Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
10. und 11. Jahrgang.1990/1991
Seite: 72
(PDF, 67 MB)
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bereits (vergl. Abb. 5). Links nun ist das zum Baugebiet deklarierte grüne Vorland mit
der „Landstrass" gegeben. Es erstreckt sich von der nach Osten abzweigenden Bomba-
cher Straße (in der Mitte des Plans) nach links bis zu dem sogenannten „Bierhaus" als
nördlichstem Punkt und erweist sich in diesem Ausmaß als ein Gebiet, das dem Durchmesser
der Altstadt entspricht. Auf das Bier- oder „Bräuhaus", wie es abwechselnd in den
Akten genannt wird, hat Arnold bei seiner Planung Rücksicht genommen. Es ist die heutige
Wirtschaft „Zum Kranz"27, ein Landgasthof des 18. Jahrhunderts, und wenn es denn
wahr ist, ein Haus mit Geschichte. Dort nämlich, so sagt man, soll Maria Theresia anläßlich
ihrer Reise in den Breisgau Quartier bezogen haben.

Wer indes sollte in dem neuentstehenden Wohngebiet zwischen dem Bräuhaus und der Stadt
angesiedelt werden? Große Hoffnung setzten die Verantwortlichen auf eine hinreichende
Anzahl an „Freiwilligen" und „Mutigen", die einen Prestigeverlust nicht scheuten, indem
sie dem bürgerlichen Zentrum den Rücken kehrten. Vorderhand hatten sich einerseits schon
einige Baulustige zu diesem Schritt bereiterklärt, namentlich Forstinspektor Hosp, Posthalter
Werenweg (?), der Handelsmann Johann Baptist Kaiser, Georg Adam und Lorenz
Lachemann, Ignaz Ochsner, Johann Nepomuk Becherer, Jakob Bengel und last but not
least Oberbürgermeister Frey. Der eine und andere dieser Partiküliers besaß immerhin Ländereien
in der von Köhle überlieferten Gemarkung. Andererseits wurde erwogen, weiteres
Gelände den „Feldökonomen und Bauern" vorzubehalten, zumal sie nicht gerade an ihre
Wohnungen im Stadtinneren gebunden seien, „sondern sogar ihrem Nahrungszweige besser
obliegen könnten, wenn sie näher bei ihren Güthern, und in einer Gegend, wo sie in
Betreff ihrer Oekonomie-Gebäulichkeiten gar nicht beschränkt sind, wohnen können"28.
Im Prinzip jedoch liebäugelten die auffallend einsichtigen Versammlungsteilnehmer mit
einer eleganten Vorstadt, die nicht unbedingt bäuerlich anmuten sollte, sondern durchaus
etwas kosten durfte. Denn im Gegensatz zu den einfachen und solide wiederaufzubauenden
Häusern in der Stadt sollte jetzt auch dem ästhetischen Gesichtspunkt vollends Rechnung
getragen werden: Für die vorhin erwähnten Bauherren, so heißt es im Protokoll wörtlich,
„wird Professor Arnold die Risse verfertigen, und es versteht sich von selbst, daß hiebei,
da eine neue Gasse (Straße) formirt und auf einem ganz unbeschränkten Platze neue Ge-
bäulichkeiten aufgeführt werden, auch auf Schönheit vorzüglich Rücksicht genomen werden
müßte29.

So aufschlußreich derartige Quellenhinweise für das Rahmenverständnis der Entstehungsgeschichte
der Vorstadt sein mögen, so unzureichend sind sie letztlich für die definitive
Planung selbst. Den Diskussionsteilnehmern lag auf jeden Fall ein Plan vor, um sich ein
Bild von Arnolds Intentionen machen zu können. Und sein Projekt sagte ihnen zu: „Der
hiezu (für die neue Vorstadt) von Professor Arnold schon vorläufig entworfene Plan", so
wird ausdrücklich festgehalten, „werde auch von allen Anwesenden mit dem Wunsch begenehmigt
, daß derselbe realisirt werden möchte^." Ist nun mit dem „vorläufig entworfenen
Plan" die überlieferte Zeichnung gemeint, oder handelt es sich dabei angesichts der
darin eingetragenen Namen der Bauherren schon um eine überarbeitete Fassung? Wie ist
ferner die Akzeptanz des Planes mit dem vorherigen Hinweis zu vereinbaren, daß Arnold
die entsprechenden Risse fertigen werde? Hier bleiben ohne genaue Hinweise und ohne
weiterhelfendes Planmaterial zwangsläufig Fragen offen. Möglicherweise diente der großartige
Entwurf von Arnold, mit dem wir vorliebnehmen müssen, als Regulativ für die Detailplanung
. Bevor wir uns ihm erneut zuwenden, sei erwähnt, daß das Direktorium des
Dreisamkreises als maßgebliche Behörde den ohne Einspruch gutgeheißenen Beschlüssen
des von Arnold und Kern abgesegneten Protokolls am 24. Juni 1814 die offizielle Genehmigung
erteilte. An Arnold, so entnehmen wir dem von Freiherrn von Roggenbach unterzeichneten
Schreiben, erging der Auftrag, sich „nächste Woche" nach Kenzingen zu begeben
und „daselbst die Bauplätze unter Zuziehung des Geometers Köhle nach den neuen Baubestimmungen
aufzunehmen und abzustecken, wie auch die Baurisse für die Bauführenden
in der Hauptstraße und der Vorstadt zwar nach ihren Vorstellungen und ihren Kräften

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