Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
10. und 11. Jahrgang.1990/1991
Seite: 205
(PDF, 67 MB)
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1913 auf 1,6 Millionen Mark angewachsen. Ein Zeichen, welche großen Aufgaben in jener
Zeit auf die Gemeinden zukamen und finanziell bewältigt werden mußten. Die Investitionen
auf die Zukunft (z. B. die erwähnte Elektrifizierung) gelangen den Kommunen nicht
mehr, ohne sich zu verschulden.

Ein für die damalige Zeit nicht unbedeutendes Bauvorhaben nahm die Sparkasse im Jahre
1903 in Angriff. Im Jahresabschluß der Sparkasse lesen wir: Laut Beschluß des Verwaltungsrates
vom 13.3.1903 wurde für das Großherzogliche Notariat und für das
Großherzogliche Steuerkommissariat je ein Gebäude zu errichten beschlossen, da für die
Beamten in Kenzingen keine Wohnungen erhältlich waren. Offensichtlich gab es auch damals
schon Zeiten der Wohnungsnot. Das Steuerkommissariat, das spätere Finanzamt Kenzingen
, war noch bis zu seiner Auflösung 1936 bzw. 1944 in einem der beiden Doppelhäuser
— jetzt Freiburger Straße 3 und 5, somit Nachbarhäuser des heutigen Sparkassengebäu-
des — untergebracht. Alte Kenzinger sprechen daher bei diesem Gebäude bis heute vom
»Finanzamt«. Auch ein anderes Objekt war in jener Zeit im Eigentum der Sparkasse: Das
Kenzinger Postamt. Dies war es schon z. Zt. der kaiserlichen Reichspost und ist es bis zur
heutigen Zeit der Deutschen Bundespost geblieben. Die genannten Anwesen wurden in
den 20er Jahren verkauft (1921 an den Reichsfiskus bzw. 1928 an die Deutsche Reichspost).

Ein für alle Sparkassen besonderes Jahr war 1908. In diesem Jahr wurde ein einheitliches
Scheckgesetz für das Deutsche Reich erlassen und den Sparkassen die »passive Scheckfähigkeit
« zuerkannt. Von diesem Zeitpunkt an konnten die Kunden Sparkassenschecks ausstellen
. Es war dies die eigentliche Geburtsstunde des Spargiroverkehrs, bei der Sparkasse
Kenzingen eingeführt mit Verwaltungsratsbeschluß vom 9.3.1917. Welche ungeheure Bedeutung
dem Giroverkehr zukam, zeigte sich schon wenige Jahre später nach der Inflation
1923 und wieder nach der Währungsreform 1948.

In den ersten Jahren nach der Jahrhundertwende setzte eine weltweite Konjunkturkrise
mit wirtschaftlichen Erschütterungen ein. Diese traf selbstverständlich auch die Sparkasse
Kenzingen. Dennoch war sowohl die Entwicklung der Einlagen als auch die der Ausleihungen
nach wie vor gut. Einlagen und Ausleihungen hatten sich in den Jahren zwischen
1900 und 1913 sogar mehr als verdoppelt, so daß die Sparkasse mit ihrer Bilanzsumme
im Jahre 1913 die 12-Millionen-Grenze überschritten hatte. Dazu kam in jenen Jahren auch
eine gute Ertragslage, die erhebliche Gewinnausschüttungen an die bürgende Gemeinde,
die Stadt Kenzingen, zuließ; insgesamt waren dies bis 1914 508.000 Mark und weitere 200.000
Mark bis 1922. Vom erstgenannten Betrag wurden für den Bau des Volks- und Realschulgebäudes
sowie der Turnhalle und für andere Zwecke der Realschule allein fast eine halbe
Million Mark verwendet. Gibt es solche Gewinnausschüttungen heute nicht mehr? So mögen
manche - insbesondere Bürgermeister und Gemeinderatsmitglieder - fragen. Außer sicherlich
nicht unbedeutenden Spenden der Sparkasse für vielerlei gemeinnützige Zwecke, waren
Gewinnausschüttungen bis heute nicht mehr möglich. Die Sparkasse hat in zwei großen
Inflationen praktisch ihr gesamtes Vermögen verloren und hat bis heute mit ihrem inzwischen
wieder angesammelten Eigenkapital die Grenze noch nicht erreicht, die nach dem
Sparkassenrecht Gewinnausschüttungen zulassen würde. Dazu kommt, daß sich die heutigen
kreditwirtschaftlichen Vorschriften alle auf das Eigenkapital beziehen, das - im Gegensatz
zu den Kreditinstituten anderer Rechtsformen - bei den Sparkassen bisher nur aus
den Gewinnen gebildet werden konnte. Darüber hinaus steht heute an erster Stelle die Einlagensicherung
, die letztlich nur durch ein entsprechendes Eigenkapital zu gewährleisten ist.

Die bereits angesprochenen umfangreichen Spenden der Sparkasse können hier nicht alle
aufgeführt werden. Einige dieser Zuwendungen aus den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg
- insbesondere ab den 60er Jahren - sollen aber doch beispielhaft genannt sein. So
erfolgte unter Mithilfe der Sparkasse die Renovierung der historischen Wappenscheiben
im Rathaus zu Endingen. Dasselbe gilt für die Instandsetzung eines Wegkreuzes zwischen
Ober- und Niederhausen und für die Renovierung der beiden Ölgemälde im Kenzinger

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