http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/pforte-1991-10-11/0218
Die Zeit des Wiederaufbaues war gekennzeichnet durch hohe gesamtwirtschaftliche Wachstumsraten
und relativ stabilen Geldwert. Da sich diese Epoche vom Anfang der 50er Jahre
bis in die Mitte der 60er Jahre erstreckte, bezeichnet man diese Zeit auch als die »langen
Fünfziger«.
Die Zeit von 1964 bis zum Zusammenschluß mit der Sparkasse Emmendingen
im Jahre 1976
Ein Hauptmerkmal der zweiten Hälfte der »langen Fünfziger« war ein durchgreifender
Strukturwandel. Auch nach der Währungsreform blieb in unserem Gebiet die Landwirtschaft
noch Jahre vorherrschend. Vielerlei Gründe, so auch die Mechanisierung und Modernisierung
der Landwirtschaft, führten dann aber zu einer laufenden Abnahme der dort
Beschäftigten und damit zur Abwanderung in Industrie, Handwerk, Handel und Dienstleistungsbetriebe
. Ein Blick auf die Dörfer unseres Geschäftsbezirks macht dies deutlich.
Ihre zuvor seit Jahrhunderten bestehende landwirtschaftliche Prägung hat sich nach und
nach zu Wohngemeinden gewandelt. Auf diese Strukturveränderung hatte sich auch die
Sparkasse einzustellen.
Nach den Bestimmungen ihrer Satzung, sind die Sparkassen zur Pflege des Sparsinnes
und zur Befriedigung des örtlichen Kreditbedarfs, unter besonderer Berücksichtigung des
Mittelstandes, der wirtschaftlich schwächeren Bevölkerungskreise und der öffentlichen Hand
verpflichtet. Um einerseits diesem Satzungsauftrag nachkommen und um andererseits ihre
Kunden halten und darüber hinaus ihr Geschäft ausbauen zu können, mußte die Sparkasse
ein umfassendes Zweigstellennetz schaffen. Die Zeiten waren vorbei, in denen die
Einwohner der Kaiserstuhl-, Rhein- und Bleichtalgemeinden zu Fuß oder höchstens mit
dem Fahrrad zur Sparkasse nach Kenzingen kamen, um ihre Geldgeschäfte zu erledigen.
Dieser Gang zur Sparkasse war früher für unsere ländliche Kundschaft so eine Art Festtag
, den sie regelmäßig bei einem Glas Bier oder einem »Viertele« in dem der Sparkasse
gegenüberliegenden »Gasthaus zur Linde« beschloß.
Zwar hatte die Sparkasse Kenzingen schon seit 1929 eine Zweigstelle in Herbolzheim, eine
Ausdehnung des Zweigstellennetzes stieß aber in den 50er Jahren zunächst noch auf das
Hindernis der hierfür erforderlichen staatlichen Genehmigung. Diese war nur schwer zu
erhalten. Trotzdem konnte bereits 1956 die Zweigstelle Oberhausen eröffnet werden. Der
eigentliche Aufbau des Zweigstellennetzes vollzog sich jedoch erst Ende der 50er Jahre,
nach Wegfall der Genehmigungspflicht. Bis zur Fusion mit der Sparkasse Emmendingen
wurden weitere 13 Zweigstellen eröffnet. Das heutige Zweigstellennetz deckt den gesamten
Geschäftsbezirk ab.
Sowohl hinsichtlich der Öffnungszeiten als auch der Räumlichkeiten, waren fast alle der
in rascher Folge eröffneten Zweigstellen zunächst Provisorien, die Stück um Stück zu bereinigen
waren. Schaffung neuer Geschäftsräume, Um- und Erweiterungsbauten waren erforderlich
, da die Räumlichkeiten bei teilweise stürmischer Ausdehnung des Geschäftes
immer wieder zu klein wurden.
Auch mit ihrem Sparkassengebäude in Kenzingen ging es der Sparkasse nicht anders. Nach
einem Umbau in den Jahren 1956/57 glaubte man, daß die neuen Räumlichkeiten auf viele
Jahrzehnte hinaus für die Erfordernisse der Sparkasse ausreichen würden. Doch schon
wenige Jahre später »platzte die Sparkasse wieder aus allen Nähten«. Bei dieser Situation
war es klar, daß nicht nur ein erneuter Umbau, sondern ein umfassender Um- und Erweiterungsbau
notwendig sein würde, zu welchem aber das erforderliche Gelände fehlte. Viele
Verhandlungen wurden geführt, dabei auch ein Neubau auf dem Gelände des früheren
Gasthauses »Uesenberger Hof« ins Auge gefaßt. Als es aber gelang, Nachbargrundstücke
des Sparkassengebäudes zu erwerben, ging man an den Um- und Erweiterungsbau desselben.
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