Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
10. und 11. Jahrgang.1990/1991
Seite: 21
(PDF, 67 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/pforte-1991-10-11/0023
Vom unsichtbaren Rhein (im Vordergrund) ziehen zwei deutliche Trassen nach Osten (oben
im Bild). Kenzingen (altes Panorama unten) bildet einen Schnittpunkt. Wie Wächter liegen
Tutschfelden und Bombach. Die Kirnburg steht - heute wie ehedem - über allem.

Diese vorzüglichen landschaftlichen Lagen bestimmten die Bedeutungen im Frühmittelalter
. Es gab eben West-Ost-Trassen nicht nur am Hochrhein oder über das Kinzigtal, wie
man uns immer weis machen will, sondern auch (von Süd nach Nord)

— durch das südliche Dreisam- bzw. das Weilersbachtal2'

— durch das Elztal3) mit Abzweigungen nach Nord und Süd und

— durch das Bleich-Tal4)

Noch mehr unterschätzt werden frühere Querwege, z.B. von Süden nach Norden, von Tal
zu Tal, über Berge und Höhen, heute gerade noch Wanderwege5', oft als Privatwege gesperrt
.

Wenn nun ein Angehöriger der Sippe Henslin/Hensle ein paar Zeilen schreiben kann zu
einer frühen Wirtschaftsgeschichte dieses nordbreisgauischen Raumes, dann braucht er
zunächst nur auf seine Familiengeschichte zurückgreifen: Waren doch die »henslin« vor
und im Dreißigjährigen Krieg Vögte des Klosters Alpirsbach und Steinhauer und Winzer
in Nordweil. Der Familientradition zufolge kamen die »henslin« als Alemannen(?) und
als Steinhauer aus Vorarlberg6'.

Wir haben uns als »(h)ala/mani« es so angewöhnt, von 213 bis 750 nach Christus von
einem flächendeckenden alamannischen Bereich, gerade für unseren Raum, zu denken und
zu schreiben: entsprechend werden waffenschwingende Krieger und bärenfellfreundliche,
nichtstuende Menschen angenommen.
Nichts ist verkehrter als solche Vorstellungen:

Auch für den Raum zwischen Herbolzheim und Riegel und Weisweil und Ettenheimmün-
ster/Kirnburg/Tennenbach muß

a) für eine »celto-suebische markomannische Zeit des 1. bis 5. Jahrhunderts,

b) für die auslaufende Römerzeit des 4./5. Jahrhunderts und

c) für die (h)ala/manisch-sachsisch-frankische u.a. Zeit des 4. bis 9. Jahrhunderts
(man beachte die deutlichen Überschneidungen ohne tabula rasa) mit kräftig laufenden
Wirtschaftssystemen gerechnet werden, auch wenn sie zeitweise unterbrochen waren.

Jeder Bewohner mußte essen, wohnen, sich kleiden und schmücken. Jeder hatte schon
längst nicht mehr alles alleine besorgt.

Dies kann an den Tonwaren oder den Schmuck- und Waffenfunden abgelesen werden, die
sowohl auf den ortsnahen Nekropolen7) als auch auf den Friedhöfen bei Kirchen (und
heutigen Kapellen, soweit diese nicht im 19. Jahrhundert vernichtet wurden) gefunden wurden
und noch werden. Dabei deuten alte Patrozinien8' auf »Kirchlein« des (4.) bzw. 6 - 9.
Jahrhunderts hin. Das Kloster Lorsch, auf dessen Daten des 8. Jahrhunderts sich Kenzingen
berufen kann, war bei weitem nicht der erste Glaubens- und Kulturbringer.9'

Vielmehr müssen wir sogar davon ausgehen, daß entgegen vorläufig noch verbreiteten
Ansichten10' zwischen dem 1. und 4. Jahrhundert doch christliche Gemeinschaften unter
römischer Herrschaft in unserem Raum vorhanden waren, die als Urkirchen aus eigenen
Erzeugnissen sich gegenseitig halfen.

Der Fernhandel über den Königsweg des 6. Jahrhunderts aus dem gallo-römisch-frankischen
Raum über Weisweil nach Osten, eine Karte im Augustinermuseum Freiburg veranschaulicht
den Verlauf deutlich, wie auch der Warenaustausch in der »marca« von Hütte zu
Haus oder über Klein-Märkte, lassen vielfältige Produktion, Kauf und Tausch, durchaus
auch gegen Geld, nur.noch erahnen. Schließlich galt das »capitular«, sozusagen eine Gebrauchsanweisung
der Staatskanzlei Karls des Großen über die Hofwirtschaft, auch für
die zahlreichen Reichs- und Klosterhöfe des nördlichen Breisgaus1" (deren Geschichte noch
zu schreiben ist und nicht von (adler)beflügelten »Üsenbergern« vernebelt werden darf).

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