http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/pforte-1991-10-11/0172
Abb. 2: Franz Zahner 1969 bei einem Instruktionskurs
in Pfullendorf
Aus verschiedenen Gründen stieg 1955 F.
Zahner für einige Jahre aus dem erlernten
Beruf aus und meldete sich zur Bundeswehr
, wo er bis 1959 blieb. Als er sich anschließend
nach einem zu pachtenden
Geschäft in Herbolzheim umsah, wurden
ihm gleich 14 Angebote unterbreitet! Dieses
Handwerk war mit seinen 38 Innungsmitgliedern
1962 noch keinesfalls
überbesetzt. Er übernahm schließlich den
Betrieb Herbstritt, da er dort früher kurze
Zeit gearbeitet hatte. Fünf Jahre verbrachte
er mit seiner Familie in Herbolzheim, bis
sich die Möglichkeit ergab, das Elternhaus
seiner Ehefrau, geborene Dörenbecher, in
Kenzingen käuflich zu erwerben. Das Haus
in der Brodstraße hatte zwischenzeitlich ein
Bruder von Clara Zahner Igeerbt, der von
Beruf Elektromeister war. Er hatte bereits
einen Verkaufsraum im Vorderhaus eingerichtet
. Schließlich zog er es jedoch vor, mit
Frau und drei kleinen Kindern nach Amerika
auszuwandern. F. Zahner richtete dann
dort die Baublechnerei mit Installationsgeschäft
ein.
Brand im Farrenstall
Nun mußte als erstes umgebaut und eine Werkstatt eingerichtet werden, denn das Haus
in der Brodstraße 8 beherbergte ursprünglich ein landwirtschaftliches Anwesen, bei welchem
das Vorderhaus als Wohnhaus, das rückwärtige Gebäude als Stall genutzt worden
war. Viel mußte investiert werden, bis der Betrieb den ständig wachsenden Anforderungen
gerecht werden konnte. Es herrschte Hochkonjunktur auf dem Bau, das bedeutete auch
eine gute Auftragslage für die Ausbaugewerbe. Nach 1965, also noch vor der sog. Talsohle
, liefen die Geschäfte plötzlich schlecht. Die Auftragsbücher blieben leer. Einen solchen
krisengeschüttelten Beruf wollte auch kein Lehrling mehr ergreifen. In dieser Zeit ließ der
Landesinnungsverband sogar eine Schallplatte zur Lehrlingswerbung pressen. Bis jedoch
die Innungen mit Platten versorgt waren, bildeten die Betriebe aufgrund der Rezession
schon keine Lehrlinge mehr aus...
Die weiteren Wirtschaftsflauten, z. B. nach 1975, hatten dann keine Auswirkungen mehr
auf den Zahnerschen Familienbetrieb.
1965 mußte F. Zahner erfahren, was für eine schwere Last auf einem Handwerksbetrieb
liegt, der für seine ausgeführten Arbeiten haftet. Beim Einbau eines Bades in der Wohnung
des Farrenwärters, der ehemaligen Zehntscheuer, entstand ein Brand, ausgelöst durch
Funken beim Einlöten von kupfernen Verbindungsteilen. Das Feuer griff auf den ganzen
städtischen Farrenstall über, da keine Brandmauer vorhanden war, die die Wohnung vom
Ökonomiegebäude trennte. Der nachfolgende Prozess nahm den pflichtbewußten Handwerksmeister
sehr mit, obwohl er schließlich von der Anklage der fahrlässigen Brandstiftung
freigesprochen wurde. Er litt an immer wiederkehrenden Herzattacken, die 1977 zu
seinem frühen Tod führten.
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