Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
10. und 11. Jahrgang.1990/1991
Seite: 88
(PDF, 67 MB)
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Zwischen Güterschuppen und Ökonomiegebäude noch eine Besonderheit der badischen
Staatsbahn: die Wagenrampe. Von Anfang an legte man in Baden großen Wert darauf ganze
Wagenladungen, also Frachtfuhrwerke ebenso wie Reisekutschen, auf der Eisenbahn transportieren
zu können. Dabei wurden diese »Equipagen« dann in Reisezügen mitgeführt und
die Herrschaften konnten in ihren Kutschen sitzen bleiben.

Im südlichen Bahnhofsbereich war auch damals
schon der Bahnübergang auf dem »Wiesenweg«,
dann folgte nochmals ein Abstellgleis für eine Lokomotive
und dann kam die Elzbrücke. Die erste
Elzbrücke war eine moderne gußeiserne Bogen-
brücke, die auf zwei Strompfeilern ruhte.

Die gesamte Bahnhofsanlage war ebenso wie die
gesamte Strecke von einem niederen Zaun umgeben
. Dieser wurde zusätzlich mit Maulbeerbüschen
bepflanzt, die in ca. 1 m Höhe als Hecke
geschnitten wurden.

Die gesamte Station Kenzingen kostete damals
85.700 Gulden, das Empfangsgebäude alleine
kostete 18.355 Gulden (QU).

Bereits ab dem Tag der Betriebsaufnahme sind in
Kenzingen Lokomotiven stationiert. Das Verzeichnis
nennt für das Jahr 1845 die Lokomotiven
»Dreisam«, »Hebel«, »Tulla«, »Kaiserstuhl« und
»Hochburg«. Die Lokomotiven tragen noch Namen
, wir kommen noch darauf zu sprechen.
Für das Jahr 1846, dem ersten ganzen Betriebsjahr, nennt das Verzeichnis für die Zwischenstation
Kenzingen die Lokomotiven »Kaiserstuhl«, »Dreisam«, und »Hochburg«. Es
sind dies alles Lokomotiven, die bei Kessler in Karlsruhe gebaut, als fabrikneue Maschinen
nach Kenzingen geliefert wurden. Sie tragen Fabriknummern zwischen 23 und 28 und
Bahnbetriebsnummern zwischen 31 und 36. Von der Konzeption her handelt es sich um
Personenzugmaschinen; außerdem kommen sie ja nur auf der Strecke Kenzingen — Freiburg
zum Einsatz. Sie legen 1846 insgesamt 19.517,03 badische Wegstunden zurück und
erreichen mit durchschnittlich 7,66 Wagen je Zug eine durchschnittliche Reisegeschwindigkeit
von 6,37 badischen Wegstunden. Dabei verbrauchen sie insgesamt 6.233 cbm Holz,
8.339,37 ctn. Koks, 3.580 Pfd. Öl, 1.296 Pfd. Talg und 45 Pfd. Schmiere (Q12)!

Man kann sich den Betrieb auf den frühen Eisenbahnen heute nicht mehr vorstellen. Vieles
war anders als heute. Man konnte z.B. nicht einmal einfach an den Schalter gehen um
sich eine Fahrkarte zu kaufen und dann gleich anschließend auf den Bahnsteig. Nein, man
mußte zunächst in den Wartesaal, wurde dann »klassenweise« vom Beamten zum jeweiligen
Wagen geführt und bekam seinen Platz vom Schaffner zugewiesen. Ähnlich wie heute
im Flugbetrieb. Genau geregelt war dies alles im »Transportreglement für die Großherzoglich
Badischen Staatseisenbahnen« vom Juli 1945.

Es gab bei der Eröffnung der Bahn vier Wagenklassen mit erheblichen Preisunterschieden
. Diese kamen auch in der Ausstattung der Fahrzeuge zum Ausdruck. Die Wagen der
1. Klasse entsprachen mit Verbesserungen der Ausstattung der Eilwagen: breite, bequeme
Polstersitze, Fußbodenteppich, verglaste Fenster, seidene Vorhänge, nur vier Personen nebeneinander
sitzend (siehe Abb. 7). In der 2. Klasse gab es bereits keine verglasten Fenster
mehr, diese wurden dort erst viel später eingebaut. Die Sitzbänke waren zwar gepolstert,
jedoch bei weitem nicht so elegant und bequem wie in der 1. Klasse. Es gab keine Vorhänge
oder Teppiche und es mußten 5 Personen nebeneinander Platz nehmen, bei starkem Andrang
auch 6 Personen.

Abb. 9: Die erste gußeiserne Eisenbahnbrücke
über die Elz. Q: wie Abb. 3.

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