Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
7. und 8. Jahrgang.1987/1988
Seite: 225
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3. Die gepachteten Rebstücke sind in tadellosem Zustand zu erhalten. Die zu kurzen
und abgebrochenen Rebpfähle sind regelmäßig zu erneuern. Die Zeilen sind
genau in der Richtung zu halten. Drahtzeilen dürfen angelegt werden, aber
nicht unter 1.10 m Zwischenraum. Mindestens alle 3 - 4 Jahre muß Stalldung
auf die Reben gebracht werden.

Wirtschaftlich recht aufschlußreich sind auch die Aufzeichnungen des Gutes von Camillo
Graf v. Hennin aus den Jahren 1920 - 1925.

Im März 1929 wurde die Trotte an Leo Burkhart verkauft. Anteilmäßig erhielt das Schloßgut
ein Viertel des Erlöses. Die Wein-Einnahmen beliefen sich auf rd. 4.000 Mark, denen
aber erhebliche Ausgaben für die Bewirtschaftung gegenüberstanden. So wurden für den
Einkauf von 65 Pfund Kupfervitriol 291 Mark aufgewendet. Für Schwefel mußten 48 Mark
bezahlt werden. Vergleichsweise erbrachte der Verkauf von zwei Ferkeln 840 Mark. Im Jahre
1921 konnten durch Weinverkauf 10.372 Mark (Inflation!) eingenommen werden. 2.905
Mark kostete die Anschaffung von zwei neuen Rebspritzen.

Auch Lohnkosten werden aufgeführt. Ein Küfermeister erhielt für geleistete Arbeit einmal
83 Mark. Das Rebenbiegen wurde mit einem Tageslohn von 18 Mark vergütet. Für Rebenhacken
bekamen drei Taglöhner 60 Mark. Bei einem Tageslohn von je 5 Mark entstanden
Kosten von 165 Mark. Für geleistete Arbeit erhielt ein Kellermeister 906 Mark. Für »Weinzucker
« mußten 654 Mark aufgebracht werden.

Infolge inflationärer Wirtschaftsentwicklung stiegen 1922 die Weinpreise stark an. Der
Verkauf von 8 Ohm (= 1.200 Liter) erbrachte 120.000 Mark, d.s. 100 Mark je Liter. Zur
gleichen Zeit wurden vergleichsweise vier Schweine für 36.000 Mark verkauft. Im März

1923 konnten 2,5 Ohm (= 375 Liter) Wein für 500.000 Mark verkauft werden, was einem
Literpreis von 1.300 Mark entspricht. Für Rebenbiegen und -verbrechen mußten 22.500
Mark, für Geizen und Binden 76.250 Mark und für Rebenhacken 235.000 Mark bezahlt
werden. 143.000 Mark erhielten Frauen für nochmaliges Binden im Juli. Vergleichsweise
war der Preis für eine Kuh auf 400.000 Mark gestiegen.

1924 hatte sich der Weinpreis wieder normalisiert. Ein hl Wein wurde im Januar für 80,
im März für 100 Mark verkauft, d.s. eine Mark je Liter. Die Rebbinderinnen mußten mit
einem Gesamtbetrag von 48,45 Mark zufrieden sein. Vergleichsweise lag der Preis für Kartoffeln
zwischen 220 bis 320 Mark je Zentner. Frühkartoffeln kosteten etwa das Doppelte.
Die Lohnaufwendungen lagen niedrig. Insgesamt beliefen sie sich für Schnitt, Hacken,
Spritzen, Verbrechen, Entgeizen, Anbinden auf insgesamt 128,80 Mark. Einnahmen durch
Weinverkauf waren offensichtlich nicht zu verzeichnen.

Geringe Erträge in den 20er Jahren und niedrige Verkaufserlöse für Wein, vielfach nur 0,25
DM je Liter, führten am 27. August 1934 zur Gründung einer Winzergenossenschaft in
und für Kenzingen mit Umgebung. Von den 19 Gründungsmitgliedern entfielen neun allein
auf Hecklingen, sechs auf Kenzingen und vier auf Nordweil. Auf der Gründungsversammlung
wurden in den Vorstand gewählt: Hermann Probst aus Kenzingen, Wilhelm
Hirschbolz, Bürgermeister in Hecklingen und Eugen Götz, Nordweil. Andreas Mayer,
Hecklingen, kam in den Aufsichtsrat. Nachdem am 1. Oktober 1934 der Keller der ehemaligen
Weinhandlung Mayer in Kenzingen gepachtet werden konnte, wurden im dortigen
Hof die Trauben, zumeist Elbling, Blauburgunder und gemischte Edelsorten getrottet und
im gepachteten Keller ausgebaut. Bereits im Gründungsjahr konnten 1.520 Hektoliter
Wein eingelagert und ausgebaut werden. Für seine Tätigkeit bezog der Kellermeister einen
Stundenlohn von 0,25 RM, während sich das Hilfspersonal mit 0,17 RM pro Stunde begnügen
mußte. Für die 1934 erzeugten 152.000 Liter Wein konnten 33.136 RM erlöst werden
. Für die abgelieferten Trauben erhielten die Winzer ratenweise 14 RM je Zentner.
Alljährlich für das Bezirksamt Emmendingen angefertigte Verzeichnisse der land- und
forstwirtschaftlichen Betriebsunternehmer enthalten auch Angaben über den Weinbau in
Hecklingen.

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