Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
10. und 11. Jahrgang.1990/1991
Seite: 96
(PDF, 67 MB)
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Wirtschaft waren diese Bahnen sehr wichtig. Erstmals konnten Tiere ohne Gewichtsverlust
auch über größere Strecken lebend auf die Märkte gebracht werden. Die Verbreitung der
Rassen wurde erst nach Einführung der Bahn möglich, ebenso die Verwendung von Mineraldüngern
, die jetzt in großen Mengen auch über große Entfernungen transportiert werden
konnten. Dadurch wurde auch die damals noch wichtige Verbesserung der Böden in
unfruchtbaren Lagen erstmals und in großem Stil möglich. Erst die billigen Tarife der Eisenbahn
gegenüber denen des Frachtfuhrwerkes lassen dies wirtschaftlich zu. Dann konnten
die Bauern mit ihren Waren auch günstig auf die Märkte fahren, oder z.B. die Bauern
des Schwarzwaldes konnten ihre Milch in großen Mengen in die Städte wie Freiburg oder
Karlsruhe liefern, wo diese auch benötigt wurde. Dann die Reisenden selbst. Wie sollten
sie denn sonst in die Stadt zum Markt kommen, wenn nicht mit der rumpeligen Lokalbahn
. Angesichts der schlechten Straßen, gerde im ländlichen Raum, wo die Wege oft schmal
und steil, kurvenreich und mit Schlaglöchern übersät waren, hatte die Bahn auch eindeutig
den besseren Fahrweg. Diese Lokalbahnen waren nicht nur der Anschluß an die Stadt
und an die große weite Welt, die da hieß Paris oder Berlin, sondern auch an die Wirtschaft
des ganzen Landes (Q18).

Dabei kam es natürlich zu einer totalen Verschiebung der Konditionen, zu denen Eisenbahnen
erstellt wurden. So z. B. wurde beim Bau der Hauptbahn sämtliches benötigtes
Bahngelände vom Staat aufgekauft. Die Gelände späterer Bahnen mußten, selbst wenn
es sich um Staatsbahnen handelte, von den betroffenen Gemeinden gestellt werden. Dies
war zugleich Prüfstein für die Ernsthaftigkeit der Gemeindeinteressen. Ebenso wurden sie
auch oft für Bau und Betrieb zur Kasse gebeten.

Das war in Kenzingen nie der Fall. Die Bahn ist der Stadt gewissermaßen unverdient zugefallen
. Die Stadt hat nie auch nur einen Kreuzer für den Bahnanschluß bezahlt. Ob die
Kenzinger wohl jemals um ihre Gunst wußten?

Ein nichtrealisiertes Projekt

Kurz vor der Jahrhundertwende machten die Bürger der elsässischen Gemeinde Schlett-
stadt, sie waren ja jetzt Untertanen des deutschen Kaisers, eben diesem Wilhelm IL, die
große Ruine der Hohkönigsburg zum Geschenk. Der Kaiser fühlte sich wohl recht geschmeichelt
, ließ die Ruine wieder zu dem aufbauen was sie auch heute noch ist und versprach
, für die Stadt Schlettstadt etwas zu tun, sobald sich dazu Gelegenheit bietet. Also
schrieben die Räte von Schlettstadt mit Datum vom 8. Mai 1900 an ihre Majestät und baten
alleruntertänigst um Erstellung einer normalspurigen Eisenbahn von Schlettstadt über
die elsässischen Riedgemeinden über den Rhein bis nach Baden und mit Anschluß an die
dort bestehenden Bahnen. Im Antwortschreiben Ihrer Majesätit wird verkündet, daß:

»... die Herstellung... in Aussicht genommen ist... sobald... nach Fertigstellung der dringlicheren Eisenbahnbauten
... die erforderlichen Mittel zur Verfügung stehen...«

Hier nun witterte die Stadt Kenzingen ihre Chance und schrieb mit Datum vom 28. März
1901 an ihren Großherzog in Karlsruhe. Nach dem üblichen Petitions-Vorspann lesen wir:

»... Die Erstellung einer Verbindungsbahn würde ohne Zweifel den Bau einer Nebenbahn Kenzingen
— Bleichheim im Gefolge haben, dadurch könnten die für die Rheinbauverwaltung nötigen Sandsteine
direkt per Bahn aus den Brüchen an den Rhein befördert werden... Eine Ausdehnung der Bleichtalbahn
über den Streitberg bis ins Kinzigtal scheint mit der Zeit nicht ausgeschlossen. Somit würde
die neue Bahn den Güteraustausch großer Teile des Schwarzwaldes und der Vogesen fördern und der
wirtschaftlichen Erschließung eines großen Hinterlandes dienen...«

Näheres dazu ist in einem Artikel von W. Höhmann in DIE PFORTE 4/1982 nachzulesen.
Der Verfasser kommt dabei zu dem Schluß:

»Leider konnte dieses ehrgeizige Projekt... nicht realisiert werden.«

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