Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
10. und 11. Jahrgang.1990/1991
Seite: 64
(PDF, 67 MB)
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liches, ja vielleicht sogar Großspuriges an. Und doch ist das Projekt im Interesse des Gemeinwohls
aus der Not geboren. - Ungeachtet dessen, daß Kenzingen im Verlauf seiner
Geschichte durch Überfälle und Feuersbrünste viel Leid widerfuhr - im dreißigjährigen
Krieg beispielsweise schrumpfte die Bevölkerung um 75 Prozent -, und der jeweilige Wiederaufbau
der Stadt an eine Ortskernerweiterung vorerst gar nicht denken ließ, schränkte
die topographische Gegebenheit eine großzügige Stadterweiterung zwangsläufig ein. Beim
Wiederaufbau trug man zwar prinzipiell dem ortsbestimmenden Verkehrsnetz Rechnung,
doch wurde großzügiger gebaut, manches kleine Haus durch ein größeres ersetzt, und zwar
grundstückübergreifend. Ob man sich in späterer Zeit des Steinmaterials des Berings bedient
hat, von dem heute nur noch klägliche Reste vorhanden sind, ist recht fraglich, denn
noch im Jahre 1814 kam es zu einer verheerenden Brandkatastrophe, der ein Großteil der
Stadt zum Opfer fiel und derzufolge Friedrich Arnold sein überliefertes Projekt entwarf.

IV.

Die Anzahl der Häuser, Scheuern und Stallungen, die zwischen dem 1. und 3. Mai 1814
in Schutt und Asche fielen, ist relativ. Mehr als 80 sollen es gewesen sein, annähernd hundert
! - Den Abgebrannten Obhut zu bieten, mußte sich fraglos jeder Überlebende verpflichtet
fühlen. Mit dem Mut der Verzweiflung sollte wiederaufgebaut werden, wobei allen Disziplin
, Willenskraft und Gottvertrauen abverlangt wurde. Ordnung in das Chaos zu bringen
, hieß zugleich städtebaulich zu organisieren. In Friedrich Arnold war unverzüglich
ein tatkräftiger Mann zur Stelle, der die nötigen Anweisungen gab. Bisher mehr im Geistigen
aufgehend - er las mit Vorliebe über Ästhetik, behandelte in seinen Seminaren, vom
Ideal der Antike beseelt, die griechische und römische Baukunst und leitete parallel dazu
ein privates Bildungsinstitut -, wurde der ordentliche Professor, der soeben die verantwortungsvolle
Aufgabe des Dekans weitergegeben hatte, jetzt mit der harten Seite der Realität
konfrontiert. Den auf Anhieb schier unlösbaren Problemen zu begegnen, war für ihn Herausforderung
und moralische Verpflichtung zugleich. Kurzerhand sagte er einige seiner
Lehrveranstaltungen ab. Unter dem 25. Juni 1814 teilt er dem philosophischen Dekanat
mit, daß sich für sein Seminar über theoretische Baukunst im Sommersemester kein Schüler
bei ihm „gemeldet" und er die ihm verbliebenen vier im Sinne seiner praktischen Übungen
„jezt alle bey der Wiederaufbauung von Kenzingen angestellt habe"12 (Abb. 3).

Abb. 3: Friedrich Arnold, Brief an das philosophische Dekanat, Auszug aus den Protokollbeilagen
der Philosophischen Fakultät, 1814/15, (Universitätsarchiv Freiburg).

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