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bauten Tabaks in Betrieb genommen. Der eigentliche Beginn des Industrieausbaus war
jedoch erst nach der Fertigstellung der Eisenbahnlinie.
Vor 100 Jahren bestanden in Kenzingen folgende Firmen:(99)
— Gebrüder Metz (Seidenzwirn und Seidenband)
— J. Kaltenbach (Weberblätter)
— F. Dörrenbach (Essig)
— V. Spieß (Steindruck)
Später entstanden zwei kleine Brauereien, die noch heute fortbestehen. (Schieble-Bräu und
Hirschenbräu) Vor dem Zweiten Weltkrieg entstanden die Kaiser-Radio und Uhrenwerke
sowie die Franz Winkler KG, das Poroton Ziegelwerk, das 1930 erworben, 1939 stillgelegt
und 1949 wieder in Betrieb genommen wurde. 1977 kam es zu einer Betriebserweiterung
und das Werk beschäftigte 1984 24 Mitarbeiter. In den Fünfziger Jahren kam es zum Ausbau
der Franzosenstraße und in dem dortigen Gewerbegebiet befinden sich drei kleinere
Betriebe mit fünf bis zehn Beschäftigten.
In den 60er Jahren erlitt die Möbelfabrik Badenia Bankrott und meldete Konkurs an und
zu Beginn der Achtziger Jahre schloß Dual seine Pforten. Dual war mit 460 Arbeitsplätzen
der größte Arbeitgeber von Kenzingen und der Konkurs bedeutete einen schweren Schlag
für die Stadt. Noch vorhanden sind die Leiterfabrik Schneider & Saupe, die Firma Beck,
sowie Kleiber & Lösch. Diese sind jedoch nur mittlere Betriebe mit maximal 25 Beschäftigten
. Vier vorhandene Werksanlagen stehen zum Verkauf oder zur Vermietung.
Bürgermeister und Stadt sind an einer Ausweitung des Industriebesatzes zur Entlastung
der angespannten Arbeitsmarktsituation stark interessiert. Aus diesem Grund wurde auch
1978 ein Industriegebiet westlich der Bahn erschlossen und eine Bahnüberführung gebaut.
Die Bahnlinie und die feuchten Wiesen hatten schon lange eine Industrieausweitung verhindert
. Inzwischen sind aber durch die Erschließungsmaßnahmen und den Arbeitsmarkt
die denkbar günstigsten Voraussetzungen geschaffen. Fraglich bleibt jedoch, ob diese Standortvorteile
von der Industrie in der derzeitigen angespannten wirtschaftlichen Lage im
produzierenden Gewerbe auch angenommen werden.
Durch seine Lage in einem Landesfördergebiet genießt Kenzingen besondere Vorteile wie
steuerfreie Investitionszulagen und zinsgünstige Darlehen. Gefördert werden gewerbliche
Produktionsbetriebe, Dienstleistungs- und Handelsbetriebe, Verlage und Verwaltungen. Für
die Anlage des neuen Industriegebietes ist die Form des »Industrieparks« vorgesehen. An-
siedlungswillige Unternehmen sollen auch zur Grünflächenausweisung bewegt werden und
Wohnungen und Infrastruktureinrichtungen im Industriegebiet geschaffen werden. Deshalb
werden umweltfreundliche Unternehmen aus den Branchen Elektrotechnik, Feinmechanik
, Holzverarbeitung, Bekleidung o. ä. bevorzugt.
Die Entwicklung des Arbeitsmarktes in Kenzingen
1925 gab es sechs Fabriken, die 20 oder mehr Personen beschäftigten.(100) Insgesamt gab
es am Ort 270 Industriearbeiter. Darunter waren sechs Auspendler und 16 Einpendler.
1939 waren 41 °7o der Wohnbevölkerung Industriearbeiterzugehörige und die Zahl der Auspendler
war auf 88 gestiegen. Am Ort gab es 1208 Arbeiter.(101)
1949 hatte sich die Zahl der in Industrie und Handwerk Beschäftigten auf 403 Personen
verringert. Dies waren 31,1 °/o der Wohnbevölkerung.
1961 waren 52,2 °7o der Erwerbspersonen im produzierenden Gewerbe beschäftigt (1194
Personen). Bei 606 Einpendlern und 705 Auspendlern wies die Stadt ein negatives Wanderungssaldo
von 99 Personen auf.(103)
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