Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
10. und 11. Jahrgang.1990/1991
Seite: 141
(PDF, 67 MB)
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Die Einzelhandelsbetriebe kämpfen bundesweit mit dem Uberleben, denn 63 % der Inhaber
(statist. Bundesamt, Stand 1987) verfügen über ein Einkommen von nicht mehr als
DM 2.500,— monatlich. Obwohl ein Förderungsprogramm für den Mittelstand existiert,
hat dieses kaum eine Verbesserung der wirtschaftlichen Situation herbeiführen können,
da versäumt wurde, den zu fördernden Mittelstand neu zu untergliedern und damit gezielter
zu unterstützen. Bei der Arbeitsstättenzählung 1987 hat sich bundesweit ergeben, daß
Betriebe mit 5 — 49 Beschäftigten die weitaus dynamischste Gruppe stellen mit einer Zunahme
um 27,6 °7o seit 1970, während die Großbetriebe mit mehr als 500 Beschäftigten
sogar um 4,8 °Io abgenommen haben.

Kenzingen selbst hat sich im Verlauf der letzten Jahre als problematischer Betriebsstandort
erwiesen, der mit Abwanderung nach zwei Richtungen zu kämpfen hat: einmal durch
Wegzug von Betrieben (z.B. der Uhrenfabrik Kaiser und der Firma Dual), zum anderen
durch Ausfall potentieller Käufer aus den Neubaugebieten, die Geschäfte in der Nähe ihres
Arbeitsplatzes im Umland bevorzugen.

Heute wird vom selbständigen Geschäftsinhaber eine Leistung verlangt, die nur durch »arbeiten
, arbeiten, arbeiten« erbracht werden kann. Für ihn müßte in gleicher Weise ein »soziales
Netz« geschaffen werden, auch er müßte krank sein dürfen, aber »der Gesetzgeber
erlaubt es nicht, denn Arbeitsplätze haben Vorrang«.

Diese um 1930 geborene Generation wurde von den Eltern zur Pflicht erzogen; sie hatte
»ohne Wenn und Aber den Betrieb zu übernehmen«, nicht zuletzt um dadurch das Alter
der Eltern abzusichern. Viel Zeit blieb dabei nicht übrig für Hobbys, für Sport, Musik
und Gartenarbeit.

War in den letzten 40 Jahren das Bestreben der Einzelhändler auf Expansion gerichtet,
so denkt die kommende Generation bereits an Verkleinerung der übernommenen Betriebe
, um auf überschaubarer Fläche mit geringeren Personalkosten und reduziertem Warenlager
rationeller arbeiten zu können. Mit spitzem Bleistift wird heute gerechnet, um die
Überlebenschancen zu vergrößern.

Ursula Huggle

Quellen:

Ausgefüllter Fragebogen; weitere Angaben in einem Brief vom 22.5.1990. Interviews am 22.3.1990
und am 9.9.1991. Gespräch mit dem Einzelhandelsverband Südbaden e.V. am 9.9.1991.
Stadtarchiv Kenzingen V/110 von 1946.
Spezielle Literatur:

Der Bürger im Staat, 39. Jg. März 1989.

Der Überblick, 33. Jg. März 1991 und April 1991, hg. v. ISW Informationsdienst Soziale Marktwirtschaft
Baden-Württemberg e.V., Stuttgart.

Statistik von Baden-Württemberg, hg. v. Statistischen Landesamt Baden-Württemberg, Bd. 3, 5, 90,
161, 185, 402. (Ein Dankeschön an Herrn Eichfuss vom Statistischen Landesamt und an Herrn Pfeffer
aus Kenzingen für das zur Verfügung gestellte Material.)
Allgemeine Literatur im Anhang.

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