Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
10. und 11. Jahrgang.1990/1991
Seite: 54
(PDF, 67 MB)
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1495 wurde die alte Landstraße mit der Zollstelle durch die Stadt gelegt. 1350 erweiterte
Friedrich von Osenberg für 150 Mark Silber die Stadtfreiheit rings um die Stadt. Durch
den Ankauf des Andlauischen Hofes in Altkenzingen 1344 hatte die Stadt einen beträchtlichen
Gebietszuwachs an Wald und Höfen erhalten.(89)

Dennoch stand das Wirtschaftswachstum weit hinter dem der elsässischen Städte zurück.
Das lag daran, daß die Hauptverkehrslinien im Mittelalter auf der linksrheinischen Seite
verliefen und Kenzingen aufgrund der Nord-Süd-orientierten Verkehrslage auch nicht die
Möglichkeiten besaß, das Hinterland (Schwarzwald) zu erschließen und sich dadurch kein
so lebhafter Lokalmarkt entwickeln konnte.

Aus diesem Grund war der Platz in der ursprünglichen Stadtanlage auch bis in das 19.
Jahrhundert hinein ausreichend und die Hofstättengröße konnte von anfangs 30 x 50 Fuß
sogar auf 50 x 100 Fuß erweitert werden, indem man zwei Hofstätten zusammenfaßte. Diese
Vergrößerung trug der eher landwirtschaftlichen Orientierung der Siedler Rechnung.

Wie in jeder mittelalterlichen Stadt gab es Zünfte. In Kenzingen waren es 1496 18 Zünfte,
wovon noch der Zunftstein am Zunfthaus Zeugnis ablegt. Entwicklungsimpulse wie etwa
eine dauerhafte Erhebung zur reichsunmittelbaren Stadt fehlten jedoch und deshalb
herrschten noch zu Anfang des 19. Jahrhunderts Landwirtschaft und in der Vorhügelzone
der Rebbau vor.

Das auf den Elzwiesen gewonnene Futter ermöglichte Viehmästung und es wurden alle
Getreidearten und Hanf angepflanzt, der zum Teil als Rohmaterial nach Norddeutschland
und nach der Schweiz gehandelt, teilweise aber auch selbst verarbeitet wurde. Damals
gab es im Ort 17 Leinenweber. 1864 gab es 164 Handwerker und Gewerbetreibende,
die großenteils noch Nebenerwerbslandwirte waren/90*

Die Entwicklung der Industrie

Im »Topographischen Beschrieb über die vorderösterreichische Provinz Breysgau« von 1777
ist zu lesen:(97)

»Fabriken und Manufakturen sind, nachdem die bisherigen Versuche, sie einzuführen, mißglückt
sind, und da der commercial geist der genie des volks noch nicht eingenaturiert
ist, keine im Land, als daß das leinen und wollen spinnen, auch weben, ziemlich stark
betrieben wird...«

Dies weist auf den Hanfanbau und dessen Verarbeitung hin, wie bereits vorher beschrieben
. Dennoch entwickelte sich in Kenzingen keine Textilindustrie. Dies liegt wohl in der
überwiegend agrarischen Orientierung, der damals schlechten Verkehrserschließung und
der Vorrangigkeit des Elsaß begründet.

Insgesamt begann die Industrialisierung für Kenzingen erst sehr spät. Die zögernde Entwicklung
zwischen 1870 und 1914 war durch den Ersten Weltkrieg ins Stocken gekommen.
Nach dem Ersten Weltkrieg hatte Kenzingen unter der Nähe der Grenze zu leiden und die
Industrie entwickelte sich kaum weiter. Auch nach dem Zweiten Weltkrieg blieb trotz dem
erheblichen Flüchtlingszustrom ein tiefgreifender Wandel aus, was zu einer starken Auspendlerwanderung
führte. Die Ursachen sind in einer andersartigen Orientierung der Stadt
zu suchen. Lange Zeit war Kenzingen ein kleines Beamtenstädtchen. Bis 1870 war es Sitz
des Bezirksamtes und andere Verwaltungsfunktionen behielt es noch länger.

Auch heute noch dominieren kleinere und mittlere Betriebe. Die Entwicklung verlief im
Einzelnen wie folgt:

Um 1800 wurden zwei Sägewerke an der Elz gegründet, die auch heute noch fortbestehen.
Anfang des 19. Jahrhunderts wurden zwei Stumpenfabriken zur Verarbeitung des ange-

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