Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
7. und 8. Jahrgang.1987/1988
Seite: 208
(PDF, 52 MB)
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Frau des Lehrers, die Sicht einer Frau aus gutbürgerlichen Verhältnissen, einer Frau, die
erst mit 30 Lebensjahren in das Dorf Hecklingen kam. Frau Kreutz war daher in der Lage,
sich stets ein wenig den unvoreingenommenen Blick des Außenstehenden zu bewahren
und diese ganz persönliche Sicht des Dorflebens ist in den Bildern zu erkennen. Ein Heck-
linger Bauer hätte zu jener Zeit fotografisch sicher einen anderen Ausschnitt des Dorflebens
aufgezeichnet, z.B. sein Pferd, das sein ganzer Stolz war oder sein prächtiges Mutterschwein
, welches einen besonders großen Wurf hatte.

Damit zeigt sich, daß in Abhängigkeit von Erziehung und sozialer Stellung des Fotografen
in Lichtbildern nicht nur reales Geschehen abgebildet wird, sondern daß in der Art und
Weise wie abgelichtet wurde und was abgelichtet wurde auch Aussagen über den Fotografen
gemacht werden können. In Fotografien ist also immer auch die Persönlichkeit des
Fotografen mit einbezogen.

Die eigentlich private Fotografie von Frau Kreutz enthält oft auch noch eine weitere Dimension
- die Dimension der Zeitgeschichte. Daß die Bilder in ihrem stark familiären Bezug
so deutliche zeitgeschichtliche Aspekte enthalten, liegt natürlich an der Zeit, in der
Frau Kreutz fotografierte. Gerade die Epoche des Nationalsozialismus war eine historische
Periode, in der die Privatsphäre, die Familie, gesellschaftspolitisch vereinnahmt wurden
. Die Politisierung ergriff das Dorf und auch das einzelne Individuum, sie unterlagen
dem staatlichen Zugriff in einem außerordentlichen Maße.

So kommt es, daß sich
auch in der familiären Fotografie
Zeitgeschichte
stark wiederspiegelt. Dies
verdeutlicht nebenstehendes
Bild. Es entstand anläßlich
des Besuches zweier
ehemaliger Unterlehrer
bei der Familie Kreutz. Eine
an sich alltägliche, ganz
private Angelegenheit, der
Besuch ehemaliger Lehrerkollegen
, enthält, wie man
sieht, sehr deutliche zeitgeschichtliche
Bezüge: Die
Unterlehrer waren zu diesem
Zeitpunkt bereits Parteimitglieder
, Angehörige
der SS (an der Hecklinger
Schule unterrichteten zur
damaligen Zeit immer zwei
Lehrer, der Hauptlehrer
Kreutz und ein Unterlehrer
).

Solche Überlegungen lassen
uns besser mit den Bildern
von Frau Kreutz umgehen
. Denn ihre Bilder

Abb. 3: Die vier Lehrer v.l.n.r.:
Huber, Brauchle, Hauptlehrer
Kreutz, Ulsamer, die drei
Kinder Kreutz Hildegard, Eh-
—i renturd und Gretchen.

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