Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
10. und 11. Jahrgang.1990/1991
Seite: 62
(PDF, 67 MB)
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II.

Noch sind die napoleonischen Befreiungskriege nicht ausgestanden. Der Breisgau mit Freiburg
als Hauptstadt ist als südliche Provinz des 1805/06 durch Napoleon geschaffenen
Großherzogtums Baden verarmt2. Für monumentale Bauaufgaben fehlt es an Geldern.
Hier und da entstehen immerhin einige neue Kirchen, doch unter welch bürokratischer
Verschleppungspolitik und unter welch aufopferungsbereiter Teilhabe von seiten der
Pfarrgemeinden3. In Karlsruhe selbst geht der Ausbau der badischen Residenz nur zögernd
voran. Sogar die Bauarbeiten an der neuen Evangelischen Stadtkirche mußten zwischenzeitlich
eingestellt werden, und die Planung des Rathauses gegenüber, dessen
Realisierung im Interesse der Bürgerschaft für den Forumsgedanken der Via triumphalis
an sich vordringlich sein mußte, ist noch längst nicht endgültig4. Dennoch wird der großzügig
gedachte Ausbau der Hauptstadt, die als das politische Zentrum Badens regen Zulauf
an „Baulustigen" verspürte, konsequent weiterverfolgt, namentlich durch Friedrich
Weinbrenner und seinen wichtigsten Assistenten, Christoph Arnold, von dessen Hand eine
Vielzahl an Quartiersplänen überliefert ist und der selber um 1814 an der Gestaltung
des Ludwigsplatzes Anteil nimmt.

Weinbrenner ist die Integrationsfigur badischer Baupolitik. Er begründet deren zentrali-
stische Organisation und sorgt für die Ausbildung tüchtiger Architekten und Handwerker
, an denen es überall im Lande fehlt. Seine Kunst ist eigentümlich und in ihrer Einfachheit
revolutionär. Mehr oder weniger adaptiert von seinen Schülern, wird sie für gut eine Generation
stilprägend. Karlsruhe ist sein Vermächtnis. Zeit seines Schaffens, gleichsam von
Anbeginn des Jahrhunderts, lebt er beruflich für seine Heimatstadt, der bald in fast jeder
ästhetischen Orientierung eine Vorbildfunktion zukommt.

Aber auch „auf dem Lande", in der Provinz, zählt Weinbrenners Meinung; spätestens in
seiner Eigenschaft als Oberbaudirektor gewinnt sie den Stellenwert letzter Instanz, sofern
sie nicht durch das Finanzministerium Einschränkungen erfährt. Bereits zwei Jahre vor
der Jahrhundertwende, 1798, entwirft Weinbrenner in Zusammenarbeit mit dem „Landbaumeister
" Wilhelm Frommel einen Bebauungsplan für Gernsbach5, zwischen 1810 und

1813 entsteht ein weiterer für die Vergrößerung der Stadt Lahr, der aber ebensowenig zur
Ausführung gelangt wie ein seit 1810 vorliegender Generalbauplan für Pforzheim6. Ferner
wäre an die Stadterweiterung von Kehl zu erinnern, oder auch an Baden-Baden und
Badenweiler, um andere Orte zu nennen, für die er städtebauliche Verbesserungen
empfiehlt7. Der Vollständigkeit halber sei in diesem Zusammenhang zu guter Letzt die
bedeutende Stadterweiterung von Freiburg erwähnt. Schon etwas später, von 1819 an, entsteht
dort die sogenannte Zähringer Vorstadt. Ihr Schöpfer ist kein Geringerer als der zum
Chef des südbadischen Bauwesens aufgestiegene Christoph Arnold, dem Weinbrenner nicht
zuletzt aus Mangel an Ortskenntnis die alleinige Verantwortung anvertraut8. Mag sich in
den 1820er Jahren die wirtschaftliche Situation in Baden allmählich erholen und mithin
manches früher zurückgestellte Bauvorhaben begünstigen, für dessen Realisierung mittlerweile
ausgebildete Bauunternehmer zur Verfügung stehen, so ist es doch um so erstaunlicher
, daß Weinbrenner in den Jahren bitterster Not an der Stadtplanung in Kenzingen um

1814 gar nicht beteiligt gewesen ist, es sei denn indirekt in seiner Kompetenz als Baudirektor
, aber dafür fehlen archivalische Belege.

III.

In Kenzingen spielt Friedrich Arnold, ein Bruder des erwähnten Christoph, eine wichtige
Rolle. Bevor wir uns wieder seinem Stadterweiterungsplan zuwenden, sei zum besseren Verständnis
in Form einer Marginalie etwas zu seiner Person und zu der Stadt, um die es hier
geht, vorausgeschickt.

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