, wie etwa die Räumlichkeiten der Wohnung, die
alltäglichen Verrichtungen wie kochen, waschen, essen, schlafen oder gar unangenehme
Dinge. Fotografie war überwiegend ein Festhalten des Außergewöhnlichen, des Besonderen
oder des Positiven.

Bei der Betrachtung der Fotografien von Frau Kreutz ist auch mitzubedenken, daß die Bilder
ihre ganz persönliche Sicht des Dorflebens zum Ausdruck bringen. Es ist die Sicht der

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