Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
10. und 11. Jahrgang.1990/1991
Seite: 95
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1873 Eröffnung des durchgehenden Betriebs auf der Schwarzwaldbahn Offenburg - Singen (— Konstanz
); Staatsbahn mit Hauptbahnausrüstung
1875 Denzlingen-Waldkirch; Privatbahn

1878 Eröffnung des durchgehenden Betriebs Freiburg-Colmar mit fester Rheinbrücke in Breisach;

Staatsbahn, Rückkauf der Strecke Freiburg - Breisach durch den Staat
1887 Höllentalbahn Freiburg - Neustadt; erbaut als Lokal- und Touristenbahn (!); Staatsbahn

1893 Rhein-Orschweier-Ettenheimmünster; Schmalspurbahn (1000 mm); Privatbahn

1894 Rhein-Lahr-Seelbach (— Kehl - Rastatt); Schmalspurbahn (1000 mm); Privatbahn
1894 Kaiserstuhlbahn Gottenheim-Riegel Ort/Staatsbahnhof-Endingen-Breisach; Privatbahn
1894 Krozingen-Staufen-Sulzburg; Privatbahn

1896 Müllheim-Badenweiler; Schmalspurbahn (1000 mm); Privatbahn

Dies sind alleine die Bahnen in der nächsten Umgebung. In den anderen Teilen des Landes
und des Reiches wurde natürlich im gleichen Ausmaß gebaut und eröffnet. Die Eisenbahnhistoriker
sprechen von dieser Zeit als der großen Zeit des »Lokalbahnfiebers«.

Was ist eine Lokalbahn? Es ist eine Strecke, die nicht dem großen Durchgangsverkehr, dem
Fernverkehr, dient, sondern die Verbindung innerhalb der Region und den Anschluß an
die großen Magistralen herstellt.

Es ging bei den Lokalbahnen für die Städte oder Regionen aber auch ganz einfach darum,
den Anschluß nicht zu verpassen. Man denke da z. B. an die Stadt Lahr, die noch zu Zeiten
des Bahnbaues, eine der wichtigsten badischen Industriestädte war, dann aber, nur 3 km
von der Bahnstation entfernt, immer unbedeutender wurde. Viele andere Beispiele: Sulzburg
, Euenheim, Waldkirch usw. Die Frage nach einem Eisenbahnanschluß wurde zur
schlichten Frage um die weitere Entwicklung einer Stadt.

Andererseits entstanden da in kurzer Zeit aufstrebende, bedeutende Orte, wo zuvor nur
Feld oder Wald war und meist hatte man Schwierigkeiten einen Namen für die Stationsplätze
zu finden: an der Schnittstelle zweier Bahnlinien oder kurz vor den Landesgrenzen.
So z. B. in Singen, Weil-Leopoldshöhe (der Name wurde mehrfach geändert), Mühlacker,
Badisch-Rheinfelden, Titisee usw. An all diesen Orten waren zuvor bestenfalls unbedeutende
Dörfer, meist jedoch nur Wald oder freies Feld.

Über den Bedienungsstandard dieser Lokalbahnen darf man sich jedoch keine Illusionen
machen, er war mit jenem der Hauptbahnen bei weitem nicht zu vergleichen. Das Verkehrsaufkommen
war auf diesen Bahnen meist nicht besonders groß. Um die Bahnen trotzdem
rentabel betreiben zu können, mußten die vorhandenen Mittel sehr bewußt eingesetzt
werden.

So fuhren auf diesen Bahnen anfangs oft nur 3 Zugpaare je Tag. Auf den kurzen Bahnen
bis etwa 20 km Länge war meist nur eine Lokomotive vorhanden. Ebenso für den Personenverkehr
nur eine Garnitur an Personenwagen. Es war nur eine Zugmannschaft eingesetzt
, die dann natürlich auch sehr lange Dienstschichten leisten mußte. Die Güterwagen
wurden in aller Regel einfach an die Personenzüge angehängt und dann im Bestimmungsbahnhof
zeitraubend zum Ladegleis rangiert, während die Reisenden solange einfach auf
die Weiterfahrt warten mußten. Die Reisegeschwindigkeit betrug zwischen 15 und 25 km/h.
Durch die niedrige Fahrgeschwindigkeit mußten die Bahnübergänge nicht durch Schranken
gesichert werden und es genügte der Achtungspfiff der Lokomotive. Auf verschiedenen
Schmalspurbahnen wie z. B. Müllheim — Badenweiler hatte die Bahn auch außerhalb
der Stadt keine eigene Trasse und die Schienen waren einfach in die Straße verlegt, was
damals noch keinen Verkehrsteilnehmer störte. Die Bahnhöfe waren insgesamt viel kleiner
und es war alles nicht ganz so perfekt und streng wie auf der Hauptbahn.

Trotzdem waren diese Zweigbahnen die Hauptverkehrsadern in ihrem Einzugsbereich. Mit
ihnen wurden schlicht sämtliche Güter transportiert, egal ob es sich um Schlachtvieh, Kartoffeln
oder Getreide, Düngemittel, Baustoffe, Eisen für den Dorfschmied, die Waren für
den Kaufladen oder die Postbeförderung handelte. Gerade für die Entwicklung der Land-

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