Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
10. und 11. Jahrgang.1990/1991
Seite: 68
(PDF, 67 MB)
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Arnoldsche Planung. Unübersehbar ist sein ordnender Zugriff. Der mittelalterlichen Straßenführung
trägt er Rechnung. Rigoros wird aber das Alignement begradigt, sofern es
nicht auf eine Vereinfachung der Zeichnung zurückzuführen ist. Entschieden mehr Platz
räumt Arnold den wiederaufzubauenden Häusern mit ihren Ökonomiegebäuden ein. Allenfalls
dort, wo es ihm sinnvoll erscheint, bleiben die ursprünglichen Grundstücksgrenzen
gewahrt. Aber selbst an einer zentraleren Stelle im Orte, links vom Rathaus, nimmt
er nach demselben ordnenden Prinzip Eingriff in die noch vorhandene Bausubstanz.

In einer mit Spannung erwarteten Versammlung wurde der neue Generalbauplan am frühen
Morgen des 21. Juni 1814 für die definitive Ausarbeitung erörtert. Außer Arnold und
Kern hatten sich dazu Oberamtmann Wetzel, Gefällsverwalter Harscher, Forstinspektor
Hosp, selbstverständlich der Oberbürgermeister mit seinem vollzähligen Stadtrat, aber auch
ein Ausschuß der Bürgerschaft „auf dem städtischen Rathause" eingefunden. Dank Arnolds
überzeugender Wortführung gelangten alle zu der Einsicht, was der Vergleich der
Zeichnungen offenbart: nämlich, „daß durchaus nicht mehr nach dem alten, äußerst feuergefährlichen
Plane, und also nicht durchgehends auf die alten Fundamente gebaut werde
". Nur allzu deutlich, so wird im „Actum Kenzingen", welchem der Stellenwert eines
Protokolls zukommt, festgehalten, die Bestandsaufnahme von Köhle lasse erkennen, „daß
bei der äußerst fehlerhaften Bauart jedes aufkommende Feuer beinahe notwendig die Einäscherung
ganzer Gassen zur unabwendbaren Folge haben mußte"20. In Ergänzung zu den
Zeichnungen ist die archivalische Quelle, aus der im folgenden mehr oder weniger para-
phrasierend zitiert wird, insofern ergiebig, als sie aufschlußreiche Hinweise liefert, unter
anderem zu der kritisierten Bauweise. Auf engstem Räume und zum Teil „in unzugänglichen
Winkeln" sei da eine große Menge armseliger „Gebäulichkeiten" mit häufig niedrigem
Dachstuhl „zusammengedrängt" gewesen. Alle diese Bauten hätten „in den oberen
Stöcken nur Riegelwerk" gehabt. Höfe habe es so gut wie keine gegeben, „indem in allen
abgebrannten Distrikten rückwärts die Häuser beider Gassen immer direkt zusammenstießen
und eine Masse bildeten". Unverantwortlich sei es gewesen, daß „sogar die Scheuern
nicht einmal von den Wohnhäusern getrennt waren, sondern mit denselben unter einem
Dachwerk fortliefen".

Kritik führte hier zu Einsicht, Hilflosigkeit zu entschiedener Kooperationsbereitschaft. Derartige
„Gebrechen" - das vermochte niemand zu leugnen - riefen eine zweckmäßige, solide
und vor allen Dingen den Brandschutznormen Rechnung tragende Bauweise auf den Plan.
"Auf Schönheit und Regelmäßigkeit bei dieser Bauführung auf den alten Brandstätten",
so kam man überein, könne „wegen der Beschränktheit des Raumes und der großen Ar-
muth der Brandverunglückten wohl sehr wenig gesehen werden". Billiges Riegelwerk lehnte
Arnold kategorisch ab. Ungeachtet höherer Kosten schrieb er eine Bauweise „mit Steinen"
vor - „vom Fundament bis zum Giebel" - und bestand begründetermaßen auf einer Trennung
von Wohnhaus und Scheuer, respektive Ökonomiegebäude. Der Vorteil eines Hofes
für eventuelle Löscharbeiten rechtfertigte seinen funktionalen Zweck und hob das Argument
vergeudeten Raumes auf. Unter diesem Gesichtspunkt wurde sogar erwogen, die
„Brodt u. Lange Gaße" - im Plan die „Mezger Langgasse" (vgl. Abb. 4 u. 5) - ausschließlich
Wohnhäusern vorzubehalten, dagegen in der mittleren Kieselgasse, „welche ohnedem
von der Hauptstraße aus gar nicht sichtbar" sei, die Nebengebäude aufzuführen, „so daß
also jedes Haus in 2. Gaßen durchgehet, und vornen die Wohnung, in der Mitte der Hof,
und hinten Scheuern und Stallung hat". Die auf der Höhe des Stadttores in der „Kap(p)el-
gasse" aneinandergereihten Gebäulichkeiten, so erfahren wir weiter, seien „so elende Hütten
", daß es zu wünschen wäre, sie zu „kassieren", wodurch dann auch das Übel der
unverantwortlichen Enge dieser Straße behoben würde. Allein der Großteil dieser Häuser
sei vom Feuer ganz verschont geblieben und einige wenige seien nur leicht beschädigt worden
. Da die Bewohner „unter die ärmsten Bürger von Kenzingen gehörten", wäre es „sehr
hart, sie zu nöthigen, ihre noch stehenden Häuser abzubrechen" und nach den neuen Bestimmungen
wiederaufzubauen. Man einigte sich hier auf das, „gelindere Mittel", die Bauten

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