Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
7. und 8. Jahrgang.1987/1988
Seite: 210
(PDF, 52 MB)
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Betrachtet man die Bilder von Frau Kreutz, so fällt weiterhin auf, mit welcher Ausschließlichkeit
sie die Menschen sah und mit welchem Respekt sie diese Menschen fotografierte.
Frau Kreutz suchte nicht die entlarvende Situation (die sich heute großer Beliebtheit erfreut
), es bedeutete Leuten keine Peinlichkeit, von Frau Kreutz fotografiert zu werden,
denn sie achtete die Würde und die Wünsche der einzelnen Person. Man kann die Fotografie
von Frau Kreutz eine respektvolle, ja humane Fotografie nennen. Ihre Bilder spiegeln
die Liebe zu den Menschen und zum Dorf (siehe Abb. 7). Es zeigt eine Schulklasse der
Hecklinger Volksschule mit ihrem Lehrer Stefan Kreutz. Dabei fällt auf, daß alle Mädchen
blendend weiße Schürzen tragen. Nun muß man wissen, daß zur damaligen Zeit die
weiße Schürze die Zierde und der Stolz jedes Mädchens war. So ging man etwa sonntag-
nachmittags in der weißen Schürze spazieren. Die Mädchen sind also, nach damaligem
Verständnis alle ausgesprochen hübsch gekleidet. Man vermutet einen ganz besonderen
Anlaß. Dem ist aber nicht so, denn Frau Kreutz erzählt, sie habe dieses Bild an einem gewöhnlichen
Schultag aufgenommen und sie selber habe, damit die Mädchen auf dem Bild

besonders hübsch aussehen
würden, daß sie
sich von ihrer schönsten
Seite zeigten, aus
ihrem eigenen Haushalt
für jedes Mädchen
eine Schürze mitgebracht
und den Mädchen
zum Anziehen gegeben
. Hier kommt
der Respekt und die
Achtung zum Ausdruck
, den Frau
Kreutz ihren »Motiven
«, den Menschen
gegenüber zuteil werden
ließ.

Weiterhin ist bemerkenswert
, wie wenig
Einzelportraits Frau
Kreutz aufnahm. Die
Gruppe bildete das zentrale Motiv ihrer Fotografie und zwar in den unterschiedlichsten
Ausprägungen, von der Zweiergruppe, der Dreiergruppe über zwanzig und dreißig Personen
bis hin zur großen Gruppe von über hundert Leuten. Sie war eine wahre Meisterin
im Arrangieren von Gruppen und es sind wahre Serien überliefert, die ein und dieselbe
Gruppe in immer neuen Anordnungen zeigen.

Frau Kreutz hatte auch ein feines Gespür für das Außergewöhnliche, das Originale, das
ästhetisch Ansprechende an Personen, wie die obenstehenden Bilder belegen. Das Originale
an den drei bärtigen alten Hecklingern, die als Verkörperung des Ideals eines »gestandenen
Mannsbild« gelten könnten; das Außergewöhnliche, ja Komische eines motorradfahrenden
, in Lederkluft gekleideten jungen katholischen Vikars, der zu alledem noch
Kuß hieß; oder das ästhetisch ansprechende Spiel der Natur von eineiigen Zwillingen: All
dies erscheint in diesen einmaligen Fotografien in einem besonderen Licht.

Gelegentlich wurde Frau Kreutz auch von Hecklinger Familien herbeigerufen, um eine für
diese Familie bedeutsame Begebenheit oder Situation festzuhalten. In diesen Fällen kann
man von einer Auftragsfotografie sprechen, die den für ihre Bilder typischen familiären
Bezugsrahmen verläßt. Durch diese Bilder erweitert sich der Wert der Fotografien von
Frau Kreutz als Dokumentation und Ausdruck des Lebens im Dorf.

Abb.7 Schüler der Hecklinger Volksschule mit ihrem
Lehrer Stefan Kreutz

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