http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/pforte-1991-10-11/0038
Zu Abb. 14: Siegel der Stadt Kenzingen an
Urkunden von 1287-1366. Das Siegelbild
zeigt eine Stadtmauer mit Toren und zwei
überragenden Türmen, zwischen den letzteren
der Üsenbergische Flügel. Acht weitere
Siegel zeigen bis ins 19. Jahrh. ebenso
typisiert das bewehrte Stadtbild. Hinzu
kommen ein sechsstrahliger Stern über dem
Üsenberger Flug und eine Lilie unter der
Mauer. Sinn dieser Siegel war es nicht, die
Verteidigungsbereitschaft der Stadt zu dokumentieren
, sondern mit der Stadtmauer,
der künstlerisch gestalteten Abbreviatur des
Stadtbildes, die gewachsene Autonomie der
Kommune und ihrer Bürger in der Wahrnehmung
von Rechts- und Verwaltungsgeschäften
und damit die zunehmende
Eigenständigkeit gegenüber den Stadtherren
anzuzeigen. Vgl. Schwineköper, Zur
Deutung des Freiburger Stadtsiegels, in: Schauinsland 78, 1960, S. 3-4).
Reproduktion aus: Siegel der Badischen Städte, hrsg. von der Badischen Historischen Kommission
, 1909, S. 57, Tafel XXVII, Nr. 2.
Zu Abb. 15: In unserer Stadtkirche ist die Erinnerung an zwei große Brandkatastrophen
bildlich dargestellt. Diese Darstellung ist das ovale hintere Deckenbild auf der Frauenseite
der Stadtkirche. Es zeigt die große Brandkatastrophe, die vor über 350 Jahren die Stadt
während des 30-jährigen Krieges heimsuchte: Am 16. Oktober 1638.
Konrad Burger, Mönch des Klosters Tennenbach und Beichtvater des Klosters Wonnental,
ein Augenzeuge der damaligen Geschehnisse, berichtet in seiner Chronik des Klosters Wonnental
vom Jahre 1638:
»1638 ist Freyburg, Kenzingen und letztlich auch Breysach selbste von den Schwedische oder damale
schon Weimarische genant, eingenomme worde; Wer wolt den jamer gnugsam erzehle, und die Ty-
ranney gnugsam beschreibe könne?« ... »In disem iahr nemlich a. 1638 ist der Kaiserlish General Götz
mit sechzig und sibenzig tausent man im Breysgaw bey Kenzingen ankomme, waß sie für nutze mitgebracht
, kan ein jeder Verstendiger wohl erachten, dan er allein dass land und alle lieben fruchten
verhergt und verderbt, und widerump davon davongezogen.«
»Bald hernach ist der feind Herzog Bernhart Weymar für Kenzingen gezoge, hatt sie ohne grossen
widerstand eingenomme auff welches die weimarische noch vor Wittenweyer ein shlacht gehalten,
und den Götzen geschlagen und zertrennt, nach solchen für Breysach gezogen und die herliche Ve-
stung auff Elsässer und Breysgauer seit ernstlich belagert, und vor Weihnachten eingenomme. Under
wehrendter beiägerung aber haben sie erstlich die thör zu Kenzinge und bald darnach, nemblich den
16. Oktober a. 1638 die Statt ganz und gar, ausser der Kürche und wenig Häuser, verbrennt; warbey
auch der wunnenthalische hoff und hauß mit viele brieffliche Documente, allem Hausrath, Kürchengewand
verbrennt und die Klosterfrawe den garaus bekomme ...«
Wenig später berichtet der damalige Schultheiß von Kenzingen - wahrscheinlich war es
Daniel Metzger - an die vorderösterreichische Regierung, daß den Einwohnern alles genommen
, alles zerstört und ausgeleert ist und ihnen nichts übrig blieb als »bloß die Augen
zum Weinen«.
Pfarrer Gebhard Heil beschreibt in einem Pfarrbrief dieses Deckenbild weiter:
Das Deckenbild zeigt die Brücke über die Elz, das obere Stadttor und dahinter das brennende
Kenzingen. Inmitten der Flammen die Stadtkirche »Unserer Lieben Frauen
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